Es grünt so grün
aber doch kaum spürbar, so daß ich es nicht einmal als Einsamkeit definieren konnte – und wie so viele andere Mängel erhöhte es nur den Zauber des Ganzen.
Ich besaß Vermögen, Macht, den Respekt der Welt. Die unvermeidbaren Angriffe des Pöbels wurden mir durch simple Vergnügungen erleichtert. Mein Anwesen war ein steter Quell der Freude, die altmodischen Überbleibsel des Feudalismus unter den Pächtern amüsierten mich, und obwohl ich mich nicht überwinden konnte, Interesse an der absurden Leidenschaft der Fuchsjagd vorzugeben, wurde ich von den vornehmen Leuten freundlich empfangen. Ihre Abgeschlossenheit und Reserviertheit fand ich allerdings arg übertrieben, jedenfalls mußte sie auf Außenstehende, die nicht meine kosmopolitische Einstellung besaßen, so wirken.
Fahrten nach London und in andere Städte, wo meine Anwesenheit verlangt wurde oder hilfreich sein konnte, erforderten häufigen Szenenwechsel, und Besuche wichtiger Persönlichkeiten ebenso wie mir nahestehender Menschen wie Preblesham oder die Tharios verhinderten, daß The Ivies – so hieß nämlich mein Gut – für mich jemals langweilig wurde.
Der General verliebte sich in ein bestimmtes, Ale, das an Ort und Stelle gebraut wurde, und er erklärte trotz seiner lebenslangen entgegengesetzten Regel, daß dieses Bier mit irischem Whiskey vermischt ein so köstliches Getränk ergab, daß kein vernünftiger Mann sich ein besseres wünschen würde. Die Mädchen, besonders Winifred, waren von meinen privaten Wäldern, den Gärten und dem Hirschpark entzückt; doch Mama blieb während aller Besuche fast gänzlich still und abweisend, außer einigen seltenen Bemerkungen, die wie durch einen unausweichlichen inneren Zwang aus ihr herauszuplatzen schienen. Diese Bemerkungen waren stets beleidigend und gegen mich gerichtet, aber ich überhörte sie, da ich wußte, daß sie geistesverwirrt war.
79.
Eines der Dinge, die ich auf The Ivies wohl am meisten genoß, war, durch die Felder zu wandern und durch jede Pore das Gefühl von Besitz einzuatmen. Ich ging gerade durch die Sumpfdotterblumen und Veilchen, die der Wiese an einem der vielen kleinen Bäche farbige Tupfer aufsetzten, als ich auf einen grob gekleideten Burschen stieß, die Taschen seiner Jagdjacke ausgebeult, eine Angelleine in der Hand. Einen Moment lang hielt ich ihn für einen der Jagdaufseher und nickte ihm zu, aber sein schneller Blick und die verstohlenen Bewegungen ließen sofort den Wilddieb erkennen.
„Sie haben fremdes Eigentum betreten“, sagte ich mit einiger Strenge.
„Ich weiß, D’rektor“, gab er bereitwillig zu, „aber ich habe nichts angestellt. Nur ein bißchen aufs Wasser geschaut und den Vögeln gelauscht.“
„Mit einer Angelleine in der Hand?“
„Ach das, nein, D’rektor, das ist nur eine Vorsichtsmaßnahme. Sehen Sie, wenn man einen kleinen Ausflug macht, um die Schönheiten der Natur zu betrachten – wozu ich, wie ich zugeben muß, kein Recht habe, da sich selbige auf fremdem Land befinden –, dann sage ich mir immer:, Angenommen, du triffst einen Herrn, der eine hübsche, fette Forelle in einem Bach sieht und keine Angelschnur dabeihat. Was könnte da philantropischer sein, als mein Stückchen Angelschnur hervorzuholen und ihm auszuhelfen?’ Ist das keine echt christliche Einstellung, D’rektor?“
„Vielleicht; doch was, wenn ich fragen darf, macht Ihre Taschen so prall? Handelt es sich um eine weitere Philantropie?“
„Zufall, D’rektor, reiner Zufall. Wenn ich so mit gesenktem Kopf daherschlendere, scheine ich jedesmal zwei oder drei tote Hasen oder ab und zu ein Rebhuhn oder Birkhuhn zu finden. Natürliche Sterblichkeit, verstehen Sie? Nun, was könnte menschlicher sein, als sie in meine Tasche zu stecken und für ein angemessenes Begräbnis mit nach Hause zu nehmen?“
„Sie wissen doch, daß es trotz der Labour-Regierung und aller seltsamen Vorgänge im Parlament immer noch ziemlich strenge Gesetze gegen Wilderei gibt?“
„Wilderei, D’rektor? Ich würde doch nicht wildern! Ich respektiere, was Ihnen gehört, genau wie Sie das respektieren, was mir gehört. Unerlaubtes Betreten Ihres Besitzes, mag sein. Ich schaue gern zum Himmel, lausche einer Feldlerche oder rieche an einer Blume, aber Wildern …! Wirklich, D’rektor, Sie sollten einem Mann nicht seinen Charakter nehmen.“
Ich hielt es für eine Schande, daß ein so kräftiger und amüsanter Bursche seinen Lebensunterhalt auf so riskante Weise aufbessern
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