Erzaehlungen aus Kolyma 04 - Die Auferweckung der Lärche
Arbeit! In die Sandgrube! Die Schaufel in die Hand! Schädlinge! Dreckskerle! Ich lasse euch in den Lagern verfaulen!«
Der weißhaarige Zyplakow ließ den Chef zu Ende schimpfen und dachte: »Stimmt, er lässt uns verfaulen.«
Es war Zeit, zum dienstlichen Teil des Besuchs überzugehen, und hier beruhigte sich Granowskij ein wenig. Die Arbeit der Firma auf der Baustelle war gut. Die Gasbehälter in Solikamsk und in Beresniki waren aufgestellt. Mister Popp wird unbedingt auch nach Solikamsk fahren. Dazu war er hergekommen und will keineswegs sagen, dass er gekränkt ist. Und er ist auch nicht gekränkt. Eher erstaunt. Das sind alles Kleinigkeiten.
Auf die Baustelle ging mit Mister Popp Granowskij selbst, er hatte seine diplomatischen Erwägungen fallenlassen und alle Beratungen, alle Treffen verschoben.
Nach Solikamsk begleitete Mister Popp Granowskij selbst, er kam auch mit ihm zurück.
Die Protokolle waren unterzeichnet, der zufriedene Mister Popp bereitete sich auf die Heimreise nach Amerika vor.
»Ich habe Zeit«, sagte Mister Popp zu Granowskij, »ich habe zwei Wochen gespart dank der guten Arbeit unserer …«, der Gast machte eine Pause, »und Ihrer Meister. Die Kama ist ein wunderbarer Fluss. Ich möchte auf dem Dampfer kamaabwärts fahren bis Perm, vielleicht auch bis Nishnij Nowgorod. Ist das möglich?«
»Natürlich«, sagte Granowskij.
»Und einen Dampfer kann ich heuern?«
»Nein. Wir haben doch ein anderes System, Mister Popp.«
»Und kaufen?«
»Auch nicht kaufen.«
»Nun, wenn ich kein Passagierschiff kaufen kann, ich verstehe, es stört die Zirkulation auf der Wasserader, dann vielleicht einen Schlepper, hm? So etwas wie diese ›Tschajka‹ « – und Mister Popp zeigte auf einen Schlepper, der an den Fenstern des Kabinetts des Chefs des Bauprojekts vorbeifuhr.
»Nein, auch keinen Schlepper. Ich bitte Sie, zu verstehen …«
»Natürlich, ich habe viel gehört … Kaufen – das wäre das allereinfachste. Ich lasse ihn in Perm. Ich schenke ihn Ihnen.«
»Nein, Mister Popp – bei uns nimmt man solche Geschenke nicht an.«
»Was soll ich dann tun? Es ist doch absurd. Sommer, wunderbares Wetter. Einer der schönsten Flüsse der Welt, sie ist ja die wahre Wolga – habe ich gelesen. Und man kann nicht darauf fahren. Fragen Sie in Moskau an.«
»Wieso Moskau. Moskau ist weit«, zitierte Granowskij gewohnheitsgemäß.
»Sie müssen entscheiden. Ich bin Ihr Gast. Wie Sie sagen, so wird es gemacht.«
Granowskij bat um eine halbe Stunde Bedenkzeit und rief den Chef des Schifffahrtsbetriebs Mironow und den Chef des operativen Sektors der OGPU Osols in sein Kabinett. Granowskij erzählte vom Wunsch Mister Popps.
An Beresniki fuhren damals nur zwei Passagierschiffe vorbei, der »Rote Ural« und die »Rote Tatarei«. Die Strecke Tscherdyn-Perm. Mironow meldete, dass der »Rote Ural« flussabwärts liegt, bei Perm, und auf keinen Fall bald hier sein kann. Flussaufwärts fährt die »Rote Tatarei« Richtung Tscherdyn. Wenn man sie schnell zurückruft – und da werden deine Burschen helfen, Osols! – und ohne Halt flussabwärts jagt, dann erreicht die »Rote Tatarei« morgen tagsüber die Anlegestelle Beresniki. Mister Popp kann fahren.
»Setz dich ans interne Telefon«, sagte Granowskij zu Osols, »und mach Druck auf deine Leute. Soll einer von euch in den Dampfer steigen und mitfahren, zusehen, dass keine Zeit vergeudet wird, er nicht hält. Sag, ein staatlicher Auftrag.«
Osols bekam Verbindung mit Annowyj – der Anlegestelle von Tscherdyn. Die »Rote Tatarei« hatte Tscherdyn verlassen.
»Mach Druck.«
»Wir machen Druck.«
Der Chef des Bauprojekts besuchte Mister Popp in seinem Hotelzimmer – der Kommandant hatte schon gewechselt – und teilte mit, dass der Passagierdampfer morgen um zwei Uhr mittags die Ehre haben wird, den teuren Gast an Bord zu nehmen.
»Nein«, sagte Mister Popp, »sagen Sie es genau, damit wir nicht am Ufer herumstehen.«
»Dann um fünf Uhr. Um vier schicke ich den Wagen nach dem Gepäck.«
Um fünf erschienen Granowskij, Mister Popp und sein Sekretär an der Anlegestelle. Der Dampfer war nicht da.
Granowskij bat um Verzeihung, entfernte sich und stürzte zum OGPU-Telefon.
»Er hat Itscher noch nicht passiert.« Granowskij stöhnte. Gute zwei Stunden.
»Vielleicht fahren wir ins Hotel zurück und kommen her, wenn der Dampfer eintrifft. Wir nehmen einen Imbiss«, schlug Granowskij vor.
»Wir früh-stü-cken, wollen Sie sagen«, sprach Mister Popp
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