Es grünt so grün
leid, Mr. Gootes“, entschuldigte ich mich, „ich würde Ihnen bestimmt gern entgegenkommen …“
Er unterbrach mich mit einer Handbewegung und sprach wieder aufgeräumt ins Telefon: „Nichts zu machen, Chef. Ja, ja. In Ordnung geben Sie mir die Textaufnahme.“ Und während der nächsten zehn Minuten schilderte er die Ereignisse bei den Dinkmans, wobei er alle Namen sorgfältig buchstabierte. Sogar den des napoleonischen Feuerwehrchefs. Allmählich kam mir der Verdacht, daß Gootes als Reporter gar nicht so schlecht war, wie er erschien.
Nachdem er die Story durchgegeben hatte, hängte er ein und drehte sich zu mir. „Also dann, kleiner Mann, war nett, Sie kennengelernt zu haben.“
„Aber … was ist mit dem Treffen mit dem Entdecker des Metamorphers?“
„Ach, das. Nun. W. R. meint, wir brauchen ihn nicht mehr. Steckt nicht genug drin.“
Ich nahm an, daß er bluffte; möglicherweise aber auch nicht. In einer heiklen Situation wie dieser konnte ich nichts tun, als ebenfalls zu bluffen. Wenn man ein guter Verkäufer ist, sage ich immer, muß man die Psychologie in den Fingerspitzen haben. „Sehr gut, Mr. Gootes; vielleicht sehen wir uns noch mal.“
Im gleichen Moment stand ein Franzose vor mir, leutselig, lebhaft und herzlich: „Ah, cher ami, verlassen Sie misch nischt so plötzliesch. Sie ärrschüttern mon coeur. Alors – geben Sie mir die zwanzig Dollar zurück!“
„Aber, Mr. Gootes …“
„Nichts da, Junge.“ Plötzlich hatte er die Karten in der Hand und zeigte sie mir. Auf geisterhafte Weise erschien das Pikas, nur das aufgedruckte Wort „Fahrrad“ entschärfte den unheilverkündenden Charakter der Karte. „Mach keine krummen Dinger mit deinem Onkel Jacson, sonst lasse ich die Jungs einen kurzen Ausflug mit dir machen. Ein Betonblock mit der geschmackvollen Inschrift ‚A. Weener’ wäre sicher ein lustiger Sockel für ein Vogelbecken.“
„Hören Sie, Gootes.“ Ich blieb hart. „Ich bin ziemlich sicher, daß Sie die Erlaubnis haben, mir noch mal dreißig vorzuschießen, aber ich hoffe, wir sind beide vernünftige Leute, und ich unterschreibe Ihnen gerne eine Quittung über den vollen Betrag, wenn Sie mir noch mal fünfundzwanzig geben.“
„Albert, Sie sind ein prima Kerl – ein Prinz.“ Auf eine Seite seines Notizbuchs schrieb er: Von Jacson Gootes 50 Dollar erhalten, und ich unterschrieb. Er gab mir eine Zwanzigdollarnote und steckte seine Brieftasche weg. „Rechnen Sie die übrigen fünf als Vermittlungsgebühr“, schlug er vor. „Und jetzt bringen Sie uns zu Ihrem Eisen bart.“
Man kann nicht erwarten, daß jeder die gleichen Maßstäbe von Redlichkeit hat, also rechnete ich gelassen Verlust und Gewinn gegeneinander auf. Im Leben geht es stets auf und ab, und es gibt immer schlechte und gute Tage. Nach seinem gelungenen Trick war Gootes in guter Stimmung und versuchte sich, ziemlich erfolglos, an einer Reihe von Bauchrednerübungen, als wir die Straße hinabgingen.
10.
Das Aussehen des Apartments entlockte ihm den Kommentar, für den gemeinsamen Blutdruck von Handelskammer und Verschönerungsverein wäre es besser, nicht zu wissen, daß es so etwas im Herzen von Hollywood gab. „Es ist nicht besser als meine eigene Behausung“, fügte er hinzu.
Er pfiff, als er den heruntergekommenen Wohnraum sah und runzelte beim Anblick der Küche die Brauen. Bevor ich dazu kam, ihn vorzustellen, brummte Miss Francis, ohne sich umzudrehen: „Wenn Sie wegen des Kühlschranks kommen …“
„Oh Mann!“ rief Gootes aus. „Ein weiblicher Linnaeus. Spuren von Dorothy Dix!“
„Ich weiß nicht, wer Sie sind junger Mann, aber Sie sind ausgesprochen unverschämt, trampeln in meiner Küche herum und fügen der Summe des Wissens nichts hinzu außer der Bestätigung meines Geschlechts, welches ohnehin für jedermann klar erkennbar ist. Wenn Sie …“
„No, no, señorita doctor“, sagte Gootes hastig, „ich nicht wissen von der fresquera. Ich vertrete, señorita doctor, der Daily Intelligencer diario …“
Miss Francis unterbrach seine lamentierende Erklärung mit einem Schwall von Worten, die ich für Spanisch hielt. Gootes antwortete stockend und langsam, hörte aber schließlich auf und wurde vom Spanier wieder zum waschechten Gentleman: „Ich verstehe sehr wohl, Madam, daß eine wohlerzogene Dame Einwände dagegen hat, daß in ihr Privatleben die aufdringlichen Vertreter der Regenbogenpresse eindringen. Aber bedenken Sie eins, Madam: Wir leben in einem
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