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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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Juwelen, Schuldverschreibungen und Aktien von Consolidated Pemmican. Die mittleren Falten des Akkordeons kamen später, langsamer, aber ebenso schnell, wie Geld sie befördern konnte. Vermögende Männer bei Beginn ihrer Reise, kamen sie fast ohne einen Pfennig an, argwöhnisch betrachtet und nur so lange toleriert, wie sie der Allgemeinheit nicht zur Last fielen.
    Die tiefen Töne, die dicken, schweren Falten, brauchten nicht Tage, Wochen oder Monate, sondern Jahre mühseliger Wanderschaft. Sie blieben immer nur einen Schritt vor dem Gras, zogen mit der gleichen Geschwindigkeit weiter. Sie kamen nicht allein, sondern waren angewachsen, weil sie Millionen ebenso besitzlose, hungernde Menschen vor sich herstießen. Sie wurden nicht mit Argwohn, sondern mit Haß empfangen; Maschinengewehre wurden gegen die vorrückenden Massen gerichtet, die wenigen noch funktionierenden Flugzeuge wurden abkommandiert, um sie zu bombardieren, und nur der Mangel an Treib- und Sprengstoff erlaubte es ihnen, in Europa einzufallen und es größtenteils zu überwältigen, so wie die Barbaren Rom überwältigt hatten.
    Aber ich greife vor. Während die große Masse der Orientalen noch jenseits des Himalaja und der Gobi waren, feierte Europa den eigenen Untergang in wilden Saturnalien. Alle Hemmungen sexueller Moral verschwanden. Männer und Frauen kopulierten auf offener Straße. Die kleinen, schlecht gedruckten Zeitungen veröffentlichten Anzeigen, in denen die Befriedigung der ausgefallensten Begierden versprochen wurde. Ein neuer Priapos-Kult blühte auf, und an seinem Schrein wurden Jungfrauen feierlich defloriert. Diejenigen, die das Alter geschlechtlicher Lüste hinter sich hatten, besuchten Schwarze Messen, obwohl, wie mir ein Teilnehmer verriet, diesen Feiern die Würze fehlte, weil niemand mehr einen Glauben besaß, um durch gotteslästerliche Handlungen prickelnde Schauder zu verspüren.
    Aus reinem Vergnügen wurde gemordet. Männer und Frauen, die von dem unter den Flüchtlingen wütenden Kannibalismus hörten, ergötzten sich an verfeinerten Praktiken. Kleine promiskuitive Gruppen wählten zum Abschluß von orgiastischen Gelagen jenen Mann und jene Frau aus, die am schnellsten ermüdet waren; dann wurden die beiden Opfer getötet und von ihren letzten Liebhabern verspeist.
    So wie es einen Priapos-Kult gab, entstand ein ähnlicher starker Diana-Kult. Die Kloster und Konvente flossen über. Aber in der Anspannung des Augenblicks waren viele von reinen Zölibatsgelübden nicht befriedigt. In geheimen, beeindruckenden Ritualen opferten Frauen ihre zartesten Körperteile unter glutrotem Eisen, um sich auf diese Weise selbst zu beweisen, daß sie fleischliche Lust überwunden hatten; Männer kastrierten sich in würdevollen Zeremonien und warfen die Symbole ihrer Männlichkeit in ein verzehrendes Feuer.
    Ich will nicht den Eindruck erwecken, daß tierischer Wahnsinn jeden erfaßte. Es gab viele normale Menschen wie mich selbst, die ihre Selbstkontrolle aufrechterhalten konnten und in der Lage waren, jene Energien zu kanalisieren, die in den Ungehemmten Verbrechen und animalische Zurschaustellung fördern; jene Menschen waren zur Selbstbeherrschung fähig, indem sie sich auf den Tag freuten, an dem das Gras fort sein und die geistige Gesundheit zurückkehren würde.
    Auch wollte niemand glauben, daß Recht und Ordnung ihre Funktion völlig verloren hatten. Als die Verstöße sich vermehrten, wurden die Gesetze strenger, Vergehen wurden zu Verbrechen, Verbrechen zu Kapitalverbrechen. Als Tod durch Erhängen das vorgeschriebene Urteil für jede Art von Diebstahl wurde, war es notwendig, die Strafe für Mord drastischer zu gestalten. Rädern und Vierteilen wurden wieder eingeführt; als sich dies nicht als ausreichende Abschreckung erwies, sprachen sich viele Juristen dafür aus, zur römischen Praktik der Kreuzigung zurückzufinden, aber die Kirchen widersetzten sich diesem Vorschlag energisch, da sie ihn als blasphemisch einschätzten – nach ihrer Meinung würde das zentrale Symbol des Christentums herabgemindert, wenn gekreuzigte Mörder zum alltäglichen Anblick würden. Eine weniger verbreitete römische Sitte wurde eingeführt: Mörder wurden von hungrigen Hunden zerrissen, und dagegen widersetzten die Christen sich nicht.
    Aber selbst die unerbittlichste Härte lokaler und nationaler Behörden konnte es auch mit Unterstützung der Weltregierung nicht mit den Einwanderungswellen aus dem Osten und der Gesetzlosigkeit, die sie

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