Erzähl mir von morgen
junge Mädchen, die ein Kaufhaus ausräumen durften. Auf dem Weg zurück in die Stadt kamen wir aus dem lebhaften Schwatzen nicht mehr heraus.
„Sie hat uns erneut eingeladen, kannst du dir das vorstellen?“ fragte Estelle mich und ich schüttelte immer noch ungläubig den Kopf.
„Stell dir vor, wir haben echte Delacroix im Kofferraum!“ rief ich aufgeregt.
Estelle quietschte aufgrund dieses Gedankens.
„Das ist Wahnsinn! Kannst du dir vorstellen, wie uns alle anderen beneiden werden? Ihre Stücke sind beinahe unbezahlbar!“
Ich lächelte glücklich.
„Jetzt müssen wir nur noch einen guten Artikel darüber schreiben!“ sagte Estelle.
„Aber genug Fotos haben wir bekommen!“ sagte ich und dachte an die vielen Kleider, die heute meinem Körper geschmeichelt hatten. Noch immer konnte ich die angenehmen Stoffe auf meiner Haut spüren.
Estelle bog in die Amory Street ein und parkte kurz darauf vor dem Haus von Charlotte und Frank.
Ich verabschiedete mich schnell von ihr, holte den Kleidersack mit meinem zurzeit wertvollsten Besitz und winkte ihr zu, als sie die Straße hinunterfuhr.
Charlotte wartete bereits mit Celia auf dem Arm auf mich.
Da ich heute den Außentermin bei Eugènie Delacroix wahrnehmen sollte, hatte ich unter heftigen Gewissensbissen Charlotte gebeten, Celia vom Kindergarten abzuholen und solange auf sie aufzupassen, bis ich sie abholen würde.
Sie streckte bereits begeistert die Ärmchen aus, als sie mich den kurzen Weg die Einfahrt hochkommen sah.
Charlotte lächelte mich glücklich an, als sie Celia an mich weitergab.
„Wie war dein Tag, Greta? Du strahlst so!“ begrüßte sie mich freundlich.
Ich konnte das Lächeln aus meinem Gesicht nicht vertreiben.
„Du wirst nicht glauben, was mir heute passiert ist!“ rief ich übermütig und ging mit Charlotte ins Haus.
Sie hatte mir den K leidersack abgenommen und sah mich fragend an.
„Wir waren heute bei einer sehr bekannten Designerin und sie war sehr, sehr nett. Sie dir das Kleid nur an!“ sagte ich, als ich spürte, dass Charlotte unbedingt den Kleidersack öffnen wollte. „Sie hat es mir geschenkt! Ist das nicht Wahnsinn?“
Charlotte war sprachlos, als sie den Traum aus silber und gold ansah.
„Das ist ein echter Delacroix!“ sagte sie erstaunt.
Ich nickte. „Toll, oder?“ Ich konnte kaum glauben, dass ich eines dieser begehrten Designerstücke nun besaß.
Charlotte sah mich fragend an. „Seit wann schreibt „Bianca“ über solche Themen?“
Ich schob Celia auf meine andere Seite und ging mit ihr ins Wohnzimmer. Charlotte folgte mir schweigend.
Still setzte ich mich auf das Sofa, doch Charlottes fragender Blick, ließ mich weich werden.
„Ich habe einen neuen Job!“ sagte ich leise.
„Greta!“ Charlotte legte das Kleid zur Seite und setzte sich neben mich. „Warum hast du mir denn nichts davon erzählt?“
Sie legte vertrauensvoll den Arm um mich und zog mich an sich.
„Ich wollte dir keine Sorgen bereiten!“
Charlotte lachte leise. „Greta, du bist wie mein fünftes Kind. Es wäre unnormal, würde ich mir keine Gedanken über dich machen. Ich frage mich nur immer, warum es für dich so schwer ist uns zu vertrauen. Wir sind doch deine Familie!“
Ich seufzte leise.
Ja, sie waren meine Familie, aber gleichzeitig wusste ich auch, dass ich mich immer als Außenseiter fühlen würde, egal wie lange ich bei ihnen sein würde, denn das, was vor sieben Jahren geschehen war, würde immer zwischen uns stehen.
Kapitel 20
Mit meinem neuen Kleid, das ich am nächsten Tag auch Ann vorführte, war ich für Freitagabend mehr als gerüstet. Sie lieh mir noch passende silberfarbene Sandalen und schickte mich zu ihrer Hairstylistin, die meine Locken in perfekten Wellen leicht hochsteckte, sonst jedoch vollkommen frei über meine Schultern fallen ließ.
Das Make-up, das sie mir auftrug, verwandelte mich in eine Prinzessin und ich fühlte mich schön und begehrenswert.
Dass Christopher sprachlos war, als er mich zu Hause abholte, konnte ich nachvollziehen. Ich selbst hätte mich im Spiegel nicht mehr erkannt. Er küsste mich liebevoll, ehe ich mich um mich selbst drehen musste, damit er mich ansehen konnte.
„Du siehst umwerfend aus!“ sagte er, als er seine Sprache wieder fand.
Ich lächelte ihn kokett an, bevor ich mich bei ihm einhakte und wir gemeinsam zu seinem Auto gingen , damit er uns in das Boston Opera House fuhr. Das Restaurant „Chez Vincent“, ein
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