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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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deren Länder nicht genug für den eigenen Bedarf produzieren konnten. Der kleinste Ernterückgang führte zu Hungersnöten.
    An diesem Punkt übernahm Consolidated Pemmican praktisch das gesamte Landwirtschaftsgeschäft. Indem wir Nebenprodukte, Getreide, deren Aberntung sonst nicht lohnte, Abfallstoffe und Pflanzen verwendeten, die ohne Verarbeitung nicht genießbar waren, mit Werken, die über alle vier Kontinente verteilt waren, und bei drastisch reduzierten Transportkosten, weil die Lebensmittel auf kürzesten Wegen verteilt wurden, waren wir in der Lage, unsere Kunden ihre täglichen Konzentrate verdienen zu lassen, indem sie die Rohstoffe einsammelten, die sie dann zu sich nahmen. Ich war nicht nur der vermögendste und mächtigste Mann der Welt, sondern für all jene Menschen, die für meine Firmen arbeiteten und davon lebten, auch ihr Retter und fürsorglicher Planer.
    Mit dem neuen Gefühl der Sicherheit löste die Spannung sich in Schläfrigkeit auf, und das Tempo des täglichen Lebens verringerte sich, bis gar keine Bewegung mehr dazusein schien. Die Wellen der Angst, des Argwohns und des Mißtrauens des vergangenen Jahrzehnts wurden zu einer sanften Kräuselung, die in einer tümpelgleichen Existenz kaum zu bemerken war.
    Nicht länger von Kriegsängsten beherrscht, lockerten die Nationen ihre stolze Haltung, Armeen wurden auf die Größe von Palastwachen, Blasorchestern und Paradeeinheiten reduziert; die Marine wurde nun beibehalten – wenn man den regelmäßigen Anstrich und die Generalüberholung einiger veralteter Kreuzer und Zerstörer so bezeichnen darf –, um die atlantische und pazifische Küsten der verlorenen Hemisphäre zu überwachen.
    Der Kampf ums Dasein verschwand fast völlig; die von Consolidated Pammican festgesetzten Einkommen reichten für den Lebensunterhalt, und in einer Welt mit begrenzten Horizonten waren die Menschen zufrieden damit. Das für ökonomische Auseinandersetzungen typische Gezänk klang ab, zugleich verschwand auch die veraltete Waffe der Gewerkschaft. Es war eine beschauliche Welt, und wenn, wie Querulanten klagten, der Analphabetismus rapide zunahm, dann wohl nur deshalb, weil jedermanns Auskommen gesichert war und daher die natürliche Trägheit die Oberhand gewann; die Menschen verloren nicht nur die oberflächlich erworbenen Feinheiten der Bildung, sondern hatten auch kein Interesse mehr daran, sie ihren Kindern beizubringen.
     
    78.
     
    Ich weiß gar nicht, wie ich diese goldene, sonnenbeschienene Epoche beschreiben kann. Es war kein heroisches Zeitalter, es wurden keine großen Taten vollbracht, keine Konflikte gelöst, keine weltbewegenden Ideen angesprochen. Ruhe, Frieden, Zufriedenheit – das waren die Schlüsselworte dieser Ära. Die Beschäftigung mit Politik und Weltproblemen wurden durch gesündere Interessen abgelöst; Sport, Festspiele und riesige Volksfeste. Die Menschen waren mit ihrem Los zufrieden, und wenn sie das Theoretisieren und das beunruhigende Philosophieren weitgehend aufgaben, so fanden sie einen sinnvollen Ersatz in beschaulicher Meditation.
    Bisher hatte ich nie die Zeit, in einer Weise zu leben, die meiner Position gerecht wurde; aber da meine Geschäfte so glatt liefen, daß sogar Stuart Thario und Tony Preblesham Zeit zur Muße fanden, begann ich, meine Aufmerksamkeit den leichteren Seiten des Lebens zuzuwenden. Natürlich hatte ich nie auch nur daran gedacht, meinen ständigen Wohnsitz anderswo als in England einzurichten, denn trotz seiner Engstirnigkeit und Eigenheiten war es meinem eigenen Land immer noch am ähnlichsten.
    Ich kaufte einen Herrschaftssitz in Hampshire und ließ das altmodische Haus abreißen. Es war zu elisabethanischen Zeiten gebaut worden, und es war kalt, zugig und unbequem, ohne jeden modernen Komfort. Eine Zeitlang erwog ich, es als eine Art Museumsstück zu erhalten und für mich auf dem Grundstück ein anderes Haus zu errichten, aber als mir von Fachleuten versichert wurde, daß die Tudor-Architektur historisch nicht für wertvoll gehalten wurde und ich auch keinen besseren Standort finden konnte, ordnete ich den Abbruch an.
    Ich holte die besten Architekten als Berater, aber mein Sinn fürs Künstlerische und Praktische, den sie selbst bereitwillig anerkannten, bildete die Grundlage für das herrliche Gebäude, das ich errichtete. Von nostalgischen Erinnerungen an meinen verlorenen Süden bewegt, baute ich einen großen, geräumigen Bungalow mit gut sechzig Zimmern – Stuck, mit Asbestkacheln

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