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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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über Knöchel kroch, sich um Waden wickelte und wie ein dichter werdendes Gewebe das Vorankommen behinderte. Keuchend und ächzend drangen die Feuerwehrmänner nur ein kurzes Stück in den Wildwuchs ein, bis sie fast zum Stillstand gebracht wurden. Von der Seite sah es aus, als kämpften sie mit einem unsichtbaren Kraken. Füße wurden hochgehoben, aber kein einziges Mal von dem Schlinggewächs befreit; die Leiter wurde grimmig nach vorn geschoben, aber mit jedem Stoß wurde der Klammergriff des Grases fester und fester.
    Schließlich wurden sie gestoppt, auch wenn ihre Bemühungen immer noch den Anschein von Vorwärtskommen hatten. Mit Händen und Füßen arbeitend, drängten sie sich und die inzwischen immer schwerere Leiter gegen die unüberwindliche Mauer. Der einzige Erfolg war, daß sie den Eindruck erweckten, sich im Klammergriff der Tentakel zu begraben. Ihr Einsatz ließ nach, die Anstrengungen erlahmten; dann zogen sie sich zurück, kämpften sich in verzweifelter Angst aus der grünen Masse frei und ließen die Leiter im Stich.
    Der Chef betrachtete sie mit äußerster Mißbilligung. „Hackt euch den Weg frei“, befahl er. „Ihr Burschen glaubt wohl, die Äxte sind nur zum Möbelzerhacken da, was?“
    Fügsam fuhren blitzende Stahlkeile in die grüne Mauer.
    „Voll Ungeduld erwarte ich die Rettung der braven Dinkmans aus dieser verhexten Feste“, murmelte Gootes und versuchte vergeblich, seine Pfeife auf dem Handrücken zu balancieren.
    Es sah so aus, als müßte er seine Ungeduld einige Zeit mäßigen. Die Feuerwehrleute schlugen ohne Begeisterung auf das Gras ein, das nur widerwillig und zentimeterweise wich. Eine halbe Stunde später zerrten sie triumphierend die im Stich gelassene Leiter heraus. „Das Zeug ist wie Gummi gibt nach, statt sich schneiden zu lassen.“
    „Genau. Und in der Zwischenzeit haben die Leute da drin wieder telefoniert. Wollen wissen, was uns aufhält. Wollen wissen, wofür sie Steuern bezahlen. Und drohen, die Stadtverwaltung zu verklagen.“
    „Soll’n sie doch klagen. Solange sie da drin sind, können sie keine Entschädigung kassieren.“
    „Sehr witzig. Vorwärts, du Drückeberger!“
9.

    Ein zweiter Feuerwehrwagen kam, und zwischen den beiden Besatzungen wurden Hänseleien ausgetauscht. Offenbar war es keine Situation, in der Menschenleben oder Eigentum auf dem Spiel standen; der Einsatz reihte sich vielmehr ein in die Rettungsaktionen, bei denen verirrte Katzen von Telefonmasten geholt oder opferbereite Kinder überredet wurden, die Badezimmertür aufzuschließen und Mammi einzulassen; eine vergnügliche Unterbrechung eines angespannten Tages. Vielleicht war die Mannschaft des zweiten Wagens von Natur aus erfindungsreicher, möglicherweise suchte die erste Gruppe nach unterhaltsamerer Arbeit; jedenfalls wurde das nutzlose Gehacke eingestellt. Statt dessen wurden mehrere lange Leitern zusammengesteckt, und die dadurch entstandene Konstruktion wurde vom Bordstein auf den Rand des Dachs der Dinkmans herabgelassen. Das Leitergerüst wirkte bemerkenswert zerbrechlich, aber es überspannte den Vorgarten, und die Zuschauer ließen über diese bemerkenswerte Tat zustimmendes Murmeln hören.
    Jetzt, da die Situation den Reiz des Neuen verloren hatte, stiegen die Männer mit Leichtigkeit über die schwankende, durchsackende Brücke. Sie überquerten das genarrte Gras. Der Anführer trug eine kurze Leiter, die er vom Dach hinabhängte und dabei die unteren Sprossen in das verfilzte Grün stieß. Die Überquerung geschah mit solcher Lässigkeit, daß sich die Frage aufdrängte, wieso sie nicht sofort so vorgegangen waren, anstatt die Zeit mit anderen Methoden zu verschwenden.
    Die Feuerwehrmänner kletterten die senkrechte Leiter hinab und bahnten sich einen Zugang durch die verstopften Fenster. Zuerst kam Mrs. Dinkman, von zwei Männern unterstützt, heraus. Mit der einen Hand hielt sie ihren Kneifer fest, mit der anderen raffte sie ihren Rock züchtig zusammen, dadurch hatte sie kaum die Möglichkeit, sich an der Leiter festzuhalten. Die Feuerwehrleute schienen diese Art unvernünftigen Verhaltens gewohnt zu sein und redeten ihr gut zu, ohne ihre Schimpfkanonade zu beachten – die für uns auf der Straße nicht vernehmbar war –, bis sie schließlich auf dem Dach war. Da stand sie wie eine Statue vor dem hellen Himmel und beschimpfte ihre Helfer, bis Mr. Dinkman, rundlich, kahlköpfig und still, bei ihr war.
    Zuerst lehnte Mrs. Dinkman es ab, die Brücke zur Straße zu

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