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Es duftet nach Liebe (German Edition)

Es duftet nach Liebe (German Edition)

Titel: Es duftet nach Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nathan Jaeger , Chris P. Rolls , Karo Stein , Ashan Delon , Malin Wolf , Nico Morleen , Isabel Shtar , Moos Rose , Karolina Peli , Caitlin Daray
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aufregende Träume, die man schon beim Mittagessen wieder vergessen hat. Ich lege meinen Kopf auf Ottos Brust und lasse das unvertraute Gefühl durch mich rinnen, wie schön es ist, ziellos gestreichelt zu werden und einem fremden Herzschlag zu lauschen. Das erlebe ich zum ersten Mal, lasse es das erste Mal zu. Ich befinde mich wahrscheinlich wirklich im Urlaubs-Irrsinn. Mir ist, als habe sich ein ewig bewölkter Himmel geöffnet und ließe plötzlich einen Sonnenstrahl zu mir durch, der mich wärmt und wunderschön ist, weil ich noch nie einen gesehen habe. Ich vertage es auf zu Hause, mich über diesen Gedankengang zu schämen. Stattdessen taste ich über ihn, schnuppere versunken an seiner Haut, lausche dem wohligen Brummen, das er von sich gibt.
    „Etienne? Was ist mit dir?“, fragt Otto leise. Ihm scheint nicht entgangen zu sein, dass ich gerade fröhlich durchdrehe, indem ich mir kitschige Allegorien ausdenke und statt „Fick mich“ „Streichel mich“ denke. Die letzten zwölf Stunden sind die peinlichsten wie merkwürdigsten meines Lebens, muss ich gestehen. Vor wem muss mir das eigentlich peinlich sein? Es sieht mich doch gerade niemand. Ich fühle mich wie bekifft. Hat er mir was in den Kaffee geschmissen? Oder war wirklich was im Duft der Orchidee? Hatte er noch so viel im Blut, dass es bei unseren körperlichen Aktivitäten auf mich übergegangen ist? Das ist es alles nicht, das sind nur faule Ausreden. Ich bin auf Droge, doch dieses Rauschmittel ist meiner eigenen Hirnchemie geschuldet. Hoffentlich findet das keiner raus und kommt dann in Versuchung, mich auszupressen wie eine Pampelmuse.
    „Ich bin glücklich“, sage ich heiser.
    „Was? War ich so gut?“, lacht er.
    „Auch“, muss ich zugeben, dann rolle ich mich herum und stütze mich auf meine Unterarme. Ich sehe hinunter auf sein Gesicht. Ich sehe alles: wie schön er plötzlich ist, wie fröhlich und gelöst, nachdem ich seinen Schmerz ein wenig lindern konnte. Er hat sich von allem befreit, jeder Bindung, jeder Perspektive, doch nicht von seiner Vergangenheit. Ich mag zwar weitergemacht haben, aber innen drin, da lebe ich auch einsam am Ende der Welt, ohne Sinn, ohne Ziel. „Ich will nicht mehr“, sage ich ganz ruhig sowohl zu ihm wie zu mir selbst. „Ich will einfach nicht mehr!“
    Er sieht mich lediglich aufmerksam an. „Was willst du tun?“, fragt er.
    Ich lege meinen Kopf zurück auf seine Brust und sage: „Ich weiß es nicht. Etwas Besseres?“
    „Nichts ist wirklich besser, solange es da ist“, erwidert er. Seine Finger gleiten langsam meine Wirbelsäule hinauf und hinunter. 
    „Gerade war es nicht da, nicht wirklich“, gestehe ich ihm. „Ein wenig schon, aber dann habe ich dich gesehen, gespürt, und es war besser. Viel besser! Danke!“
    Seine Arme schlingen sich um mich und pressen mich voller Kraft an ihn. „Das ist es irgendwie“, wispert er. „Ich kann immer noch fühlen! Ich will immer noch leben trotz allem! Und dich zu berühren, das ist so …“ Er bricht ab. Ich könnte es auch nicht benennen, doch ich verstehe.
    „Leben!“, murmele ich gegen seine Brust. „Leben! Richtig Leben!“
    „Ja!“, erwidert er leise. „Das ist es.“
     
    ***
     
    Es wird Abend, den Tag haben wir mit Sex und mit Reden rumgebracht. Ich habe noch nie so viel über mich erzählt. Ich habe noch nie so gebannt den Höhen und Tiefen eines anderen Menschen gelauscht. Ich weiß jetzt viel mehr über ihn genau wie er über mich. Seine Lieblingsfarbe ist orange. Im Kindergarten hat man ihn „Ottifant“ gerufen. Seinen ersten Kuss hatte er mit vierzehn mit einem Mädchen. Ich hätte ihn da gerne eines Besseren belehrt. Unsere Körper passen zueinander, haben ihre eigene Sprache, entdecken, ergötzen sich aneinander. Jetzt sitzen wir am Strand vor Ottos „Haus“ und grillen an langen Stecken Brotteig über dem Feuer. Mira hat uns ungefragt einen Picknickkorb gepackt. Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass sie Otto für nicht ganz so schrecklich hält, wie sie es anfänglich vorgegeben hat. Ich verbrenne mir die Zunge, als ich in mein Gebäck beiße. Otto lacht mich aus. „Ich mochte es schon immer heiß!“, rede ich mich heraus.
    Dann liegen wir nebeneinander auf dem Rücken und blicken in die Sterne, wie man sie daheim niemals zu sehen bekommt. Eine Sternschnuppe saust vorbei. „Otto!“, sage ich.
    „Was?“ schreckt er auf.
    „Das wünsche ich mir“, erkläre ich ihm und drehe den Kopf zu ihm. „Otto!“
    Er

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