Es duftet nach Liebe (German Edition)
ich mich je einfach so gekümmert habe!“
„Was?“, fragt er verdutzt, entzieht sich mir aber nicht.
Ehrlich gesagt, bin ich gerade über mich selbst verblüfft. Einerseits stimmt es. Ist das jetzt erschreckend? Es kam mir nie so vor. Andere Leute fänden das vielleicht erschreckend. Was bedeuten die mir schon? Andererseits ist mir sehr seltsam. Ich will ihm wirklich helfen. Warum nur, warum? Es liegt gewiss nicht daran, dass er unter seinem Schmuddel ein ansehnlicher Mann ist. Davon hatte ich mehr als genug. Geht es mir wie dem skrupellosen Finanzmakler, dem in seiner einsamen Freizeit ein verwahrloster Hund zuläuft, dem er nicht widerstehen kann? Bei, dem er endlich mal ein anderer sein kann, der, der er wäre, wenn er nicht so skrupellos und habgierig wäre? Otto ist gewiss kein Hund, auch wenn er schaut wie ein beleidigter Pekinese, während Mira ihm eine Decke um die Schultern wirft und beginnt, an seinen Zotteln herumzuschnipseln. Otto ist auch kein Hippie. Otto ist Otto in meinem Kopf, auch wenn ich ihn kaum kenne. Er passt in kein Raster, da bleibt nur er zurück.
Blonde Strähnen fallen auf den Boden. Otto faucht empört, dennoch hält er still. Mira schneidet konzentriert. Ich sitze auf einem Hocker und sehe zu. Otto hat sehr dichtes Haar. Jetzt, wo es nicht mehr vom eigenen Gewicht herabgezogen wird, fällt es auf. Es ist etwas wellig und ziemlich ausgeblichen, zeigt jedoch einen warmen Ton, lebendig und nicht wie bei einer dieser falschen Blondinen. Auch die Stoppeln in seinem Gesicht haben diese Farbe. Womit er sich wohl rasiert? Mit einem scharfen Stein wie zu Urzeiten?
„Jetzt zufrieden?“, knurrt er, als Mira die letzten Reste von ihm klopft.
„Bist du zufrieden?“, halte ich dagegen.
Er senkt den Blick. „Es fühlt sich besser an“, gibt er zu. Er richtet sich auf und sieht mich an. „Ich mag nur dieses Gefühl, Almosen zu empfangen, nicht!“
Ich stehe auf und trete auf ihn zu. „Das sind keine Almosen!“, stelle ich klar. Ich löse meinen Blick von ihm und sehe mich um. Ich trete hinüber zum Spiegel beim Waschbecken. „Du gibst mir auch etwas. Ich weiß auch nicht genau, was es ist. Ich kenne es nicht. Aber es ist gut!“
Mein Blick trifft den seinen im Glas. Er sieht mich überrascht an, dann lächelt er verschmitzt und zwinkert. „Liebe auf den ersten Blick?“, neckt er mich.
An so etwas glaube ich nun wirklich nicht. „Übertreibe es nicht“, warne ich ihn, muss aber trotzdem lachen. Er fällt ein. Mira fegt die Haarbüschel auf. Sie versteht natürlich jedes Wort, tut aber netterweise so, als sei sie taub. Das ist einer der Gründe, warum sie schon so lange hochgeschätzt für meine Familie arbeitet.
Gewandt steht er von dem Stuhl auf, auf den er manövriert worden ist. Er kommt auf mich zu und sieht plötzlich aus wie ein hungriger Löwe. Ein schlecht genährter Löwe, aber immer noch ein Löwe. Ich bin baff. Er springt ständig hin und her in seinen Verhaltensweisen, sodass ich mir keinen rechten Reim darauf machen kann. Er schlingt seine Arme um meinen Nacken. „Wenn du so altruistisch auf mein Wohl bedacht bist“, flüstert er plötzlich heiß in mein Ohr, „dann gib mir von dem, das ich schon so lange vermisse!“
„Mira kann uns etwas Leckeres kochen“, stelle ich mich dumm.
Seine Zunge schlängelt hinter mein Ohr. Ich schließe die Augen und genieße es. Ich habe es immer schon genossen, berührt zu werden. Ottos Kosen ist nicht mehr als ein Necken, dennoch stellen sich meine Härchen davon auf. Mein letzter One-Night-Stand ist wirklich lange her. Ich kann mich nicht mal an das Gesicht erinnern. Ich mag Sex. Immer noch, trotz dem, was infolge unserer Eskapaden mit Cedric passiert ist. Cedric … ist fern. Weg. Ich bin hier, atme, lebe und halte meine Arme um einen jungen Mann geschlungen, dem das Schicksal noch viel übler mitgespielt hat als mir. Der weiß, was Schuld bedeutet, auch wenn man eigentlich gar nichts getan hat – außer der Anlass zu sein. Der Anlass ist aber nicht der Anzuklagende, der Täter ist es, er muss es sein! Das hilft nichts gegen das Gefühl, doch gerade ist das gar nicht so wichtig. Ich lasse meine Finger durch die frisch gestriegelte Haarmasse gleiten. Sie fühlt sich so warm an.
„Ich hatte schon ewig keinen mehr, seit …“, flüstert er verführerisch. Ich lasse meine Hand hinab zu seinem Hintern gleiten. Er ist hübsch gerundet, klein und knackig.
Meine Augen treffen Miras, ich bedeute ihr, sich zu verkrümeln. Sie
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