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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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mußte. „Ich sage Ihnen, was ich tun werde“, sagte ich. „Ich gebe Ihnen jetzt eine schriftliche Notiz für meinen obersten Jagdaufseher mit, damit er Sie als Gehilfen einstellt. Dreißig Shillinge in der Woche sind, glaube ich, festgesetzt.“
    „Also, wirklich, D’rektor, danke, aber ich möchte es nicht. Dreißig Shillinge die Woche! Was sollte ich damit anfangen? Ich würde runter zum Holly Tree gehen und mich jede Nacht betrinken. Jetzt bin ich viel besser dran – völlig abstinent, sozusagen. Nein, nein, D’rektor, ich weiß Ihre Großherzigkeit zu schätzen, aber ich bin mit meinem Stückchen Fisch und einem Kaninchen im Topf zufrieden – warum sollte ich mich dazu aufraffen, ein ehrlicher Arbeitsmann und mit meinem Leben unzufrieden zu werden?“
    Seine Ablehnung meines gutgemeinten Angebots verärgerte mich nicht. Wenn man es in einem höheren Sinne sah, waren wir beide Parasiten der Ivies, und mir würde es nicht weh tun, wenn er sich ein wenig von meinem Wild stahl, um sich am Leben zu halten. Ich gab ihm einen Zettel, der ihn vor jedem Aufseher schützte, der wie ich hier über ihn stolperte, und wir verabschiedeten uns in gegenseitiger Sympathie. Ich dachte meinerseits daran, daß ich Amerikaner war und daß alle Menschen, ob Wilddieb oder Gutsherr, gleich erschaffen waren, ganz gleich, wohin sie sich von ihrem Ursprung aus entwickelt hatten.
     
    80.
     
    Kurz danach beendete Miss Francis ihren langen Aufenthalt auf dem Mount Whitney und kehrte nach England zurück. Die Belastung, inmitten des Grases zu leben, die ihre Assistenten zerstört hatte, schien bei ihr keine Veränderung bewirkt zu haben, abgesehen vom Verwelken ihres Haars, das jetzt völlig weiß war, und einem Verlust an Gewicht, der ihr einen trügerischen Anschein von Zerbrechlichkeit gab, der mit der Unverblümtheit ihres Verhaltens kontrastierte.
    Ich wertete ihre Immunität gegenüber der Agoraphobie als einen weiteren Beleg dafür, daß sie bereits verrückt war. Ihre Weigerung, die Beschränkungen ihres Geschlechts zu akzeptieren, und ihre total gleichgültige Einstellung zu unseren unterschiedlichen Positionen bestätigten das nur noch. In der gewohnten Verkennung der Realitäten nahm sie an, ich würde sie trotz der vielen hunderttausend Pfund, die ich ohne sichtbares Ergebnis ausgegeben hatte, unendlich weiter finanzieren.
    „Jetzt hab ich es wirklich, Weener“, versicherte sie mir in einem Ton, der einem Bittsteller wohl kaum zustand. „Trotz der unfähigen Assistenten, die Sie mir dauernd geschickt haben, trotz der Fehler und Sackgassen: Die Arbeit auf dem Whitney ist beendet – erfolgreich. Der Rest ist Routine-Laborarbeit – eine Frage von Mengenverhältnissen und Anwendungsmethoden.“
    „Ich weiß nicht, ob ich für Sie noch Geld erübrigen kann, Miss Francis.“
    Sie lachte. „Was, zum Teufel, ist mit Ihnen los, Weener? Schmelzen Ihre Millionen dahin? Oder glauben Sie, einer der Spione, die Sie auf mich angesetzt haben, könnte jetzt weitermachen – oder versuchen Sie einfach nur, die Peitsche knallen zu lassen?“
    „Ich habe keine Spione angesetzt, und ich habe keine Peitsche. Ich spüre nur, daß es vielleicht nicht mehr profitabel ist, noch mehr Geld für fruchtlose Experimente zu verschwenden.“
    Sie schnaubte. „Die Zeit hat Ihre Plattitüden aufgeblasen und in Stromlinienform gebracht. Wenn ich zu alt zum Arbeiten und zur Euthanasie bereit bin, dann werde ich Sie kommen und vom Tod reden lassen. Wenn man Sie hört, könnte man fast meinen, Sie hätten kein Interesse daran, dem Gras etwas entgegenzusetzen.“
    Ihr Ichwahn und ihre Dreistigkeit waren wirklich unerträglich, und ihre Ansicht über ihre eigene Bedeutung war einfach lächerlich.
    „Ob Interesse oder nicht, ich habe keinerlei Grund zu der Annahme, daß Sie als einzige wissenschaftlicher Entdeckungen Fähig sind. Außerdem scheint die Welt, so wie sie ist, ganz gut dran zu sein.“
    Sie zupfte an ihrem Haar, als sei es eine Perücke und käme herunter, wenn sie nur fest genug zog. „Natürlich ist sie von Ihrem Standpunkt aus gut dran. Sie bietet Ihnen mehr Nahrung, als Sie essen können, und wenn Sie eine Million Bäuche hätten, mehr Kleider, als Sie in einer Million Jahre auftragen können, mehr Häuser, als Sie bewohnen könnten, wenn die Millionen Widersprüche, die jeden einzelnen Menschen ausmachen, sich plötzlich materialisieren würden. Natürlich sind Sie zufrieden, warum sollten Sie es auch nicht sein? Sollte das Gras

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