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Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition)

Titel: Es geschah in Berlin 1910 Kappe und die verkohlte Leiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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zuführen würde. Mordkommissionen wurden immer nur ad hoc gebildet, und war der Fall gelöst, kehrte ein jeder Kriminaler mit einer Planstelle auf seinen alten Arbeitsplatz zurück. Bei Kappe als außerplanmäßigem Beamten lag die Sache anders. Er hoffte, von Canow würde sich für ihn verwenden und sicherstellen, dass er in der Fachinspektion A verblieb, es konnte aber auch sein, dass er von anderen Inspektionen, in denen gerade eine Menge Arbeit zu erledigen war, angefordert wurde. Die Inspektion A bearbeitete alle Fälle von Mord und Körperverletzung, die Inspektion B war für Raubüberfälle zuständig, die Inspektion C für Diebstahl und die Inspektion D für Betrug, Schwindel und Falschmünzerei, während die Inspektion E kurz und knapp als die Sittenpolizei bezeichnet wurde. Dazu kamen die Inspektionen F (Verstöße gegen die Gewerbe- und Konkursordnung), G (Vergehen, in die Kinder und weibliche Jugendliche verwickelt waren), H (Organisation des regelmäßigen Streifendienstes der Kripo und Durchführung von Fahndungen nach Personen und Gegenständen) und I (Erkennungsdienst, kurz E. D.).
    «Wo möchten Sie denn gerne hin?», fragte Galgenberg, als sie dieses Thema diskutierten.
    Kappe überlegte. «Am liebsten bei A bleiben.» Es war bekannt, dass die Behörde, hatte ein Kriminaler spezielle Kenntnisse, durchaus bereit war, strukturelle Veränderungen vorzunehmen und eine besondere Planstelle für ihn zu schaffen. Ein ehemaliger Gutsinspektor beispielsweise hatte eine Sonderabteilung bekommen, die sich mit Morden an Förstern und der Wilddieberei befasste.
    «Eine spezielle Stelle für die Ermordung von Anglern und Fischdiebstahl werden sie für mich nicht einrichten», sagte Kappe, darauf anspielend.
    «Nee.» Galgenberg konnte das nur bestätigen. «Eher für verkohlte Leichen.»
    «Hören Sie bitte auf, mich zu verkohlen.»
    «Langsam werden Sie ’n richtiger Berliner», sagte Galgenberg anerkennend. «Immer mit dem Mundwerk vorneweg.»
    «Am schlimmsten wäre es, sie würden mich in die Inspektion F stecken - immer nur Bilanzen lesen und rechnen.»
    «Sie, da geht es um Millionen und nicht um ein paar geklaute Eier», wandte Galgenberg ein.
    «Aber das ist mir zu langweilig.»
    «U-Bahn fahren können Sie bei jeder Inspektion», spottete Galgenberg in Anspielung auf die Szene im U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz. «Was macht denn Ihr Beinahe-Mörder?»
    «Ja, wenn ich das wüsste! Die Plakate mit seinem Konterfei hängen nun überall aus. Da wird er sicher weg sein aus Berlin.»
    Galgenberg dachte nach. «Bloß komisch, dass sich noch keiner gemeldet hat. Irgendeiner muss doch wissen, wie der Mann heißt und wo er wohnt.»
    «Vielleicht ist die Zeichnung so schlecht, dass ihn bis jetzt noch niemand erkannt hat», vermutete Kappe.
    «Ich glaube eher, dass man Angst hat, ihn anzuzeigen. Wer so schnell wie der auf andere schießt. ..»
    Sie ließen das Thema und wandten sich ihrer Zeitung zu. In Leipzig war ein Schutzmann von einem flüchtigen Fahrraddieb erschossen worden. Seiner Verhaftung hatte er sich durch die Angabe, er sei Kronprinz Rudolf, entziehen wollen. Es sei ein gewisser Ignaz Denk aus Böhmen.
    «Na, ein Denkmal wird man dem kaum errichten», sagte Galgenberg. «Wollen Sie nicht mal in Leipzig nachfragen, ob dass derselbe ist, der in Storkow auf Sie geschossen hat?»
    «Gute Idee, das mache ich gleich nach dem Frühstück.»
    In Hamburg war der englische Kohlendampfer Sir Walter Scott mit dem deutschen Schoner Friedrich zusammengestoßen, worauf Letzterer sofort gesunken war. Drei Mann seiner Besatzung, darunter der Kapitän, waren ertrunken.
    «Der Dampfer hatte bestimmt neue Kohlen für Kupfer & Co. und für Kockanz an Bord», sagte Kappe. «Denn von denen geht nur Unheil aus.»
    «Doch nicht für Sie», wandte Galgenberg ein. «Sie haben sich durch die verkohlte Leiche bei Kockanz schneller einen Namen gemacht, als jemals zu erwarten war, das war doch ein Glücksfall für Sie.»
    «Wenn man’s so sieht. ..», murmelte Kappe.
    «So muss man’s sehen.» Galgenberg verzog das Gesicht. «Ich glaube, ich verspüre ein menschliches Rühren. Mein Name is Kuchen, ich verkrümele mich mal schnell.» Dabei zog er eine Rolle mit besonders weichem Toilettenpapier aus einer Schreibtischschublade.
    «Hängt keines mehr auf dem Klo?», fragte Kappe.
    «Doch, aber det is wie Sandpapier, da kriegt man auf Dauer nur Arschknödel von.»
    Kappe zuckte bei diesem Ausdruck unwillkürlich zusammen und musste

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