Es grünt so grün
ihr klar, wie beschränkt unsere Mittel sind und daß sie nicht vergeudet werden dürfen. Sie schrie mich wie entfesselt an (bei solchen Anfällen ist die Frau eine Gefahr), und ich beruhigte sie schließlich mit der – nur oberflächlich zutreffenden – Versicherung, daß ich in dieser Frage von den Behörden abhängig sei. Zu guter Letzt überzeugte ich sie, daß sie ebensogut Motorboote nehmen könnte, da das Gras jetzt den Kanal erreicht hatte. Widerstrebend stimmte sie zu und verabschiedete sich mürrisch. Meine Freude und Erleichterung über ihre verspätete Aktion wurde durch ihre überhebliche Art gedämpft. Kann eine so unausgeglichene Frau wirklich die Menschheit retten?
30. Juli: Geschrieben.
31. Juli: Geschrieben.
1. August: Frühstück von einem Diener serviert bekommen. Ausgesprochen lästig und irritierend. Fragte, was mit Burlet los sei. Erinnerte mich, daß er gegangen war. Ärgerte mich über diesen typischen Mangel an Vernunft bei den unteren Klassen. Wir geben ihnen Arbeit, und sie reagieren darauf mit einem verblüffenden Mangel an Dankbarkeit.
Trotz aller Störungen brachte ich meine Geschichte weiter bis zur Auslöschung von Los Angeles.
Um Mitternacht breche ich mit F. und der Forschergruppe zu den Tests auf.
4. August: Es ist mir unmöglich, das Ausmaß der Niedergeschlagenheit zu schildern, die mich erfaßt hat. F.’s Versicherung, daß sie aus den Tests eine Menge gelernt und nicht einen Moment erwartet habe, das Gras zu diesem Zeitpunkt zurückzutreiben, wog die Tatsache nicht auf, daß ihr letzter Sprühversuch nicht die kleinste Wirkung auf die grüne Masse hatte, die jetzt den Sandstrand des Pas de Calais bedeckt. Unter großen persönlichen Unannehmlichkeiten habe ich sie auf einer fruchtlosen Mission begleitet und kann ihre Entschuldigungen, auch wenn sie in wissenschaftliche Begriffe verpackt sind, nicht als ausreichende Entschädigung für die verschwendete Zeit werten.
5. August: Die Regierung ist heute gestürzt worden, und man redet über eine Koalition der nationalen Einheit und ausgedehnte Machtbefugnisse für die Königin. Es herrscht zwar allgemeine Übereinstimmung, daß dies gegen die Verfassung wäre, doch dies wird nicht verhindern, daß es dazu kommt.
Trotz der schärfsten Wachmaßnahmen gegen Flüchtlinge hat die Bevölkerung derart zugenommen, daß die Rationen schon wieder gekürzt werden müssen. Mrs. H. sagt, sie wisse nicht, wo sie die nächste Mahlzeit hernehmen solle, aber ich spüre, sie übertreibt. Die Bauern, so ist zu erfahren, lehnen es strikt ab, Getreide zu liefern.
6. August: Gespräch mit S. C. Bot ihm alle Mittel an, die jetzt F. zur Verfügung stehen. Ich machte ihm deutlich, daß ich nicht ohne Einfluß sei und ihm die Ritter- oder Grafenwürde ziemlich fest versprechen könne. Er sagte: „Mr. Weener, ich brauche kein Angebot einer Entlohnung, ich tue auch jetzt schon mein Bestes. Aber ich verfolge ganz andere Bahnen als Miss Francis. Wenn ich zu diesem Zeitpunkt ihre Arbeit übernehmen würde, würde ich jeglichen Fortschritt, den sie gemacht hat, zunichte machen und bei meinen eigenen Forschungen keinen Zentimeter weiterkommen.“ Wenn C. die F. nicht ersetzen kann, dann weiß ich nicht, wer es überhaupt kann. Sehr niedergeschlagen, habe trotzdem geschrieben. Darf Stimmungen nicht nachgeben.
97.
7. August: Heute morgen kündigte BBC an, das Gras sei in Bordeaux, und nach dem Kriegsnotstandsgesetz sei jeder Mann und jede Frau verpflichtet und für tausend Quadratmeter der Inseloberfläche allein verantwortlich; jedem Einwohner würde sein Bereich vom Polizeichef des jeweiligen Bezirks zugeteilt. Versuchte, Sir H. C. zu erreichen – keine Leitung bekommen.
Bis Mittag an meiner Geschichte geschrieben. Was für ein Getue Berufsschriftsteller um das Schreiben eines Buchs machen – sie sollten die Zwänge kennengelernt haben, die wie ich jeder Geschäftsmann erfahren hat. Kurz vor dem Mittagessen kam ein überarbeitet wirkender Wachtmeister auf dem Fahrrad und brachte die Pläne, aus denen hervorgeht, für welchen Bereich jeder von uns verantwortlich ist. Sir H. hat mir aufmerksamerweise die Überwachung meiner Bibliothek zugewiesen.
8. August: Gras in Troyes und Châlons. Daß jeder einen festen Posten hat, hat die allgemeine Stimmung sehr verbessert. Ich habe ja immer gesagt: Die Menschen brauchen in Krisenzeiten Disziplin – das lenkt sie von den Sorgen ab.
Der Premierminister sprach kurz im Rundfunk. Er erklärte, daß
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