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Erzählungen

Erzählungen

Titel: Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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gelangte die Gesellschaft wieder auf frisch bearbeitetes Land. Mir sagten diese Furchen, welche Einen zu unförmlichen Schritten zwingen, die Erdschollen, die sich an die Füße kleben, nicht im Geringsten zu; ich ziehe ihnen den Asphalt der Boulevards denn doch bei weitem vor.
    So wanderte unsere Gesellschaft mit ihrer Meute zwei volle Stunden, ohne etwas zu sehen. Schon runzelten sich die Augenbrauen. Eine Art wilde Reizbarkeit machte sich über Alles und über Nichts bemerkbar, ob ein Jäger nun mit dem Fuße gegen einen Klotz stieß oder ein Hand den anderen überholte. Kurz, es wurden allerhand Zeichen schlechter Laune sichtbar.
    Endlich fliegen, vierzig Schritte von uns entfernt, Rebhühner auf. Ich wage nicht zu sagen »ein Volk«, denn das wäre mindestens ein bis zum Exceß vermindertes Volk gewesen.
     

    Es bestand nämlich aus nicht mehr als zwei Rebhühnern.
    Thut nichts! Ich schoß »in den Haufen« hinein, und auch diesesmal folgten dem Knall meines Gewehres gleich zwei andere Schüsse. Pontcloué und Matifat hatten gleichzeitig ihr Pulver reden lassen.
    Eines der armen Thiere sank herab. Das Andere flog lustig davon und ließ sich in der Entfernung von einem Kilometer hinter einer Landwelle nieder.
    Du beklagenswerthes Rebhuhn, welche Streitigkeiten hast du veranlaßt! Welche Auseinandersetzungen zwischen Matifat und
     

    Pontcloué! Jeder behauptete der Urheber des Mordes zu sein. Da gab’s ein Hin-und Herreden, verletzende Bemerkungen, bedauerliche Anspielungen! Und welche Ausdrücke!… »Wucherer!«… »Er nimmt Alles für sich in Anspruch!«… »Zum Teufel mit den Leuten, welche keine Scham im Leibe haben!«… »Das wäre gewiß das letzte Mal, daß man mit einander jagte!«… Und dazu noch andere liebenswürdige Reden und Gegenreden, welche meine Feder sich wiederzugeben sträubt.
    In Wahrheit krachten die Schüsse der beiden Herren ganz zur nämlichen Zeit.
    Ein Dritter war denselben zwar noch vorhergegangen. Aber darüber war ja kein Wort zu verlieren – wäre es denkbar gewesen, daß ich jenes Rebhuhn gefällt hätte? Urtheilen Sie nur selbst… ein Schüler!…
    In den Streit zwischen Matifat und Pontcloué glaubte ich mich nicht mischen zu sollen, nicht einmal mit der edelmüthigen Absicht, zu vermitteln! Wenn ich nicht selbst reclamirte, so kam das daher, daß ich von Natur furchtsam bin… nun, Sie kennen ja den Rest der Phrase.
VII.
    Endlich war zur größten Befriedigung unserer Magen die Mittagszeit herangekommen. Wir rasteten am Fuße eines Hügels, im Schatten einer großen Ulme. Die Gewehre und die – leider noch leeren – Jagdtaschen wurden bei Seite gelegt. Dann frühstückten wir, um einigermaßen die, seit unserem Aufbruch so nutzlos verschwendeten Kräfte zu ersetzen.
     

    Eine traurige Mahlzeit! Da gab’s ebensoviele Vorwürfe, wie Bissen! Schreckliches Land!… Eine hübsch gepflegte Jagd! Die Wilddiebe richten dieselbe zu Grunde!… Man sollte die Kerle, jeden an einen Baum aufhängen und ihnen einen Anschlag auf die Brust kleben, der ihre Schande bekannt machte… Die Jagd wurde zur Unmöglichkeit!… Nach zwei Jahren würde es hier kein Stück Wild mehr geben… Sollte man nicht das Jagen einmal ganz verbieten? Ja!… Nein!… Und so kam die ganze Litanei von Jägern, welche nichts erlegt haben, zum Vorschein.
    Da begann wieder der Streit zwischen Pontcloué und Matifat, wegen des halben Rebhuhns, welches Jeder ganz beanspruchte. Die Anderen mischten sich ein… ich fürchtete, es würde noch zum Handgemenge kommen.
    Eine Stunde später setzten wir uns noch einmal in Bewegung – wohl »geazt und angefeuchtet«, wie man hier sagt. Vielleicht waren wir vor dem eigentlichen Mittagessen glücklicher! Welcher wahrhaftige Jäger vor dem Herrn bewahrt nicht immer noch ein wenig Hoffnung bis zum Ende, wo er den »Appell« der Rebhühner hört, welche sich zusammen rufen, um die Nacht
en famille
zu verbringen.
    Wir waren also wieder auf dem Marsche. Die Hunde, in fast ebenso mürrischer Laune wie wir, trotteten voran. Ihre Herren schimpften hinter ihnen her mit schrecklichen Lauten, welche dem Commando in der englischen Marine glichen.
    Ich folgte unsicheren Schrittes. Ich fing an, kreuzlahm zu werden. So leer meine Jagdtasche auch war, drückte sie mich auf die Nieren. Mein Gewehr von ganz unglaublichem Gewicht ließ mich mit Bedauern an meinen Spazierstock zurückdenken. Das Pulverhorn, der Schrotbeutel, alle diese belastenden Gegenstände hätt’ ich am liebsten

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