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Es geht uns gut: Roman

Es geht uns gut: Roman

Titel: Es geht uns gut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Geiger
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Hände das Steuer führen konnten. Gibt es das auch im Leben? Das müßte schön sein. Ein Damenmeer. Und wann wäre das bei Richard und ihr gewesen? Wo fing es an und wo hörte es auf? Und wie gestalteten sich die Übergänge? Abrupt oder mit einer langsam aufkommenden Brise? Sie versucht sich in die fraglichen Zeiten zurückzuversetzen. Sie schließt die Augen, und es tauchen Kindheitserinnerungen auf. Kindheit gilt nicht, überlegt sie, Kindheit ist ohnehin immer viel zu schnell bei der Hand, es müßte später gewesen sein. Müßte . Denn glücklich war sie auch später oft, nehmen wir nur, als Ingrid ihre erste Regel bekam. Aber unbeschwert?)
    – Weißt du noch, sagt sie, wie vor dem Ersten Krieg im Sommer immer der Spritzwagen in die Gassen kam? Daran könntest du dich erinnern.
    (Ein ganz gewöhnliches Ereignis: ein von zwei starken Pferden gezogenes riesiges Faß auf vier Rädern mit reichlich an der Hinterseite ausströmendem Wasser. Mit diesem Wasser wurde an heißen Sommertagen die staubige Straße genetzt. Der Spritzwagen war immer von einer Menge Buben begleitet, die sich die Hosen ganz hoch hinaufsteckten, um möglichst weit in den Strahl laufen zu können. Die Mädchen, wenn Mädchen überhaupt mitgingen, liefen ganz weit außen, damit nur die Füße naß wurden, denn sie durften die Röcke nicht hochheben. Eigentlich wäre Alma auch gerne mitgelaufen, aber sie wußte, daß das nur Gassenkinder tun, solche, deren Väter auf den Fingern pfeifen. Ihre Mutter, die oft für einen Augenblick aus dem Fenster schaute, hätte es bestimmt nicht gern gesehen, wenn ihre Tochter mit von der Partie gewesen wäre. Daran fand Alma damals noch nicht einmal etwas Besonderes.)
    – Bei uns in Meidling im Bereich der Tivoligasse gab es viele Gassenkinder, für die war der Spritzwagen eine willkommene Abwechslung vom Diabolo und Tempelhupfen.
    (Die Namen dieser Kinder, die Alma einmal wußte, sind vergessen. Ihre Vorstadtakzente haben sich abgeschliffen wie Steine in einem Gletscher. Das Knarren der längst verfaulten Fässer, das Wiehern der Pferde und der Nachhall der nackten Kinderfüße auf dem Boden geistern noch, jedes Geräusch isoliert in einem eigenen Gedanken, durch die allmählich austrocknenden Gehirne, Erinnerungsstaub, der sich zurück in die Substanz der Ereignisse setzt, weil weder Luft noch Zeit ihn allzulange tragen.)
    – Bei uns in Hietzing gab es keine Gassenkinder, mutmaßt Richard.
    (Peter war bestimmt so ein Gassenkind, ein Gassenläufer, wenn auch späteren Jahrgangs, denkt Alma.)
    – Und auch Bloßfüßige bekommt man seit Jahren nicht mehr zu sehen.
    (Er schaut kurz in sich hinein, schließt einen Moment lang erschöpft die Augen, fügt dann hinzu:)
    – Wie sind wir jetzt eigentlich auf das gekommen?
    (Ende des Gesprächs.)
    Bereits ein Viertel der argentinischen Luftwaffe soll zerstört sein. Die eiserne Maggie treibt ihre Jungs zur Eile an. Von britischer Kommandoseite wird in Aussicht gestellt, daß die Rückeroberung der Inseln eher in Tagen als in Wochen beendet sein werde. Argentinien verkündet indessen die unmittelbar bevorstehende Niederlage der britischen Landetruppen. Bisher mehr als 450 Tote. Queen zittert um Prinz Andrew. Bundespräsident Kirchschläger beginnt seinen Staatsbesuch in Moskau. Kirchschläger in einem Interview gegenüber der »Prawda«: Zwischen Moskau und Wien herrscht Vertrauen. Der seit 1955 eingeschlagene Weg ist der richtige. Die Politik der Neutralität muß sich gerade in einer Zeit internationaler Spannungen bewähren. Mit Sprengstoff vollgepacktes Bombenauto zerreißt in Beirut 14 Menschen. Zitat des Tages: Heldentod ist der traurige Zufall eines Granatsplitters. Hat Karl Kraus im 1. Weltkrieg geschrieben. Neuer Sieg für Khomeinis Truppen. Saddam Hussein würde Kriegseintritt Ägyptens auf seiten des Iraks begrüßen. Personalwechsel im ZK. Juri Andropow wurde Montag zum ZK-Sekretär gewählt. In der mehrheitlich von Albanern bewohnten jugoslawischen Provinz ist es – wie erst jetzt bekannt wird – wieder zu Unruhen gekommen. Es wurde für eine eigene Republik Kosovo demonstriert. Bund schießt für Pensionen 18,4 Mrd. Schilling zu. Spitalskosten die große Belastung für 1982. Tragisches Ende der österreichischen Himalaja-Expedition am Cho-Oyo. Vorschau: Allgemein sonniges Wetter. Ab Wochenmitte im Westen und Südwesten lokale Gewitter. Winde zunächst aus Nordwest, später auf Südwest drehend. Höchsttemperaturen bis 21 Grad.
    Nachdem sie

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