Erzähl mir von morgen
Geschirr, Tee und vielen verschiedenen Keksen zu uns zurück. Das Geschirr war mit winzigen Rosen bemalt und wirkte, als würde es zerbrechen, wenn es berührt werden würde.
Wir hatten uns auf die weißen Bezüge gesetzt und nahmen dankend die gefüllten Teetassen entgegen. Es schien nicht, als wären wir zum Arbeiten hier, sondern für einen gemütlichen Plausch bei einer alten Freundin vorbeigekommen.
Eugènie ließ sich mit einem erleichterten Seufzen auf den Sessel sinken.
„Und?“ sie sah uns fragend an. „Ist es unhöflich zu fragen, ob ihr zwei Hübschen jemanden zu Hause warten habt?“ Sie lachte fröhlich auf. „Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte, aber ich bin einfach so neugierig! Also, erzählt mir alles!“
Estelle lächelte freundlich. „Ich bin seit drei Jahren verheiratet!“
Die Designerin klatschte erfreut in die Hände. „Wie schön! Ich habe es niemals geschafft einen Mann derart an mich zu binden!“ Sie seufzte theatralisch. „Ich bin und bleibe nun einmal mit meiner Mode verheiratet.“ Sie wandte ihren Blick mir zu. „Und du, mein Kindchen? Wer ist der Glückliche?“
Ich verschluckte mich beinahe an meinem Tee.
„N-niemand besonderes!“ sagte ich stotternd und hoffte, dass die Wärme, die in meine Wangen kroch nicht allzu deutlich zu sehen war.
Die ältere Frau mir gegenüber hob spielerisch drohend den Zeigefinger.
„Das glaube ich dir nicht!“ Sie lächelte mich vertrauensvoll an. „Du strahlst geradezu eine Verliebtheit aus, die jeder sehen kann. Wir sind hier doch unter Freundinnen! Sag mir, wer es ist? Kenn ich ihn?“
Ich sah Estelle bittend an, doch Eugènie fuhr dazwischen.
„Oh, du weißt es, Estelle?“ Sie klimperte mit ihren schwarzen Wimpern. „Bitte, sag es mir. Ich sterbe vor Neugier!“
„Ich glaube, Greta muss das schon selbst sagen!“ sagte sie sanft.
„Es ist Christopher Ryan!“ sagte ich schnell und überlegte, ob ich wirklich verliebt in Christopher war. War es wirklich Liebe? Ich erinnerte mich an die Worte, die Nate mir entgegen geworfen hatte, bevor er gegangen war.
„Hast du dich mal gefragt, ob du ihn liebst? Denn auch ihm gegenüber wäre es fair die Wahrheit zu sagen!“
Eugènie überlegte und schien keinerlei Verbindung zu dem Namen herstellen können, was mich sehr erleichterte, doch dann glitt ein Lächeln auf ihr Gesicht.
„Christopher Ryan , der Anwalt!“ flüsterte sie und sah mich anerkennend an. „Manche Frauen würden sterben, um mit ihm ausgehen zu dürfen! Wie lange seid ihr schon zusammen?“
„Ein paar Wochen“, ich rechnete kurz nach. Es war September geworden und Anfang Juni hatte ich Christopher im Park kennen gelernt. „Drei Monate!“ wisperte ich und Eugènies Lächeln wurde noch breiter.
„Das sieht man, Kindchen!“ sagte sie. „Du strahlst wie frisch verliebt!“
Was für ein Arbeitstag, dachte ich. Mussten wir die ganze Zeit über mein Privatleben sprechen? Ich versuchte Estelle ein Zeichen zu geben, damit sie mit dem Interview begann, doch sie schien wie gebannt von Eugènie und hörte aufmerksam ihren Ausführungen über junge Liebe zu.
Ich wäre am liebsten im Boden versunken, als ich die Designerin über die wahre, echte Liebe sprechen hörte. Sie ereiferte sich immer mehr, bekam rosige Wangen und schien in ihrem Element zu sein.
Wahrscheinlich wäre sie, wenn sie nicht Designerin geworden wäre, eine gute Kupplerin geworden.
Es dauerte lange bis sie sich schließlich ihrem anderen Herzensthema – der Mode – widmete. Ich hatte derweil drei Tassen Tee getrunken und saß ziemlich abgefüllt auf dem Sessel, wollte jedoch nicht das Interview, das nun wirklich begonnen hatte, unterbrechen.
Eine weitere halbe Stunde hielt ich es noch aus, doch als Eugènie aufstand, um uns ihre Werke zu zeigen, konnte ich nicht mehr. Ich musste zur Toilette.
„Am Freitag hat sie ihren großen Auftritt!“ hörte ich meine Arbeitskollegin sagen, als ich den weiß gekachelten Flur von der Toilette zurückkam. Ich blieb lauschend vor der Tür stehen.
„Würden sie sich nicht erst so kurz kennen, würde ich vermuten, dass er ihr einen Antrag machen will. Oder sie soll bei ihm einziehen!“ Erzählte Estelle der Designerin das, was ich ihr im Vertrauen auf der Hinfahrt berichtet hatte.
„Wie wundervoll!“ rief Eugènie und klatschte in die Hände. „Es ist so romantisch! Kindchen, lass mich mal…!“ Ich hörte Stoff rascheln und hielt es für den geeigneten Moment das
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