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Es grünt so grün

Es grünt so grün

Titel: Es grünt so grün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ward Moore
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zurück und sah dadurch zylindrischer denn je aus. „Von keiner“, stellte sie frank und frei fest.
    „Hee? … nicht nuscheln!“
    Senator Jones sagte: „Ich fürchte, ich habe Ihre Antwort nicht ganz verstanden, Madam.“
    „Ich habe keinerlei Prüfungen, Auszeichnungen oder Diplome, und keine Sekunde meines Lebens habe ich in einem College, auf einer Universität, Akademie oder in einer anderen angeblichen Lehranstalt verschwendet. Die akademischen Titel, die für Roger Bacon, Erasmus Darwin, Lavoisier, Linnäus und Lamarck gut genug sind, sind auch gut genug für mich. Ich bin eine Fragende, meine Herren, eine Lernende und keine Sammlerin von Buchstaben des Alphabets, die auf ewig absolut gar nichts ausdrücken, ganz gleich wie sie auch zusammengestellt werden.“
    Sensation. Einer der Fachleute, der auf seine Aussage gewartet hatte, verschränkte die Arme und sagte mit lauter Stimme: „Das kommt davon, wenn man Frauen im Berufsleben duldet.“ Ein anderer murmelte: „Scharlatan … lächerlich … gefährliche Sache … eine Schande … Geschlecht.“ Zwei ältere Damen in weiten Mänteln mit Pelzkragen, später als Aktivistinnen gegen die Vivisektion identifiziert, applaudierten leise und wurden prompt des Saals verwiesen.
    Senator Jones nahm seine Brille ab, putzte sie ausgiebig, versuchte sie verkehrt herum aufzusetzen, gab den Versuch auf und stellte im ernsten Ton fest: „Das ist ein ungewöhnliches Eingeständnis, Miss, ähemm, Francis.“
    „Das ist überhaupt kein Eingeständnis; es ist eine Tatsachenfeststellung. Und was ihre Ungewöhnlichkeit angeht: Ich nehme mir die Freiheit zu glauben, daß wir Nichtgraduierten eher in der Mehrheit als in der Minderheit sind.“
    Richter Robinson warnte: „Das könnte als Mißachtung des Gerichts ausgelegt werden, Miss Horremmf.“
    Dr. Johnson sagte scharf: „Unsinn, Madam, selbst ein … selbst ein Damenchirurg hat mehr Achtung vor der Ausbildung.“
    Mr. Miller lehnte sich ein wenig über den Tisch. „Ist Ihnen eigentlich bewußt, daß Sie mit Ihrem stümperhaften Getue Hunderte von Hausbesitzern und Steuerzahlern ruiniert haben?“
    „Ich dachte, es gäbe ein Gesetz gegen Berufsausübung ohne Lizenz“, spekulierte Senator Brown.
    „Offensichtlich gibt es kein Gesetz, das Mitgliedern der gesetzgebenden Körperschaften Intelligenz vorschreibt“, merkte Miss Francis freundlich an.
    Senator Jones hob seinen bis dahin nicht benutzten Hammer und ließ ihn krachend auf dem Tisch landen; aus Versehen zerschmetterte er dabei seine Brille, die er kurz vorher vor sich abgelegt hatte. Das trug ganz und gar nicht dazu bei, seine aufsteigende Wut zu mildern. „Ruhe, Madam! Wir waren vielleicht in Anbetracht Ihres, ähemm, Geschlechts zu sanft. Ich muß Sie daran erinnern, daß dieses Gremium mit der ganzen Würde des Staates Kalifornien ausgestattet ist. Wenn Sie sich nicht auf der Stelle entschuldigen, werde ich Sie wegen Mißachtung des Ausschusses belangen.“
    „Ich bitte den Ausschuß um Verzeihung.“
    Die Mitglieder berieten sich flüsternd, offenbar um zu entscheiden, ob diese Entschuldigung akzeptiert werden sollte. Anscheinend wurde sie akzeptiert, denn jetzt fragte Dr. Johnson arrogant und einigermaßen desinteressiert, als sei die Antwort ihm schon bekannt und keiner Notiz wert: „Wie lautet die magische Formel, die Sie auf das Gras haben anwenden lassen?“
    Böswillige Zungen behaupteten, Dickie Johnson hätte die Landwirtschaftsschule nicht geschafft, besäße ein obskures europäisches Diplom, und sein Ruf als Professor der Creighton Universität beruhe auf dem glänzenden Gebäude aus Granit und nichtrostendem Stahl, das der agronomischen Forschung geweiht war und über dem Eingang die Inschrift „Johnson-Stiftung“ trug. Niemand, der ihn die Worte „magische Formel“ mit der ganzen Verachtung des Wissenschaftlers für den Quacksalber aussprechen hörte, konnte dieser üblen Nachrede Glauben schenken. „Wie lautet die magische Formel, die Sie auf das Gras haben anwenden lassen?“ wiederholte er.
    Miss Francis leierte eine Reihe von Elementen so schnell herunter, daß sie außer dem Stenographen wohl niemand alle mitbekommen hatte. Ich weiß, ich verstand nur die Hälfte, obwohl ich noch nicht einmal eineinhalb Meter von ihr entfernt saß. „Magnesium“, zählte sie auf, „Jod, Karbon, Stickstoff, Wasserstoff, Helium, Kali, Schwefel, Sauerstoff …“
    Dr. Johnson schien die Zusammensetzung schon seit seinem ersten Schultag zu

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