Es begann im Birkenhain (Heimatroman) (German Edition)
wie ich bin. Das Leben und die Zeit haben mich eben so gemacht.«
Mit diesem Worten drehte er sich um und ging grußlos davon.
»Martin!«, schrie Barbara. Tränen standen ihr in den Augen. »Martin, warte doch. Du kannst doch nit so gehen. Geh doch nit so von mir fort ...«
»Lass ihn«, sagte Christian rau. »Lass ihn gehen, Barbara.«
»O du!« schrie sie ihn da an, während ihr jetzt die Tränen über die Wangen liefen. »Du in deiner maßlosen, dreckerten Eifersucht, wirst mich ja doch nit kriegen. Lieber bleib ich allein mein Lebtag lang.«
Damit wandte sie sich ebenfalls ab, lief zur Bachbrücke, überquerte sie und ging dem Wirtshaus zu, das auf der andern Seite lag.
Christian rannte ihr hinterher.
»Du wirst nix mit ihm anfangen, hörst du?«, sagte er, während sie mit schnellen Schritten neben ihm herging. Sie machte kleinere Schritte, und er konnte ihr mühelos folgen. »Hörst du nit, was ich gesagt hab?«
»Rutsch mir den Buckel runter«, sagte sie kalt. »Und jetzt lass mir meinen Frieden. Sonst kann es passieren, dass ich dir einen hineinhauen muss.«
Christian in seiner ungebärdigen Eifersucht und Verbitterung konnte den Mund doch nicht halten. So kam die ganze Geschichte an das Tageslicht.
»Sag einmal, bist du blödsinnig geworden«, grölte Max Löwinger seine Tochter an. »Wie kannst du dich mit dem einlassen? Ausgerechnet mit dem, der deinen Bruder auf dem Gewissen hat?«
»Aber das hat er nit!«, schrie Barbara in ihrer Verzweiflung heraus. »Wie oft soll ich euch noch erzählen, dass der Christian damals gelogen hat.«
»Der Liebeiner-Christian lügt nit.«
»Ach, nein. Tut er das wirklich nit? Könnt ihr denn nit vergessen, was damals passiert ist. Muss es denn bis in alle Ewigkeit so weitergehen. Heiland im Himmel, steigt mir doch in die Tasche oder macht sonst was.«
»Du bleibst!«, kommandierte Max Löwinger hart. Er hatte seine Tochter herumgerissen. Ganz nahe war sein Gesicht dem ihren. Wenn du gehen willst, dann kannst du gehen, merk dir das. Von deinem Erbteil kriegst du nit einen Großteil ausbezahlt. Wenn du mit dem gehst oder zu dem gehst, dann hast du dein Recht als mein Madl verwirkt. Außerdem können wir denn den Anderl nimmer haben, das weißt du.«
Ihr war, als habe man ihr mit einer Peitsche mitten in das Gesicht geschlagen. Ja, sie taumelte sogar ein wenig. Jetzt war die Erinnerung an den Bruder und an das ganze Elend wieder gegenwärtig. Wie unter einem Zwang setzte sie sich auf einen Stuhl. Das Wirtshaus war zu dieser Stunde leer. Hanna Löwinger stand hinter der Schank und hatte bisher noch kein einziges Wort gesagt.
»Vater, was soll ich denn machen!«, rief Barbara gequält aus. »Ich könnte nie einen anderen nehmen als den Martin. Warum wollt ihr denn das nit verstehen? Im Namen der Lieb, Vater, gib doch nach.«
»Im Namen der Lieb geb ich nit nach«, keuchte der Adlerwirt und ließ seine Faust heftig auf eine Tischplatte krachen. »Das wär ja noch schöner. Was glaubst du, was die Leut über uns sagen würden, wenn du dir den Jaus ins Haus holst? Da schaut es euch an, nun hocken sie beieinander. Erst schmeißt der eine den Anderl vom Baum hinunter und hernach heiratet er die Schwester. Naa, naa, Barbara, das schlag dir aus dem Kopf. Aber ich hab dir ja gesagt, dass du gehen kannst. Du bist ja großjährig. Aber zähl nimmer auf uns.«
Sie war tief erschüttert. In ihr war alles zerrissen. Noch vor Kurzem hatte sie so schöne bunte Träume gehabt, hatte sich das neue Leben in bunten Farben ausgemalt. Jetzt blickte sie nur noch auf einen Trümmerhaufen.
»Heiland im Himmel«, bettelte sie flüsternd. »Werd ich denn nie Ruh und Frieden finden?«
»Deine Ruh und deinen Frieden könntest du schon haben«, erklärte der Löwinger. »Nimm den Liebeiner-Christian und die Sach hätte Hand und Fuß und eine Ordnung.«
»Vater, eher würden die Berge zusammenstürzen, bevor ich den Christian nehm. Nit ihn und auch keinen anderen.«
Da lauschte der Löwinger-Max in sich hinein. Seine Miene war düster. Wieder tappte er auf seine Tochter zu.
»Aber du könntest doch nit allweil allein bleiben. Was sollte denn einmal aus der Sach werden? Es müssten doch Erben her, damit alles seinen Fortgang hat. Geht denn das nit in dein vernageltes Hirn hinein?«
»Du und deine Sach!«, stieß Barbara nahezu verächtlich hervor. »Weißt du, was du mit deiner Sach machen kannst? Bind sie dir auf den Buckel, deine Sach, und lass mir meinen Frieden.«
Barbara stürmte
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