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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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wie zu Zitrus- und Walnußkonserven, runzelte mißbilligend die Stirn. Der Beamte sagte, genau wüßte er es nicht, aber er könnte eine Vermutung äußern …
    Senator Jones informierte ihn majestätisch, daß der Ausschuß sich mit Tatsachen und nicht mit Spekulationen befaßte. Die Situation schien ausweglos, bis Generalanwalt Smith taktvoll vorschlug, dem Beamten eine Vermutung außerhalb des Protokolls zu gestatten. Nachdem der Amtsstenograph streng ermahnt worden war, kein einziges Wort der Mutmaßungen aufzuzeichnen, wurde dem Zeugen erlaubt, die Meinung vorzubringen, das Öl hätte das Gras deshalb nicht vernichtet, weil es nie die Wurzeln erreicht hatte.
    „Hee?“ fragte der gestandene Richter und sah dabei aus, als sei ihm weder sein Mittagessen noch sein Frühstück oder sonst eine Mahlzeit bekommen, seit er Justizreferendar geworden war.
    „Ich bin selbst Hobby-Gärtner“, versicherte der Zeuge vertrauensvoll und lehnte sich bequem zurück. „Samstags und sonntags halte ich mich in meinem Garten auf, und ich weiß, was Teufelsgras für ein Zeug ist. Ich kann mir gut vorstellen, daß man einen Strauch von sechs oder sieben Metern Höhe mit vielen Gallonen Öl überschütten kann, ohne daß auch nur ein Tropfen den Boden erreicht.“
    Mr. Miller sagte oberlehrerhaft: „Aber nicht bei echtem amerikanischen Öl.“ Doch niemand beachtete diese Bemerkung, da jeder wußte, daß er sie nicht als Ausschußmitglied tat, sondern in seiner Eigenschaft als Vorsitzender einer Organisation, welche Brüderlichkeit und Demokratie dadurch fördern wollte, daß alle Ausländer und alle Nachkommen von Ausländern in ihre Herkunftsländer deportiert wurden. Alle waren zufrieden, die Geschichte mit dem Öl endlich hinter sich gebracht zu haben, und nachdem der Stenograph angewiesen worden war, seine Arbeit wieder aufzunehmen, wurde der nächste Zeuge aufgerufen.
    „Albert Weener!“
    Ich hoffe, mich nie mehr den prüfenden Blicken von zwölf so gnadenlosen Augen aussetzen zu müssen. Ich senkte meinen Blick auf das braune Linoleum, bis jeder Fleck unauslöschlich in mein Gedächtnis eingegraben war. Schließlich brach Senator Jones die Spannung, indem er fragte: „Wie heißen Sie?“
    Richter Robinson sekundierte: „Lauter, lauter, nuscheln Sie nicht!“
    „Albert Weener“, antwortete ich.
    Ein leises Raunen ging durch den Saal. Jeder, der den Daily Intelligencer las, hatte von mir gehört.
    „Und was ist Ihr Beruf, Mr. Weener?“ fragte Henry Miller.
    „Handelsvertreter, Sir“, antwortete ich automatisch, und dachte dabei gar nicht an meine derzeitige Beziehung zum Journalismus. Er lächelte mich freundlich an.
    „Gehören Sie einer sogenannten Gewerkschaft an?“ fragte Senator Brown.
    „Ich möchte den ehrenwerten Mr. Brown bitten, seine Frage dahingehend zu modifizieren, daß er das Wort ‚sogenannte’ streicht.“
    „Ich möchte dem ehrenwerten Generalanwalt mitteilen, daß meine Frage genauso stehenbleibt, wie ich sie formuliert habe“, gab Senator Brown in scharfem Ton zurück. „Ich möchte den Generalanwalt daran erinnern, daß ich selbst aktives Mitglied einer Gewerkschaft bin, nämlich der Internationalen Bruderschaft der Balsamierer, Leichenbestatter und Sarghändler, und als ich den Zeugen gefragt habe, ob er einer sogenannten Gewerkschaft angehöre, habe ich mich auf alle diese roten Verschwörergruppen bezogen, welche bestrebt sind, das Wirtschaftsleben zu lähmen, indem sie sich in den normalen Geschäftsablauf einmischen und ehrenwerten Mitbürgern Pflichtbeiträge abknöpfen, die ihnen dann zum Lebensunterhalt fehlen.“
    Richter Robinson legte die Hand hinter das Ohr und blickte mich an.
    „Lauter, Mann! Hören Sie auf zu nuscheln!“
    „Ich gehöre überhaupt keiner Gewerkschaft an“, antwortete ich, sobald ich eine Möglichkeit sah, zu Wort zu kommen. Senator Jones holte ein Notizbuch aus seiner Tasche, blätterte darin, steckte es zurück, kritzelte etwas auf den Block vor ihm, hob ihn hoch, schaute wieder in sein Notizbuch und fragte: „Was haben Sie mit dem … ähm … Gras zu tun?“
    „Ich habe es mit Miss Francis’ Metamorpher behandelt.“
    „Unsinn“, sagte Richter Robinson barsch.
    „Erläutern Sie das“, verlangte Generalanwalt Smith.
    „Sagen Sie uns schlicht und einfach, was das für ein Mittel ist und wie Sie es angewendet haben“, schlug Henry Miller vor.
    „Nuscheln Sie nicht“, forderte Richter Robinson.
    „Es tut mir leid, meine Herren, ich weiß nicht

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