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Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition)

Titel: Erzählungen von der Eroberung Spaniens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Fluche seiner Mitmenschen und begann – das Letzte und das Schlimmste – sich selbst zu verabscheuen. Vergeblich versuchte er, sich zu überreden, er habe nur eine gerechte Rache geübt: er fühlte, daß keine persönliche Beleidigung das Verbrechen des Verraths an dem Vaterlande rechtfertigen kann.
    Eine Zeitlang suchte er in üppigem Leben das Elend seiner Seele zu beschwichtigen oder zu vergessen. Er umgab sich mit jedem Genuß, mit jeder Freude, welche ein unerschöpflicher Reichthum sich verschaffen kann; allein Alles umsonst. Er hatte keinen Geschmack an den Leckerbissen seiner Tafel; in der Musik war kein Zauber, der seine Seele einlullen konnte, und die Gewissensbisse scheuchten den Schlaf von seinem Kissen. Er sandte nach Ceuta und ließ seine Gemahlin Frandina, seine Tochter Florinda und seinen jungen Sohn Alarbot holen; denn er hoffte, im Schoose seiner Familie würde er jene Sympathie, jene Freundlichkeit finden, welche er fortan in der Welt vergeblich suchte. Ihre Anwesenheit brachte ihm aber keine Linderung. Florinda, die Tochter seines Herzens, um derentwillen er diese schreckliche Rache geübt hatte, sank als ein Opfer der Wirkung eben dieser Rache. Wohin sie ging, hörte sie einen Beinamen der Schmach und des Vorwurfs. Die Kränkung, welche sie hatte dulden müssen, wurde ihr als Leichtsinn ausgelegt, und ihr Unglück wurde zu einem Verbrechen vergrößert. Die Christen gedachten ihres Namens nie ohne einen Fluch, und die Moslemen, welche durch ihr Ungemach gewonnen hatten, sprachen von ihr nur unter dem Namen
Cava,
dem niedrigsten Beinamen, den sie einem weiblichen Wesen beilegen konnten.
    Aber die Schmähung der Welt war nichts gegen die Vorwürfe ihres eigenen Herzens. Sie klagte sich des ganzen Elends dieser unseligen Kriege, des Mordes so vieler tapfern Ritter, der Eroberung und des Untergangs ihres Vaterlandes an. Die Qualen ihres Geistes nagten an der Schönheit ihres Körpers. Ihr Auge, einst so sanft und zärtlich in seinem Ausdrucke, wurde wild und unstät; ihre Wangen verloren ihre Röthe und wurden blaß und hohl, und zuweilen war etwas Verzweifelndes in ihren Worten. Wenn ihr Vater sie umarmen wollte, entwand sie sich schaudernd seinen Armen; denn sie gedachte seines Verrathes und des Unglücks, das er über ihr Vaterland gebracht.
    Nach ihrer Rückkehr in ihre Heimath wurde ihr Zustand stets trostloser, und eine Art Wahnsinn bemächtigte sich ihrer. Als sie eines Tages mit ihren Aeltern in dem Garten ihres Palastes lustwandelte, trat sie in einen Thurm und stieg, nachdem sie das Thor verriegelt, zu den Zinnen empor. Von hier rief sie ihnen in herzzerreißenden Tönen zu, in welchen sich ihre unerträgliche Qual und ihr verzweifelter Entschluß aussprach.
    »Laßt diese Stadt,« rief sie, »von nun an Malacca heißen, zum Andenken des unglücklichsten weiblichen Wesens, das darinnen ihre Tage endigte.«
    Bei diesen Worten stürzte sie sich häuptlings vom Thurme und wurde in Stücke zerschmettert. Die Stadt, fügt der Chronikenschreiber hinzu, nahm den ihr auf diese Weise gegebenen, obgleich durch die Aussprache in Malaga gemilderten Namen an, welchen sie, zum Andenken an das tragische Ende Florinda’s, noch führt.
    Die Gräfin Frandina verließ diesen Schauplatz des Schreckens und kehrte, von ihrem jungen Sohne begleitet, nach Ceuta zurück. Sie nahm die Ueberbleibsel ihrer unglücklichen Tochter mit sich und ließ sie in einem Mausoleum, das zur Kirche der Veste gehörte, ehrenvoll beisetzen. Graf Julian reiste nach Cartagena ab, wo er, in Schauder über dieses klägliche Ereigniß versunken, fortan lebte.
    Um diese Zeit hatte der grausame Soliman, nachdem er die Familie Musa’s vernichtet, einen arabischen Feldherrn, Alahor genannt, nach Spanien gesendet, um Abdalasis als Emir oder Statthalter des Landes zu ersetzen. Dieser neue Emir war von grausamem und argwöhnischem Charakter und trat sein Amt mit einer herben Strenge an, welche die [Menschen] unter seinem Befehle mit Leidwesen auf den leichten Scepter des Abdalasis zurückblicken ließ. Mit mißtrauischen Augen betrachtete er die abtrünnigen Christen, welche die Eroberung des Landes gefördert hatten und nun in dem Dienste der Moslemen die Waffen trugen; aber sein schwerster Verdacht fiel auf den Grafen Julian.
    »Er war ein Verräther an seinem eigenen Vaterlande,« sagte er; »wie können wir gewiß sein, daß er sich nicht als Verräther an uns erweise?«
    Ein plötzlicher Aufstand der Christen, welche sich in die

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