Erziehen ohne Frust und Traenen
hinterlassen. Deshalb ist es so wichtig zu lernen, seinen Ärger zu kontrollieren, um erst gar nicht in den Wutbereich zu kommen. Allerdings sollten wir uns nicht bei jeder intensiven Reaktion vor möglichen Folgen fürchten. Die meisten unserer Ausbrüche sind nur Momentaufnahmen, die man durch Erziehungskompetenz an anderer Stelle ausgleichen kann. Liebe und positive Interaktionen können in einer ansonsten intakten Eltern-Kind-Beziehung so manchen schlechten Moment ausgleichen. Kinder sind erstaunlich belastbar und flexibel – mit einer Umarmung und einem gemeinsamen Lachen ist vieles schnell vergessen. Sie sind Weltmeister im Vergeben.
So bekommen Sie Ihre Wut in den Griff
Als Mutter oder Vater werden Sie immer mal wieder wütend auf Ihr Kind sein; an dieser Tatsache lässt sich nichts ändern. Sie können aber sehr wohl Ihren Umgang mit dieser Wut verändern, sobald sich die ersten Anzeichen zeigen, und Sie können lernen zu verhindern, dass sie außer Kontrolle gerät.
Es ist fast unmöglich, in der akuten Situation Herr seiner Emotionen zu bleiben – es sei denn, man legt sich im Voraus einen Plan zurecht. Sich einen Handlungsplan für Wutattacken zurechtzulegen ist so, als würde man sich mit einer Straßenkarte auf den Weg machen, anstatt einfach ins Blaue zu fahren und nicht zu wissen, wo man ankommt. Diese Analogie lässt sich auch auf Wutanfälle übertragen: Überfällt Sie der Zorn aus heiterem Himmel, entwickelt er eine eigene Dynamik. Wenn Sie jedoch einen Plan haben, können Sie selbst bestimmen, in welche Richtung sich Ihre Emotionen entwickeln sollen.
Die Gefahr, die Wut in sich birgt
Wenn Sie zu bestimmten Einsichten gelangt sind, werden Sie den sechsstufigen Plan, den ich später beschreiben werde, optimal nutzen können. Zuerst muss Ihnen klar sein, dass Wut niemals zu etwas Gutem führt. Wut löst gar nichts, sondern macht die Dinge meist nur noch schlimmer. Kinder besitzen natürliche Abwehrmechanismen gegenüber elterlicher Wut: Sie fühlen sich missverstanden, angegriffen oder ungerechtfertigterweise angeklagt. Ob diese Empfindungen berechtigt sind oder nicht, spielt dabei keine Rolle. Tatsache ist, dass diese Emotionen dazu führen, dass das Kind nicht die Lehren zieht, die die Eltern ihm zu vermitteln versuchen. Und sollten sich diese Situationen oft wiederholen, wird schlimmstenfalls ein Keil zwischen Eltern und Kind getrieben.
Eine weitere Einsicht, die es zu akzeptieren gilt, ist, dass fast jedes Problem warten kann – zumindest so lange, bis Sie Ihre Gefühle wieder im Griff haben. Nur sehr wenige Situationen erfordern sofortige Reaktion bzw. Klärung. Selbst sehr kleine Kinder besitzen genug Erinnerungskraft, um sich das, was sich eine Stunde oder länger zuvor abgespielt hat, zurück ins Gedächtnis zu rufen. (Wenn Sie mir nicht glauben, machen Sie den Test. Versprechen Sie Ihrem Kind vor dem Abendessen, dass es nach dem Essen ein Eis bekommt – und Sie werden sehen, wie gut es sich daran erinnert.)
In der Regel ist es so, dass man eine Situation sehr viel besser und befriedigender regeln kann, wenn man zuvor die Wut in den Griff bekommt, sich sammelt und die Sache vernünftig angeht, anstatt in blindem Zorn zu handeln. Von wütenden Eltern nehmen Kinder meist keine Lektionen an. Von ruhigen, kontrollierten Eltern indes lernen Kinder sehr viel bereitwilliger Verhaltens- und andere Regeln.
Ein weiterer wichtiger Grund, seine Wut zu kontrollieren, ist der, dass unkontrollierte Wut nicht selten in körperliche Gewalt mündet. Bestrafungen wie Klapse auf den Po, Ohrfeigen oder schmerzhaftes Kneifen sind absolut unwirksame, wenn nicht schädliche Erziehungsmaßnahmen. Immer wiederkehrende Wutattacken und ihre Auswirkungen können schwerwiegende innerfamiliäre Konsequenzen haben, wie beispielsweise Kindesmissbrauch, Trennung der Eltern oder psychische Schäden bei Eltern und/oder Kindern, einschließlich Depressionen und Angstzuständen.
Hat man erst einmal begriffen, wie schädlich und gefährlich Wutattacken sind, wird man alles daransetzen, sie im Keim zu ersticken. Dazu muss man erkennen, wann und wie sich ein Wutausbruch ankündigt. Wie bereits zuvor erwähnt, durchläuft Wut verschiedene Stadien – von leichter Verärgerung bis hin zu rasendem Zorn. Je eher man erkennt, dass sich der Ärger hochschaukelt, desto leichter bekommt man ihn unter Kontrolle.
Der erste Schritt in Richtung »Wutkontrolle« ist das Erkennen bestimmter Signale und körperlicher Anzeichen. Jeder
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