Es duftet nach Liebe (German Edition)
können?
Ich stehe auf und halte ihm die Hand hin. „Komm!“, fordere ich ihn einer spontanen Eingebung folgend auf.
Er legt den Kopf in den Nacken, und versucht zu lächeln. Es misslingt ziemlich. „Jetzt doch ficken?“, fragt er mich.
„Nein“, erwidere ich sachlich. „Viel besser!“
„Was soll denn besser als Sex sein?“, wundert er sich aufrichtig.
Ich halte ihm weiterhin die Hand hin. „Wenig. Es gibt jedoch ein paar Sachen, die fast genauso gut sind. So etwas machen wir jetzt!“, locke ich ihn. Er zögert noch ein paar Herzschläge lang, dann greift er zu. Seine Hand fühlt sich trocken und rau in meiner an, das Salzwasser und der Sand haben ihre Spuren hinterlassen. Die Orchidee steht harmlos immer noch auf dem Serviertischchen. Jetzt erscheint sie mir wirklich nur noch wie ein eher durchschnittlich netter Dekogegenstand, wie er meiner Mutter gefallen würde. Sie wird meine Untreue vermutlich überleben, das haben schon ganz andere getan. Otto riecht zwar nicht wie sie, sondern nach Strand, Sonne, Meer und Mensch, aber vor allen Dingen ist er auch echt. Außerdem hat er irgendwie mehr zu bieten als irgendwelches Grünzeug, auch wenn es bittere Erfahrungen beinhalten mag.
Erleichtert atme ich auf, als ich drinnen von Mira keine Spur entdecken kann. Sicherlich ist sie die Angestellte und ich der aktuelle Hausherr, doch ihre Blicke können wenn schon nicht töten, dann zumindest verbrennen, wenn ihr etwas nicht passt. Ich wage es zu bezweifeln, dass es ihr gefallen würde, wenn sie davon wüsste, dass ich „Sonnenblume“ alias Otto hinter mir her quer durchs Haus über ihre gewienerten Böden zerre.
Otto stolpert halbwegs folgsam hinter mir her. „Schicke Hütte, auch von innen“, sagt er. „So was wollte ich früher auch mal haben!“
„Kann doch immer noch werden“, befeure ich ihn.
Er rümpft die Nase. „Wohl eher nicht“, meint er.
„Ach was, Kopf hoch!“, versuche ich ihn aufzuheitern, obwohl das nicht so recht anzukommen scheint. Stattdessen starrt er auf das Panorama, das sich ihm nun bietet.
„Was soll das werden?“, fragt er mich und blickt durch die Tür, die ich vor uns aufgestoßen habe.
„Man nennt es im Volksmunde ‚waschen’, ich nenne es ‚Wellness’“, erkläre ich ihm und deute in den großen Wohlfühltempel, den meine Eltern haben installieren lassen. „Spring erst mal unter die Dusche da drüben, die hat Massagedüsen und zwei Duschköpfe. Abmarsch!“
Er dreht sich zu mir um, schiebt störrisch die Unterlippe vor und sagt: „Ich bin nicht Eliza Doolittle!“
„Und ich nicht Professor Higgins!“, erwidere ich. „Keine Panik, ich will nicht von dir, dass du Lieder über Spaniens Gärten singst. Von deiner Singerei habe ich aktuell auch genug. Ich will nur, dass du dir eine Dusche genehmigst. Du siehst ziemlich verloddert aus, mit Verlaub. Ständig im Salzwasser zu baden ist auch nicht das Wahre. Stell dich nicht an!“
„Ach, du willst nur was Sauberes ficken?“, folgert er zynisch.
Kurz frage ich mich, ob ich ihn nicht doch lieber wieder rausschmeißen sollte, dann verwerfe ich den Gedanken. „Darum geht es hier nicht!“, stelle ich klar. „Ich will dir nur etwas Gutes tun!“
„Ich danke untertänigst“, schmollt er. Kaum satt und wieder einigermaßen aufrecht, hat er anscheinend eine ziemlich große Klappe. Interessant. Andererseits muss ich zugeben, dass ich es an seiner Stelle auch nicht sehr witzig fände, wenn mich so ein reicher Typ auflesen, füttern und putzen wollte.
„Hör zu!“, wende ich mich an ihn. „Ich will dich echt nicht herabsetzen. Es ist nur ein Angebot. Nimm es oder lass es!“
Er bleibt vor mir stehen und mustert mich undurchdringend, bis mir ganz komisch zumute wird. Schließlich zuckt er mit den Schultern. „Na gut“, gibt er nach. „Verbrauche ich eben dein ganzes aus zehenverlesenem Honig und dem Achselschweiß weißer Königstiger gebrautes Duschgel!“
„Nur zu!“, grinse ich. „Ich hab noch eins aus den Pheromonen tibetanischer Höhleneintagsfliegen und destilliertem Engelsurin auf Reserve. Ich verreise nie ohne.“
Er rollt mit den Augen, dann lacht er. Ich trete zurück und reiche ihm eines der flauschigen weißen Handtücher. Er umfasst es rasch. Mit dem Ding im Arm wirkt er noch schmuddeliger.
„Viel Spaß!“, wünsche ich ihm und gehe hinaus. Er antwortet nicht. Sicherlich könnte er versuchen, alles zu klauen, was nicht niet- und nagelfest ist. Vorsichtshalber bleibe ich im
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