Erziehen ohne Frust und Traenen
Kleinkind lernt, die Finger von der TV-Fernbedienung zu lassen, greift aber immer wieder nach der Fernbedienung des DVD-Players oder nach der Computertas tatur. In den ersten Jahren stürmen jede Menge Informationen auf Ihr Kind ein; es gibt sehr viel zu verarbeiten, abzuspeichern und zu erinnern.
Die Sache wird noch erschwert durch den Umstand, dass, selbst wenn ein Kind eine Regel lernt, dies nicht bedeutet, dass es sie immer anwendet. Dies gilt für Familienregeln, soziale Regeln und Naturregeln. Kinder testen immer wieder aus, ob die Regeln noch gelten oder man sie ein wenig »dehnen« oder sogar brechen kann, ohne dass sich negative Konsequenzen ergeben. Oft glauben Kinder, dass sie gute Gründe haben, die Regeln zu brechen. Oder sie halten eine Regel für ungerecht, oder sie fühlen sich unbeobachtet, oder sie verstehen die Regel nicht bzw. verstehen nicht, wie man sie in der jeweiligen Situation anwendet. Oder aber sie finden es aufregend, gegen Regeln zu verstoßen.
Es ist nicht ihre Absicht, mich wütend zu machen
Sheri, Mutter einer kleinen Tochter
Ich bin im achten Monat schwanger, und meine Zweijährige ist gerade etwas schwierig. Gestern, während ihrer Bade- und Zubettgehzeit, war ich ziemlich müde. Auch sie war müde und wurde etwas quengelig. Also bat ich sie, den Stopfen herauszuziehen und aus der Wanne zu steigen. Sie zog den Stopfen heraus, stieg aber nicht aus. Sie legte sich in die Wanne, während um sie herum das Wasser abfloss. Ich kann mich nicht mehr vorbeugen und sie herausheben, also sagte ich ärgerlich. ›Gut, steig nicht aus, dann bleib in der Wanne. Ich kann dich nicht mehr herausheben.‹ Ich setzte mich auf den Stuhl neben der Wanne, ließ den Kopf hängen und schaute sie nicht mehr an. Dann stand sie auf und sagte: ›Mama, geht es dir besser, wenn ich dir einen Kuss gebe?‹ Und wie es mir da besser ging!
Manchmal ist es wirklich nicht einfach zu realisieren, dass man es mit einer kleinen Persönlichkeit zu tun hat. Sie hat ihre eigenen Ideen und Vorstellungen und Pläne – aber es ist nicht ihre Absicht, mich wütend zu machen. Manchmal reicht schon ein Kuss, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen und die Situation zu retten!
Halten Sie sich immer an die Geschwindigkeitsbegrenzung? Nein? Studien zeigen, dass 70 Prozent aller Autofahrer Geschwindigkeitsüberschreitungen zugeben.
Man kann zu schnell fahren,
weil man verabredet und spät dran ist (Sie haben also einen »guten Grund«),
weil man der Meinung ist, die vorgeschriebene Geschwindigkeit sei für diese Straße zu langsam (Die Regel ist »ungerecht«),
weil man weiß, dass an dieser Stelle nie gemessen wird (Sie fühlen sich unbeobachtet),
weil man das Schild übersehen hat (Sie kannten die Regel nicht),
weil man mit einem neuen Auto einfach schnell fahren muss (Sie konnten der Versuchung nicht widerstehen).
Sie können die Chancen verbessern, dass Ihr Kind die Regeln schnell lernt, indem Sie sie einfach und eindeutig halten und sie konsequent durchsetzen. Und indem Sie mit gutem Beispiel vorangehen.
Mein Kind ärgert mich absichtlich
Benimmt Ihr Kind sich nicht so, wie Sie sich das erwünscht hätten, ist das so, als würde es einen Knopf drücken und Sie damit in Rage bringen. »Warum tut mir mein Kind das an?«, fragen Sie sich. In Wirklichkeit denkt Ihr Kind dabei gar nicht an Sie – außer vielleicht, dass Sie ihm bei der Verwirklichung seiner Pläne im Weg stehen. Kinder benehmen sich nicht schlecht, um die Eltern auf die Palme zu bringen – sie wollen Sie ja gar nicht schimpfen hören, und sie wollen auch nicht bestraft werden; das würden sie viel lieber vermeiden. Ihr Kind hat ganz einfach seinen eigenen Kopf – es will, was es will und wann es will – so einfach ist das!
Muss ich immer böse werden?
Viele Eltern halten diese Aussage für wahr, weil sie für sie selbst gilt. Denn Tatsache ist, dass viele Eltern das Thema »gutes Benehmen« erst dann ernst nehmen, wenn die S ituation eskaliert und sie wütend werden.
In meinem Buch »Hidden Messages: What Our Words and Actions Are Really Telling Our Children« erzähle ich die Geschichte eines Vaters, der dieses Dilemma kennt:
Warum können die Kinder nie auf mich hören
Vater von 2 Kindern
Ken sitzt am Küchentisch und beschäftigt sich mit dem, was ihm am wenigsten Spaß macht: die Steuerunterlagen ausfüllen. Er ist umgeben von Rechnungsunterlagen, Taschenrechner und einer Menge Formulare; vor ihm steht eine Tasse Kaffee. Seine Kinder Katie und
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