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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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Verstehen Sie, Weener, aus allem! Felsen, Quarz, zerlegtes Granitgestein – einfach alles.“
    Sie nahm einen goldenen viktorianischen Zahnstocher aus ihrer männlich geschnittenen Jacke und benutzte ihn energisch. Mir lief es kalt den Rücken hinunter. „Unglücklicherweise“, fuhr sie, etwas undeutlich, fort, „unglücklicherweise fehlen mir jetzt die Mittel für weitere Experimente …“
    Auch das noch, dachte ich verzweifelt. Eine geringe Barinvestition – gerade genug, um die Produktion in Gang zu bringen –, wie oft ich das schon gehört hatte. Ich war ein Vertreter, kein Verrückter, und im Moment sowieso ohne flüssiges Kapital.
    „Es wird das Antlitz der Erde verändern, Weener. Keine ausgelaugten Flächen mehr, kein hektisches Suchen mehr nach den letzten Fleckchen von Natur aus fruchtbarem Boden, keine Kämpfe mehr, um angesichts von Unwissenheit und Armut künstliche Düngemittel in erschöpftes Erdreich zu bringen.“
    Ihre Hand schoß nach vorn (eine erstaunlich feingeformte Hand) und verfehlte nur knapp einen Geschirrstapel, der von einem Blumentopf mit schlaffen, herabhängenden Ranken darin gekrönt wurde. Miss Francis durchquerte mit großen Schritten die Küche, deren Boden zum großen Teil von Schalen und Töpfen mit Pflanzen darin bedeckt wurde; einige der Pflanzen waren grün und wohlgediehen, andere grau und kränklich, und alle beschränkten ihre Bewegungen genauso wie der Ofen, der ein Glasgefäß trug, das einem Goldfisch gestohlen worden war; normalerweise hätte das Tierchen mit aufgerissenem Maul an der Glaswand entlangschwimmen müssen, statt dessen enthielt das Gefäß ein schleimiges braunes Gewächs mit blasigem Schaum obenauf. Ich konnte einfach nicht begreifen, wie eine Frau sich so weit dem, was ihr natürlicher Instinkt sein mußte, widersetzen und in solch verkommener Umgebung arbeiten konnte. Nicht nur ihre Küche war unordentlich und schmutzig; auch sie selbst war schlampig und womöglich nicht sauber. Das glatte graue Haar, das über ihren Ohren wedelte, war dunkel; vielleicht durch eigene Spannkraft, wahrscheinlich aber durch Sparsamkeit im Umgang mit Wasser und Seife. Ihr massiges Mehrfachkinn-Gesicht war von Make-up unberührt und signalisierte eine ähnliche Schlichtheit bei der übrigen Körperpflege.
    „Kunstdünger! Paa! Ein Notbehelf, Weener – ein jämmerlicher Notbehelf!“ Ihre Augen bohrten sich unausweichlich in die meinen. „Was ist Kunstdünger? Ein kleines Häppchen, ein Bonbon. Indianer verwenden Fische, Chinesen Fäkalien; Landwirtschaftschemiker brauen Säfte aus Nitrogen und Pottasche zusammen wo ist da ihr Fortschritt? Eine mechanische Peitsche in der Kalesche anstelle der Erfindung eines eingebauten Verbrennungsmotors. Ich bin direkt zum Kern des Problems vorgestoßen. Wie Watt. Wie Maxwell. Wie Almroth Wright. Nutzlos, sich zurückhalten zu lassen, nur weil man mieses Material hat – mit der Phantasie muß man nach vorn! Man muß die Pflanze selbst verändern, Weener, die Pflanze selbst verändern!“
    Es war keine Höflichkeit, die mich jetzt noch festhielt. Hätte ich mich von ihren Augen befreien können, ich hätte mich dankbar davongemacht.
    „Man muß sie mit allem möglichen ernähren“, schrie sie, wobei sie das runde Ende des Zahnstochers heftig in ihrem Ohr rieb. „Fruchtloses Ödland oder einen wertlosen Schlackehaufen mit lebensspendendem Mais oder Weizen besäen – und schon haben Sie ein Getreide, das ertragreicher ist als die besten Felder Iowas oder der Ukraine. Die ganze Welt wird im Überfluß schwelgen.“
    Vielleicht – aber wo war der Haken beim Verkauf? Wo kam ich ins Spiel? Ich konnte einen Löwenzahn nicht von einem Fliegenpilz unterscheiden und war zufrieden damit, zur Natur auf Distanz zu bleiben. Hatte sie die Anzeige bloß aufgegeben, um einen Zuhörer zu ködern? Ihr ganzes Vorgehen war wider die Regel: kein Wort über Gebiete und Kommissionen. Wenn ich sie dazu bringen könnte, die erforderliche Investition zu nennen, könnte ich mich vielleicht elegant entfernen. „Sie sagten, Sie stecken fest“, warf ich ein, entschlossen, das leidvolle Gespräch hinter mich zu bringen.
    „Feststecken? Feststecken? Aah – Geld. Um den Metamorpher zu vervollkommnen. Zum Glück macht er das von ganz alleine.“
    „Kapiere ich nicht.“
    „Schauen Sie sich um – was sehen Sie?“
    Ich blickte umher und wollte gerade sagen: „Ein schmutziges Tablett direkt neben kaltem Rührei“, aber sie bremste mich mit einer

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