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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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Vergrößerung seiner Aufgaben zu und beschloß, ihn auf einen ausgedehnten Urlaub zu schicken, sobald er entbehrt werden konnte; Treulosigkeit hätte ich im Traum nicht von ihm erwartet.
    Um so entsetzter und tief verletzt war ich, als er am Ende einer unserer Besprechungen ankündigte: „Mr. Weener, ich verlasse Sie.“
    Ich bat ihn, mir zu sagen, was nicht in Ordnung sei, was ihn zu diesem Entschluß bewegt habe. Ich wüßte, sagte ich ihm, daß er überarbeitet sei und bot ihm den dringend benötigten Urlaub an. Er schüttelte den Kopf.
    „Das ist es nicht. Überarbeitung! Ich glaube nicht, daß es so etwas gibt. Jedenfalls habe ich nie darunter gelitten. Nein, Mr. Weener, meinen Sorgen kann auch kein noch so langer Urlaub abhelfen, denn ich komme von einer Stimme nicht los.“
    „Stimme, Tony?“ Halluzinationen waren mit Sicherheit ein Symptom von Überarbeitung. Im Geist begann ich, die Namen berühmter Psychiater aufzulisten.
    „Eine innere Stimme“, wiederholte er mit fester Stimme. „Ich bin ein sündiger Mensch, ein elender Abtrünniger. Vielleicht ging Bruder Paul nicht den richtigen Pfad; ich bezweifle es, denn sonst wäre ich nicht so leicht verführt worden, ihm nicht mehr zu folgen, aber als ich sein Werk tat, habe ich wenigstens versucht, Gottes Willen zu erfüllen und nicht den Willen eines anderen Menschen, der nicht besser ist – im geistigen Sinne, Mr. Weener, im geistigen Sinne – als ich selbst.
    Aber jetzt hat mich Seine Stimme wieder auserwählt, und ich muß das Kreuz wieder auf mich nehmen. Ich spüre einen Ruf, als Missionar zu den armen Heiden zu gehen und sie aufzufordern, sich der Macht ihres Vaters zu unterwerfen.“
    „Bei diesen Wilden auf der anderen Seite des Kanals! Sie werden Sie in Stücke reißen.“
    „Christus wird mich wieder ganz machen.“
    „Tony, Sie sind nicht bei Sinnen, Sie sind außer sich.“
    „Ich bin nicht mehr ich, Mr. Weener, ich bin wieder wie ein kleines Kind geworden und tue, was mein Vater mir aufträgt. Ich bin außer mir, jawohl, wie ausgewechselt und umgestülpt von einer Macht, die sich nicht damit begnügt, die Menschen in falschem, sündhaften Zustand leben zu lassen. Nicht bei Sinnen, aber aufrechten Geists erledige ich die Aufträge meines Vaters. Gott segne Sie, Mr. Weener.“
    Miss Francis und Preblesham, beide an entgegengesetzten Enden der intellektuellen Rangfolge, und beide faselten von der Erfüllung des Willen Gottes, und General Thario redete über Zeichen auf der Stirn – in was für einer hirnverbrannten, degenerierten Welt lebte ich eigentlich? Der ganze überkommene Aberglaube der Religion erfaßte die Menschen und schlich sich in sonst völlig normale Gespräche ein. Eine Woge des Wahnsinns, der Grasplage verwandt, spülte über die Erde, folgerte ich.
    Nachdem schon General Tharios Fahnenflucht meinen Schultern eine zusätzliche Last aufgebürdet hatte, belud mich Prebleshams Fortgang mit den ganzen Kleinigkeiten der täglichen Routineangelegenheiten. Jetzt war ich es, der unsere Depots regelmäßig inspizieren und Reisen in die gefährlichen Gebiete jenseits des Kanals unternehmen mußte, um dafür Sorge zu tragen, daß unsere geschlossenen Werke in gutem Zustand blieben. Mich verdroß die Schicksalsfügung, die verhinderte, daß ich lange Zeit keine Untergebenen fand, an die ich Befugnisse delegieren konnte.
    Und nicht einmal solche, auf die ich mich verlassen konnte. Was taten eigentlich Miss Francis und ihre hoch dotierte Mannschaft die ganze Zeit? Warum hatten sie als Gegenleistung für das angenehme Leben, das ich ihnen ermöglichte, nichts hervorgebracht? Das Gras hatte halb Asien überwuchert, übersprang das Pamirgebirge von Norden und Süden, verleibte sich Korea, die Mongolei und die Mandschurei ein und streckte seine Ausläufer nach Turkestan – und noch immer gab es keine Fortschritte im Kampf gegen das Unkraut. Es würde nur noch eine Sache von Monaten sein, bis unsere arabischen Depots in der Gefahrenzone lagen. Ich konnte daraus nur schließen, daß diese sogenannten Wissenschaftler kaum besser als Betrüger waren, völlig unfähig, wenn sie mit einer Notlage konfrontiert wurden.
    Ständig verkündeten sie nutzlose und unbrauchbare Entdeckungen und Schlußfolgerungen. Nebenprodukte ihrer Forschung nannten sie sie, offensichtlich bestrebt, die Sprache der Industrie nachzuahmen. Die Insekten, die in und unter dem Gras lebten, wurden immer größer und zahlreicher. Expeditionen hatten Würmer von der Größe

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