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Es geht uns gut: Roman

Es geht uns gut: Roman

Titel: Es geht uns gut: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Geiger
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Heimchen mit Holzschuhen und Nackenhaarknoten, eine Garbe Ähren im Arm, links und rechts Kinder. Ansonsten? Kein Wort der Anerkennung. Es wird tunlichst alles vermieden, was daheim den Eindruck erwecken könnte, sie sei tüchtig oder gar begehrenswert. Das läßt Peters Egoismus nicht zu. Er schafft es nicht, sich aus dem Zentrum zu nehmen, das ist die Pathologie der Männer, da sind sie alle gleich, und wenn nicht alle, so die meisten. Garantiert steht Ingrid nicht allein da mit einem Mann, der nur sich selbst liebt. Das alles ist schade, sehr schade, zumal der Herr Haushaltsvorstand eindeutig keine Einsicht besitzt. Da könnte sie genausogut versuchen, Cara das Einmaleins beizubringen.
    Wie war der Dienst, Ingrid?
    Das fragt niemand.
    Da sie schon einmal dabei ist, teilt sie Peter mit, daß sie es zuwege gebracht hat, ihren nächsten Dienst von Sonntag auf Montag zu tauschen. Sie komme seit Tagen nicht zur Ruhe und brauche das lange Wochenende zum konzentrierten Ausschlafen und Regenerieren. Da Peter in der kommenden Woche noch frei habe, sei es ja eigentlich egal.
    Peter regt sich furchtbar auf, er habe sich für Montag soviel vorgenommen, er sei davon ausgegangen, Ingrid werde zu Hause sein und den Laden schmeißen (seine Diktion). Er habe sich mit zwei Kollegen für das Fußballturnier in der Stadthalle verabredet.
    – Na toll, sagt Ingrid.
    Eine Sekunde später verzieht sie den Mund:
    – Die Kinder werden nicht das erste Mal allein zu Hause sein. Ich habe den hartnäckigen Verdacht, sie beschäftigen sich auch heute ohne elterliche Anleitung. Dann ist das halt ein Training für Montag.
    – Die Kinder sind nicht das Problem, die schicke ich mit dem Andritsch-Buben in die Stadt, wo es schon etwas geben wird, einen Ersttagsstempel oder eine Rede am Rathausplatz. Aber ich kann die Arbeiter fürs Bad nicht auch mitschicken. Außerdem weiß ich nicht, wie du den Spiegel im Bad montiert haben willst.
    Er redet lauter Schwachsinn, findet Ingrid, und weil sie Peter einbremsen muß, damit er nicht alles auf sie abwälzt, sagt sie dreimal, sie sei in diesen Dingen ja doch keine Hilfe, da müsse er schon seine eigenen Fähigkeiten in Anschlag bringen. Hier folgt sie dem Beispiel von Sissi. Die nicht einmal zehnjährige Tochter ist in strategischen Dingen gewiefter als die bald fünfunddreißigjährige Mutter. Im vorliegenden Fall heißt das, Sissi hat längst begriffen, wie zuverlässig es funktioniert, wenn sie die Blonde spielt. Zweckdenken als Selbstschutz. Dummheit als Anwendung, als wäre Dummheit eine Form von Höflichkeit: Tut mir leid, aber das kann ich nicht. Da kenne ich mich nicht aus. Das ist mir nun wirklich zu schwer. Ingrid muß diese Sätze automatisieren, etwas anderes, das leuchtet ihr ein, bleibt ihr nicht übrig. Entweder man gibt den Männern die Möglichkeit, sich überlegen zu fühlen, oder sie ziehen sich aus der Affäre.
    Ob dann am Montag wenigstens etwas gekocht sei, fragt Peter. Das empfindet Ingrid erst recht als eine Frechheit. Wenn Peter einmal zum Einsatz kommen soll, kriegt er die Panik, dabei ist Ingrid weitaus öfter diejenige, die in den sauren Apfel beißt. Sie arbeitet auch härter für ihr Geld als der Herr Straßenverkehrsspezialist, der ganze Tage durch die Gegend heizt, wie es ihm beliebt. Wenn man einen Gradmesser sucht, wie unterschiedlich bei ihnen die berufliche Belastung ausfällt, muß man sich nur anschauen, was sie nachts träumen. Während Ingrid regelmäßig dienstliche Probleme verarbeitet und von Glück reden kann, wenn sie mittendrin aufwacht, kauft Peter sich im Traum einen Alfa Romeo und ist am Morgen vor Seligkeit nicht ansprechbar. Er prahlt sogar damit, daß er im Innendienst mit den Kollegen Dart spielt. Vermutlich auch deshalb ist ihm daheim jeder Handgriff zuviel.
    Sie sagt:
    – Ganz nach deinen Wünschen, es wird alles passieren.
    Ohne ein weiteres Wort steht sie auf und schlägt mit schmalen, vom Gähnen wäßrigen Augen den Weg Richtung Küche ein.
    Als sie an Peter vorbeigeht, meint er geduldig (kann sein, es ist versöhnlich gemeint):
    – Ich weiß, du bist in letzter Zeit etwas drüber.
    – Sprich: Du brauchst das, was ich gesagt habe, nicht besonders ernst zu nehmen.
    Sie schüttelt den Kopf und wendet sich bereits wieder ab. Sie ist nicht gewillt zu streiten, dem Energieaufwand, der dazu erforderlich wäre, fühlt sie sich im Moment nicht gewachsen. Im Weitergehen nimmt sie an, daß Peter und sie an diesem Tag nicht mehr viel miteinander

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