Erziehen ohne Frust und Traenen
Abendessen, wenn alle hungrig sind und noch mit den Anspannungen des Tages zu kämpfen haben.
Am Abend, kurz vor dem Zubettgehen, wenn alle müde sind.
Wichtig
Mit den Dingen so umgehen, wie Sie es immer getan haben, aber andere Ergebnisse erwarten – das führt nur zu Frust und Wut. Identifizieren Sie stattdessen Ihre Wut-Trigger und die täglichen brenzligen Situationen, und legen Sie sich einen Plan zurecht, wie Sie in diesen Situationen besser reagieren können.
Es kann sehr hilfreich sein, die vorstehenden Listen durchzuschauen und seine persönlichen »Wut-Trigger« und »Hot Spots« zu identifizieren. Einmal gefunden, können Sie überlegen, was Sie anders machen könnten, um sie zu entschärfen. Wenn beispielsweise die morgendliche Situation Ihnen viel Stress bereitet, können Sie am Vorabend Vorkehrungen treffen: Kleidung rauslegen, Brotzeiten vorbereiten und schon mal Schuhe und Jacken bereitstellen. Fertigen Sie ein »Morgen-Routine-Poster« an, das Schritt für Schritt die morgendlichen Abläufe zeigt. Wenn Sie feststellen, dass Wutanfälle insbesondere kurz vor dem Abendessen drohen, wenn der Hunger groß ist, stellen Sie schon mal etwas Gesundes zum Naschen auf den Tisch: Rohkostschnitze mit einem Dip, Käse oder Obst – und beobachten Sie, ob das vielleicht schon hilft. Wenn sich Ihre Kinder häufig um Spielsachen streiten, stellen Sie exakte Regeln zum Teilen von Spielzeug auf, etikettieren Sie spezielle Spielsachen, die nicht zum Teilen gedacht sind, bringen Sie Ihren Kindern diese neuen Regeln möglichst schnell bei und legen Sie auch Konsequenzen fest, die schnell in Kraft treten, wenn die Regeln missachtet werden.
Es hilft, wenn man alle Ursachen elterlicher Wut sowie die eingangs besprochenen gängigsten Irrtümer und Mythen immer im Kopf hat. Mit etwas Übung erkennt man die zugrunde liegenden, eigentlichen Probleme ganz schnell. Und wenn Sie die wahren Ursachen Ihrer Wut erkannt haben, können Sie Ihre Emotionen viel besser kontrollieren und damit Zornausbrüche verhindern.
Wut ist nichts, das man einmal behandelt und das sich dann nie wieder blicken lässt! Das wäre ja auch zu schön. In dem Maße, in dem Ihre Kinder älter werden, tauchen immer neue Herausforderungen auf – und Sie werden sich immer wieder an das einmal Gelernte erinnern müssen. Deshalb: Lesen Sie diese Seiten von Zeit zu Zeit erneut durch – wie bei einem Auffrischungskurs. Auf diese Weise können Sie Situationen, die negative Gefühle auslösen, mit einem frischen Blick betrachten und sich immer wieder aufs Neue klar machen, wie Sie Ihre und die kindliche Wut im Vorfeld verhindern können.
Mir immer wieder klarmachen, welches Glück meine Tochter ist
Shaila, Mutter einer kleinen Tochter
Oft kommt es mir vor, als würde ich zu meiner zweijährigen Tochter wie zu einer Mauer sprechen. Sie weiß, was sie will, und sie tut nichts, worum man sie bittet. Ihre Reaktion auf meine Bitten oder Aufforderungen ist entweder Schweigen, Nichtbeachtung oder fortgesetztes Jammern und Nörgeln. Und das macht mich so wütend, dass ich sie anschreie. Und dann habe ich das Gefühl, dass sie den Eindruck bekommen könnte, ich habe sie nicht mehr lieb. Wenn wir uns heute streiten, kläre ich die Situation unmittelbar: Ich gehe auf sie zu und umarme sie. Sie legt dann den Kopf an meine Schulter, und ich erinnere mich daran, was für ein liebenswertes Kind sie ist.
Noch vor wenigen Jahren hatte ich kein Kind, das ich umarmen konnte, und ich habe es auch nicht für möglich gehalten, jemals eines zu haben. Wie schnell vergisst man doch den Schmerz, den es bedeutet, unter Kinderlosigkeit zu leiden. Jetzt habe ich das lang ersehnte Kind und werde bei Kleinigkeiten wütend – Kleinigkeiten, über die sich jede kinderlose Frau so sehr freuen würde. Ich muss mir immer wieder klarmachen, welches Glück ich habe. Meine Tochter ist meine größte Freude – und sie ist ja noch so klein.
Und last, but not least: Machen Sie sich immer wieder bewusst, dass Liebe das Fundament Ihrer Eltern-Kind-Beziehung ist. Machen Sie sich zu jeder Tageszeit klar, wie schön es ist, Mutter bzw. Vater zu sein. Nehmen Sie sich Zeit, mit Ihrem Kind zu spielen. Nehmen Sie sich Zeit, Ihrem Kind zuzuhören und mit ihm zu reden. Nehmen Sie sich Zeit, Ihr Kind zu umarmen, zu küssen und zu liebkosen. Wenn Sie zu Ihrem Kind eine positive, liebevolle, emotionale Beziehung aufbauen, werden Sie auch weniger von Wutanfällen heimgesucht werden.
Nun werden wir ein
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