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Erzähl mir von morgen

Erzähl mir von morgen

Titel: Erzähl mir von morgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Seidenberg
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Eine Überschrift, die ich schön fand oder auch nur ein zartes Rosa auf einem Sommerkleid. Aber auch düstere, melancholische Momente waren zu finden. Ein altes verrostetes Gartentor, das windschief in den Angeln hängte zeigte mir auf, wie vergänglich das Leben sein konnte. Der Text eines Liedes, das mich berührt hatte – Er schaut mich an und weiß nicht, dass ich ihn durchschauen kann. Mit Lügen in seinen Augen, erzählt er mir Geschichten aus der Vergangenheit und singt mir falsche Lieder.
    Es war, als zeige die Wand mein Innerstes, das Persönlichste und Einzigartige an mir.
     
    Und diese Wand hatte nun Christophers Aufmerksamkeit geweckt. Er trat darauf zu und sah sie sich genauer an. „Was ist das?“ fragte er mich und zeigte auf die übereinander geklebten Zettel. Er streckte die Hand nach einer Papierserviette aus, um sie sich genauer anzusehen, als ich mich zwischen ihn und die Wand schob.
    „Das ist g-gar nichts!“ sagte ich schnell. Ich hatte sofort erkannt, welche Zeilen ihn interessiert hatten . Kurz nach Sams Tod waren sie mir in den Sinn gekommen und nie wieder verschwunden. Es war, als würde ich meinen Bruder sprechen hören und es machte mich einerseits sehr traurig, da er nie wieder bei mir sein würde, aber andererseits schienen mich diese einfachen Worte zu trösten und weiterzumachen.
     
    Kleine Schwester, spielst du verstecken,
    obwohl ich wirklich gegangen bin?
    wartest du auf mich und siehst in die Dunkelheit
     
    Diese Worte – auf eine einfache Serviette gekritzelt – waren nur für mich bestimmt. Ich hatte sie mit niemandem teilen wollen. Christopher schien meine Reaktion zu verstehen, denn er lächelte mich an, drehte sich um und sah sich den mageren Rest meiner Wohnung an.
    Wer meine Wohnung betrat, stand direkt im Wohnzimmer , eine Diele gab es nicht. Der schmale Gang, von dem der Abstellraum abging, diente als Garderobe und als Platz für Celias Karre. Auch ihr Sandspielzeug musste dort aufbewahrt werden.
    Im Wohnraum , der mit seinen 30m² recht großzügig geschnitten war, befand sich zur linken Seite das Wohnzimmer mit einem sehr kleinen Balkon, über den ich dennoch sehr dankbar war, und zur rechten Seite die Küche mit der schmalen Küchenzeile sowie dem Esstisch.
    Ich hatte Celia neben dem Sofa eine Spielecke eingerichtet, da im Sch lafzimmer kein Platz dafür war und ich sie so immer gut im Auge hatte. Mein dunkelblaues Ikeasofa hatte ich gebraucht erstanden. Der alte Fernseher hatte bereits bessere Tage gesehen, aber da ich in den letzten Wochen kaum Zeit hatte, blieb er meist ausgeschaltet.
    Mein Schlafzimmer, das direkt an das Wohnzimmer angrenzte, war kleiner, doch ein großer Kleiderschrank, mein Bett sowie eine Kommode fanden dort Platz.
    Celias kleines Gitterbett war zum zusammenklappen, so dass ich es morgens wegräumen konnte, um mehr Platz zu haben.
    Leider musste jeder, der auf die Toilette wollte, durch mein Schlafzimmer marschieren, da das Bad nur so zu erreichen war. Da ich jedoch selten Besuch bekam, war mir dieser Makel der Wohnung selten aufgefallen.
     
    Christopher lächelte mich freundlich an. Es schien ihm nichts auszumachen, dass ich ihn so abrupt von der Musterung meiner Pinnwand herausgerissen hatte. Ich hatte, bevor ich den Kontakt zu Nathan wieder aufgenommen hatte, selten Besuch. Es ergab sich nie, dass jemand meine Pinnwand zu Gesicht bekam und ich mich erklären musste. Ich beschloss, etwas dagegen zu unternehmen und machte mich mit dem Gedanken vertraut, dass ich meine Zettelwirtschaft abnehmen und woanders aufbewahren musst.
     
    „Ein Wasser, bitte!“
    Ich zuckte zusammen, als Christopher meine Frage beantwortete und mich aus meinen Gedanken riss. Ich goss ihm schnell das Gewünschte ein und bat ihn, Platz zu nehmen, während ich den Einkauf wegräumte.
    E r sah sich ein wenig im Zimmer um und blieb dann vor der Kommode mit den Fotos stehen. Aufmerksam sah er sich die Schnappschüsse an. Sie zeigten Beth, Oliver und mich bei fröhlichen Ausflügen. Die meisten Fotos waren jedoch von meinem Bruder. Ich hatte ihn gern um mich. Es versetzte mir immer einen Stich, wenn ich ihn ansah und daran erinnert wurde, dass er nie wiederkommen würde, doch er gehörte zu meinem Leben. Immer noch und ihn um mich zu haben, auch wenn es nur auf Fotos war, ließ mich nicht ganz so einsam fühlen.
    Es gab jedoch kein einziges Foto von dem Menschen, der mir immer sehr viel bedeutet hatte. Die Fotos von Nate hatte ich nach meinem peinlichen Auftritt vor

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