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Erziehen ohne Frust und Traenen

Erziehen ohne Frust und Traenen

Titel: Erziehen ohne Frust und Traenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Pantley
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Andy spielen im benachbarten Wohnzimmer. Alles ist ruhig an diesem Samstagvormittag – zumindest bis das schrille Kichern der beiden die Stille zerreißt. Ken blickt über seinen Brillenrand hinüber zum Quell der Heiterkeit. ›Hey, Kinder, ich versuche hier zu arbeiten!‹ Daraufhin herrscht wieder Ruhe – aber nicht lange. Ohneüberhaupt in die Richtung der Kinder zu schauen, poltert Ken: ›Ihr seid schrecklich laut!‹ Die Kinder senken ihre Stimmen, und Ken konzentriert sich erneut auf seine Arbeit.
    Kaum fünf Minuten später geraten die Kinder in Streit, die Auseinandersetzung endet in lautem Geschrei. Ken packt seinen Ärger in zwei Worte: ›Katie! Andy!‹ Kopfschüttelnd murmelt er: ›Warum können diese Kinder nie auf mich hören?‹ Und wieder versucht er, sich auf seine Steuerformulare zu konzentrieren. Als er langsam beginnt, die Steuersachverhalte zu verstehen, beginnen seine Kinder ein neues Spiel, bei dem sie unter lautem Gekreische durchs Zimmer jagen.
    Ken ist mit seiner Geduld am Ende. Und um dieser Tatsache Ausdruck zu verleihen, schleudert er seinen Stift auf den Tisch, fährt sich ärgerlich durch die Haare und stampft in den Nachbarraum zu seinen Kindern. Mit vor Zorn gerötetem Gesicht und weit aufgerissenen Augen bellt er die beiden an: ›Katherine Nicole! Andrew Shawn! Mir reicht’s! Bei diesem Lärm kann ich nicht arbeiten. Entweder ihr seid auf der Stelle ruhig, oder ihr geht raus und spielt dort weiter!‹
    ›Entschuldige, Dad‹, murmeln die Kinder und trotten hinaus in den Garten zur Schaukel. Ken geht zurück zu seinem Tisch und fährt sich dabei immer noch nervös mit der Hand durchs Haar. Er fragt sich, warum seine Kinder erst folgen, wenn er böse wird.
    Lassen Sie uns untersuchen, was hier tatsächlich passiert ist. Dem Vater fehlt zu Beginn der Situation Entschlossenheit und Durchsetzungskraft. Seine ersten drei Ansagen macht er vom Nebenraum aus; außerdem fehlen dabei spezifische Aufforderungen oder Handlungsanweisungen. Er gibt vage Kommentare ab, ohne den Kinder zu sagen, was er von ihnen erwartet. (Was wäre eine passende Erwiderung auf den Satz »Hey, Kinder, ich versuche hier zu arbeiten!«? Vielleicht »Wie schön für dich, Dad. Schließlich muss ja irgendjemand in dieser Familie die Steuern zahlen.«) Tatsache ist: Erst in dem Moment, in dem Ken wütend wird, legt er die richtigen Erziehungsmaßnahmen an den Tag. Erstens: Er geht hinüber in den Raum, in dem sich die Kinder aufhalten. Zweitens: Er spricht das Problem klar an: »Bei diesem Lärm kann ich nicht arbeiten.« Und drittens: Er gibt eine Lösung vor: »Entweder ihr seid auf der Stelle ruhig, oder ihr geht raus und spielt dort weiter!«
    Eigentlich war Kens Wut nicht nötig – und es war nicht die Wut, die die die Lösung präsentiert hat. Es waren drei spezifische Erziehungsfähigkeiten, die er unbewusst nutzte. Wenn Ken in seinem gewohnten Muster fortfährt, werden seine Kinder ihn erst ernst nehmen, wenn er richtig böse wird. Und so besteht die Gefahr, dass Ken unwillentlich in das Schema »Erziehung durch Wut« fällt.
Wutanfälle sind giftig
    Fast alle Eltern lieben ihre Kinder mit einer Intensität, an die nichts auf dieser Welt he ranreicht. Ihre Kinder sind ein Teil ihrer selbst. Und viele Eltern befürchten nicht zu Unrecht, dass sie mit ihren Wutanfällen diese kostbare Eltern-Kind-Beziehung dauerhaft beschädigen. Test-Mutter Bridget hat mir Folgendes berichtet:
    Wut hinterlässt kleine Löcher
    Bridget
    Wenn von Wut die Rede ist, muss ich immer an eine Geschichte denken, die mir jemand erzählt hat. Ein kleiner Junge hatte oft schreckliche Wutanfälle. Bei jedem Wutanfall drückte ihm sein Vater einen Hammer in die Hand, mit dem er einen Nagel in den Zaun schlagen musste. In ruhigen Momenten ging der Vater mit dem Sohn zum Zaun und zeigte ihm all die Nägel, die er schon eingeschlagen hatte. Die vielen Löcher hatten inzwischen den Zaun ruiniert. Und sein Vater erklärte ihm, dass jeder seiner Wutanfälle einen bleibenden Effekt auf die Menschen um ihn herum hinterließe – genau so wie die vielen kleinen Löcher im Zaun. Diese Geschichte erfüllt mich mit Schuldgefühlen, weil ich weiß, dass meine eigenen Wutanfälle ebensolche kleinen ›Löcher‹ bei meinen Kindern hinterlassen.
    Natürlich können elterliche Wut, physische Aggression oder verletzende Worte Schaden anrichten. Offene Ablehnung gegenüber dem Kind kann ebenso wie Verbalattacken und gewalttätige Aktionen Wunden

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