Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
Vom Netzwerk:
gerufen und ihm ordentlich die Meinung gesagt; meinte, er täte, was er könnte. Sehnte mich in die gute alte Zeit zurück – Tony Preblesham hätte so ein Durcheinander nie zugelassen. Ich brauche einen neuen Verwalter – aber ob das eine Verbesserung bringt?
    Nach dem Abendessen sehr langweilig. Fast beschlossen, mit dem Buch zu beginnen. Ein paar Absätze hingekritzelt – klangen gar nicht so schlecht. Werde darüber schlafen.
    15. Juli: Heute morgen berichtete BBC, daß das Gras in den Ardennen ist. Das bedeutet zweifellos neuen Zustrom vom Kontinent – die Küstenwache ist praktisch machtlos –, und wir werden völlig gerupft. Trotz dieser Neuigkeiten weigert F. sich, ein genaues Datum zu nennen. Habe mich mit Mühe im Zaum gehalten.
    Kam nach Hause und hatte gleich Ärger: Mrs. H. sagte mir, K., eines der Hausmädchen, sei durch einen Hilfsgärtner in Schwierigkeiten. Fragte Mrs. H., ob es nicht ihre Aufgabe als Hausverwalterin sei, sich um solche Einzelheiten zu kümmern. Mrs. H. sehr gereizt, meinte, in normalen Zeiten würde sie mit der Situation fertig werden, aber jetzt, da alles in die Brüche ginge, wüßte sie nicht, ob sie K. oder den Hilfsgärtner entlassen sollte oder beide oder keinen. Ich hielt ihr Verhalten für symptomatisch für die allgemeine Liederlichkeit und die sich überall breitmachende Demoralisierung. Wies sie an, beide zu entlassen und mich mit solchen Kleinigkeiten nicht mehr zu behelligen. Versuchte, den PM anzurufen, aber die Leitung war gestört. Wieder so ein Symptom.
    Als eine Art Zuflucht suchte ich die Bibliothek auf und schrieb vier Stunden über den Ursprung des Grases. Fühlte mich danach viel besser, läutete nach Mrs. H. und wies sie an, K. Urlaub zu geben und nur den schuldigen Hilfsgärtner zu entlassen. Ich konnte sehen, wie sie meine Nachricht mißbilligte.
    16. Juli: Irgendwie hat sich ein Verrückter Zutritt zu The Ivies verschafft und ist bis in die Bibliothek vorgedrungen, wo ich gerade am Schreiben war. Ein schrecklich aussehender Bursche mit entstelltem Gesicht, der mit einer Pistole herumfuchtelte und wie ein altmodischer Straßendemagoge herumfaselte. Ich schäme mich nicht zuzugeben, daß ich nervös war, denn es ist nicht das erste Mal, seit ich prominent geworden bin, daß mein Leben bedroht worden ist. Zum Glück zielte der Wahnsinnige genauso unkontrolliert, wie er redete, und die vier Schüsse, die er abfeuerte, landeten alle im Putz. S., Mrs. H und B., die den Lärm hörten, kamen hereingestürzt und hielten ihn fest.
    17. Juli: Ein wenig erregt von der Episode mit dem Möchtegern-Attentäter beschloß ich, nach London zu fahren. Die Bibliothek ist im Moment ohnehin nicht benutzbar.
    18. Juli: Erschütterndes Erlebnis. Kann zur Zeit nicht mehr schreiben.
    Später: Ich ging über den Regens Square, als ich sie sah. So schön und so rätselhaft wie beim letzten Mal. Aber jetzt war meine Zunge nicht gelähmt; jede Zurückhaltung aufgebend, schrie ich und rannte hinter ihr her.
    Ich … aber wirklich, das ist alles. Ich rannte hinter ihr her, aber sie verschwand in der trägen Menge. Die Leute blickten mich neugierig an, als ich mich hindurchdrängte, nach ihr spähte und rief: „Warten Sie, warten Sie einen Moment!“ Aber sie war fort.
    Noch später: Heute abend werde ich nach The Ivies zurückkehren. Wenn ich noch länger in London bleibe, fürchte ich, weitere Halluzinationen zu haben.
    Falls es eine Halluzination und nicht wirklich die ungewöhnliche Frau war.
    19. Juli: Das Gras ist den Berichten nach in Lyon. F. hat für morgen ein neues Experiment vorgesehen. Trotz meiner Nervosität habe ich sechs Seiten meiner Geschichte geschrieben. Unter den herrschenden Umständen war es ungeheuer schwierig, mich zu konzentrieren, aber ich fühle mich für meine Anstrengungen belohnt. Ich habe meine Seele unter Kontrolle.
    S. sagte, die Pächter zahlten nicht mehr. Habe ihm gesagt, er solle sie hinaussetzen.
     
    96.
     
    20. Juli: Heute F.’s Test in einem Unterholz im Wald. Werde in Zukunft wohl nur noch die Ergebnisse in Augenschein nehmen, das Aussprühen ist eine langweilige Angelegenheit. Habe vier Seiten geschrieben und sie zerrissen. S. sagt, es sei unmöglich, die Pächter zu vertreiben. Fragte ihn, ob es in England kein Gesetz mehr gäbe, und er antwortete:
    „Nur noch sehr beschränkt.“ Ich werde mich allmählich nach einem neuen Verwalter umsehen. Habe gehört, die Tharios seien in London. Das Gras soll den Berichten nach die Vogesen

Weitere Kostenlose Bücher