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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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einziges Zimmer für acht Mann! Und dieses erbärmliche Lager, wo man hätte erfolgreichere Jagden anstellen können, als auf den reservirten Terrains der Gemeinde. Da wimmelte es von abscheulichen Parasiten, von denen die Hunde, welche neben den sogenannten Betten lagen, auch ihren reichlichen Antheil erhielten, so daß sie sich die ganze Nacht mit den Pfoten kratzten, daß der Fußboden zitterte.
     

    Und ich Ahnungsloser hatte unsere Wirthin, eine alte Picarde mit widerspenstiger Perrücke, noch gefragt, ob es in ihrem Schlafraume wohl Flöhe gebe!
    »Ach nein, antwortete sie unbefangen, die würden von den Wanzen aufgefressen werden!«
    Darauf hatte ich mich entschlossen, völlig angekleidet auf dem krummbeinigen Stuhle zu schlummern, der bei jeder Bewegung ächzte und wimmerte. Aber ich kam mir auch wie zermahlen vor, als es endlich Tag wurde.
     

    Natürlich war ich der Erste auf den Füßen. Brétignot, Matifat, Pontcloué, Duvauchelle und ihre Gefährten schnarchten noch. Mich drängte es in’s Freie zu kommen, wie alle unerfahrenen Jäger, welche schon mit der Morgenröthe, selbst ohne gefrühstückt zu haben, in’s Zeug gehen wollen. Die Meister in der Kunst dagegen – welche ich respectvoll Einen nach dem Andern weckte – legten brummend meiner Neophyten-Ungeduld Zaum und Zügel an. Sie wußten es, die Spitzbuben, daß man dem Rebhuhn bei erst anbrechendem Tage, wo dessen Flügel noch thaufeucht sind, schwer ankommen kann, und daß es, wenn es dann einmal davonflattert, wenig Neigung spürt, nach dem Revier zurückzukehren.
    Es galt also zu warten, bis die Sonne alle Thränen des Morgenrothes hinweggeküßt hatte.
    Endlich, nach ziemlich summarischem Frühstück, dem der unausbleibliche »Morgenpfiff« die nöthige Würze verlieh, verließ die Gesellschaft, sich überall noch nachträglich kratzend, den Gasthof und begab sich nach der Feldmark, wo die reservirten Jagdgründe anfingen.
    Eben als wir deren Grenze erreichten, zog mich Brétignot zur Seite und sagte:
    »Halten Sie Ihre Flinte schräg, die Mündung nach der Erde gerichtet, und sehen Sie
     

    Sie sich vor, Niemand todt zu schießen.
    – Ich werde mein Bestes thun, anwortete ich, ohne gerade Garantie geben zu wollen, doch wenn erst Einer mich schösse, dann könnt’ ich wohl…«
    Brétignot zuckte verächtlich die Achseln, und nun ging’s an die Jagd – Jeder nach seinem Gutdünken.
    Es ist ein abscheuliches Stückchen Land, dieses Hérissart, das bezüglich des allgemeinen Charakters seinem Namen wenig Ehre macht. Doch scheint es, daß, wenn es auch nicht Wildreichthum bietet, wie Mont-sous-Vaudrey, doch die Dickichte gut bevölkert sind; daß es hier Hasen gab, versicherte Matifat, und daß man sie hier »mehr als Zwölf auf’s Dutzend« habe umherspringen sehen, setzte Pontcloué hinzu.
    Mit der Aussicht auf so reiche Beute waren die wackeren Leute vorläufig alle in bester Laune.
    Es ging also vorwärts. Die Witterung – herrlich. Schon blitzten einzelne Sonnenstrahlen durch die Morgennebel, die sich am entfernten Horizonte zusammenballten. Ueberall Schreien, Piepen, Glucksen! Da flatterten verschiedene Vögel aus den Furchen auf und stiegen gerade zum Himmel empor, wie Helicopteren, deren Feder plötzlich losschnellte.
    Kaum im Stande mich zu bemeistern, legte ich wiederholt die Flinte an.
    »Schießen Sie nicht, schießen Sie nicht! rief Freund Brétignot, der mich unbemerkt im Auge behielt, mir zu.
     

    – Warum? Sind das keine Wachteln?
    – Nein, Lerchen! Schießen Sie nicht!«
    Es versteht sich von selbst, daß Maximon, Duvauchelle, Pontcloué, Matifat und die beiden Anderen mich mit so manchem malitiösen Seitenblick beehrten.
     

    Dann schlugen sie sich klüglich seitwärts mit ihren Hunden, welche, die Nase nach unten gerichtet, die Luzerne, Esparsette und den Klee absuchten, und deren erhobene Schwänze wackelten wie ebenso viele Fragezeichen, welche ich nicht zu beantworten gewußt hätte.
    Ich gewann die Vorstellung, daß jene Herren eben nicht darauf versessen waren, in der gefahrdrohenden Zone eines Novizen zu verweilen, dessen Flinte ihnen einige Angst wegen ihrer Schienbeine einflößen mochte.
    »Donnerwetter, so halten Sie doch Ihren Schießprügel wie’s sich gehört! wiederholte noch Brétignot, ehe auch er sich davonmachte.
    – Nun, ich halte die Flinte nicht schlechter als ein Anderer!« erwiderte ich etwas verletzt über diesen Luxus von Rathschlägen.
    Noch einmal zuckte Brétignot die Achseln und

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