Erziehen ohne Frust und Traenen
Mensch nimmt Gefühle anders wahr – deshalb gibt es auch eine Vielzahl körperlicher Anzeichen, die Wut begleiten können. Wenn Sie das nächste Mal zornig werden, versuchen Sie zu beobachten, welche frühen Warnzeichen Sie bei sich feststellen:
Zusammengebissene Zähne
Angespannter Kiefer
Angespannter Körper
Flacher, schneller Atem
Verkrampfter Magen, Bauchschmerzen oder Übelkeit
Beschleunigter Herzschlag
Erhitztes Gesicht, heißer Nacken oder Ohren
Muskelverspannungen
Hämmerndes oder »volles« Gefühl im Kopf, ähnlich wie Kopfschmerz
Vermehrtes Schwitzen
Zittern im Körper
Verschwimmende Sicht
Veränderung im Tonfall oder in der Lautstärke der Stimme
Drang zu Flüchen oder derben Ausdrücken
Drang, zu schreien oder zu weinen
Drang, zu schlagen, Dinge zu werfen oder zu zerstören oder wegzulaufen
Unfähigkeit, andere zu hören oder wahrzunehmen
Wenn Sie lernen, Ihre eigenen Warnsignale früh zu erkennen, können Sie Herr Ihrer Wut werden. Je weiter die Wut voranschreitet, desto schwieriger wird es, die Notbremse zu ziehen, weil die Verhaltensabläufe sich dann wie eine Kettenreaktion automatisch hintereinander abspulen.
Was bringt Ihr Fass zum Überlaufen?
Es ist wichtig, auch diesen Punkt zu klären. Denn wenn Sie wissen, was Ihre Wut erst so richtig ins Wallen bringt, können Sie Vorkehrungen treffen. Im Vorfeld – wenn Sie ruhig entspannt sind – sollten Sie diese Faktoren unter die Lupe nehmen und entsprechende Gegenmaßnahmen proben.
Ein Beispiel: Angenommen, Ihre Kinder geraten auf der Rückbank des Autos in Streit. Es fällt Ihnen schwer, sich auf das Autofahren zu konzentrieren. Normalerweise endet die Situation so, dass Sie beide Kinder anschreien. Da Sie Ihre Kinder wahrscheinlich mindestens zweimal pro Tag chauffieren, wiederholt sichdiese Situation häufig. Anstatt also immer wieder dasselbe unbefriedigende Schema abzuspulen und immer wieder dieselben unbefriedigenden Resultate zu erlangen, sollten Sie sich in aller Ruhe einen Lösungsplan zurechtlegen. Sie könnten beispielsweise »Autoregeln« aufstellen und für Verstöße gegen diese Regeln exakte Konsequenzen formulieren. Sie könnten Bücher, kleine Reisespiele und etwas zu essen mit ins Auto nehmen, damit Ihre Kinder beschäftigt und zufrieden sind. Sie könnten eine Tabelle entwerfen, die Sie ins Auto legen und in die Sie Erfolge eintragen, so dass Sie Ihre Kinder unmittelbar dafür belohnen, wenn sie sich bei der Autofahrt so verhalten haben, wie Sie es von ihnen erbeten haben. Indem Sie diesen Auslöser für Zornausbrüche vorbeugend angehen, können Sie das Stresspotenzial beim Autofahren und somit über den ganzen Tag deutlich reduzieren. Diese Technik lässt sich in jeder Situation und für jeden regelmäßig auftretenden Wutauslöser anwenden.
Die Wut der meisten Eltern entzündet sich an kleinen Dingen, die eigentlich keine große Rolle spielen, die sich aber mit schöner Regelmäßigkeit wiederholen und so überproportionale Bedeutung annehmen. Nehmen Sie sich Zeit und versuchen Sie, diese »Wutauslöser« bei sich zu identifizieren. Anschließend können Sie – vielleicht auf Grundlage der in diesem Buch vorgestellten »Erziehungstricks« – einen Plan aufstellen, mit dessen Hilfe Sie das auslösende Verhalten Ihres Kindes korrigieren.
Hier sind einige kindliche Verhaltensweisen, die bei Eltern oft Wut auslösen:
Widerrede
Ständige Unterbrechungen
Ignorieren elterlicher Bitten oder Anweisungen
Mangelnde Kooperation
Aufschieben, Hinauszögern und Trödeln
Weigerung, die elterlichen Bitten oder Anweisungen auszuführen
Wiederholtes schlechtes Benehmen, das sich nicht bessert
Sticheleien und Streit zwischen Geschwistern
Wut- und Trotzanfälle
Inakzeptables Verhalten in der Öffentlichkeit (zum Beispiel Wutanfälle in der Öffentlichkeit, Eigensinn)
Unnötiges Weinen und Schreien
Jammern und Nörgeln
Neben diesen »Wutauslösern« gibt es tägliche »Hot Spots« oder Gefahrenzonen, in denen die Wut schneller anschwillt. Dies sind typischerweise Tageszeiten, zu denen man müde, hungrig oder gestresst ist – denn diese Empfindungen machen uns anfälliger und verletzlicher.
Morgens, wenn’s bei allen schnell gehen muss.
Mittags, wenn Eltern und Kindern einen Knick in der Bio-Kurve haben, wenn die älteren Kinder aus der Schule kommen und keine Zeit für einen Mittagsschlaf ist.
Wenn das Haus voller Spielkameraden oder Gäste ist.
Unmittelbar nach der Arbeit, wenn der Stress des Tages noch volle Wirkung zeigt.
Vor dem
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