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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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fortschrittlichen Zeitalter, und da Sie einen großartigen Beitrag zur Wissenschaft geleistet haben, können Sie dem Ruhm, der Ihnen rechtmäßig gebührt, kaum entgehen. Sie sind jetzt eine Person öffentlichen Interesses und stehen im Scheinwerferlicht. Wäre es nicht vorzuziehen, Madam, als Dame zu einem Gentleman zu sprechen (ich bin mütterlicherseits mit den Taliaferros aus dem Ruffin County verwandt), statt von irgendeinem Lohnschreiber gejagt zu werden?“
    Miss Francis hockte sich bar jeder Anmut auf die Absätze und blickte von dem Blumentopf auf, mit dem sie sich gerade beschäftigt hatte. „Ich habe keinerlei Einwände gegen Publizität, Lohnschreiber oder nicht“, sagte sie sanft. „Ich bin nur erneut beeindruckt von der Ignoranz der Zeitungen gegenüber Tausenden bedeutenden Entdeckungen und Erfindungen, berichtenswerte Beiträge zur Wissenschaft’, wie Sie sie in schlichter Unkenntnis der Semantik nennen; dagegen besitzt die Presse eine fast schmerzliche Empfänglichkeit für Unglücksfälle jedweder Art.“
    Gootes, der seinen unproportioniert langen Körper lässig gegen den Spültisch lehnte und mehrere Gefäße mit Pflanzenproben in Gefahr brachte, antwortete nicht. Statt dessen flatterte er mit den Armen und fischte, offenbar aus Miss Francis’ Haar, einen halben Dollar, den er sorgfältig in seiner Tasche verstaute, nachdem er ihn herumgezeigt hatte.
    „Sagen Sie mir, Dr. Francis …“
    „Miss! Zeigen Sie mir, wie Sie den Trick gemacht haben!“
    „In einer Minute, Miss Francis. Er ist hübsch, nicht wahr? Hat mich fünfzig Cents in einem Scherzartikelladen in Utica im Staate New York gekostet. Sagen Sie mir, wie Sie dazu gekommen sind, Ihre große Entdeckung zu machen.“
    „Ich wurde geboren. Ich ging zur Schule. Ich las Bücher. Ich bildete mich weiter. Ich schaute durch ein Mikroskop.“
    „Und dann?“ drängte Gootes.
    „Das ist alles.“
    „Mädchen“, mahnte Gootes und unterstrich seinen honigsüßen Tonfall, indem er drei farbige Taschentücher mit schnellem Griff aus der Luft holte, „datt iss nich so vernünftig, watt Sie da machen. Denkense nur mal daran, watt die Presse mit so einem störrischen Mädchen wie Ihnen machen kann. Sie hätten es doch wohl jar nich jern, wenn die Zeitungen Sie morjen als – und ich zitiere –‚eine geschlechtslose Harpyie, eine Verräterin an der Menschheit, ohne Herz und Seele’ brandmarken würden.“
    „Ach hören Sie auf. Was wollen Sie wissen?“
    „Zuerst einmal“, sagte Gootes barsch, „was ist das für ein Mittel?“
    „Der Metamorpher?“
    Er nickte.
    „Wollen Sie die chemische Formel?“
    „Das würde mir oder meinen Lesern überhaupt nichts bedeuten, und Sie würden sie mir auch gar nicht geben, wenn ich Sie danach fragte. Warum sollten Sie auch? Nein, erleuchten Sie mich mit verständlichen Worten.“
    „Es ist eine Verbindung auf der Basis von Colchizin, die durch das Körperplasma der Pflanze wirkt. Offenbar zeigt sie nur bei der Familie der Gramineen Wirkung und ruft eine grundlegende metabolische Umwandlung hervor. Ich kann nicht feststellen, ob diese Umwandlung durch den Samen auf die Abkömmlinge übertragen wird …“
    „Hee, einen Moment mal, metabolische Umwandlung hervor’. Wie schreibt man metabolisch – egal, dafür haben wir Korrektoren. Was ist eine grundlegende Umwandlung?“
    „Sind Sie Botaniker, junger Mann?“ Gootes schüttelte den Kopf. „Agrostologe? Wenigstens Agronom? Dann können Sie nicht die leiseste Vorstellung haben, worüber ich spreche.“
    „Vielleicht nicht“, erwiderte Gootes, „aber möglicherweise einer meiner Leser. Geben Sie mir nur eine ungefähre Beschreibung.“
    „Pflanzen absorbieren in Suspension Mineralien. Das heißt, sie absorbieren einige und weisen andere ab. Der Metamorpher scheint ihnen die Fähigkeit zu geben, auch die stabilste Verbindung aufzubrechen, sich zu nehmen, was sie brauchen, und sogar den inaktiven Stickstoff aus der Luft aufzunehmen, um sich zu ernähren.“
    „ … ‚zu ernähren“’, wiederholte Gootes, der äußerst schnell mitschrieb. „Gut. Wenn ich Sie richtig verstanden habe – was zweifelhaft ist, klingt es bisher so, als hätten Sie einen guten neuen Dünger erfunden.“
    „Wirklich? Ich habe versucht, mich verständlich zu machen.“
    „Werden Sie nicht ärgerlich, Professor. Sagen Sie mir nur, was das Gras so wild macht.“
    „Ich kann es auch nur vermuten. Wie ich schon Weener gesagt habe: Wenn man eine Aufnahmefähigkeit

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