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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Weihnachten gebeten hatten. Das alles erschien mir noch so fern und unwirklich. War es denn denkbar, daß wir nächstes Jahr um diese Zeit noch das Autocamp betrieben, Lieblingstiere in Zwingern und Ställen unterbrachten, Toiletten und Küchen säuberten und noch an der elenden Hypothek abzahlten? Zumindest war es schmeichelhaft, daß die Gäste wiederkommen wollten.
    Die Platzschnorrer ließen sich durch die Eröffnung, daß über die Kabinen schon verfügt war, nicht entmutigen.
    »Macht nichts«, sagten sie. »Dann gewöhnen wir uns wieder ans schlichte Leben in Zelten. Aber reservieren Sie uns bitte die zwei dem Strand am nächsten gelegenen Zeltplätze, ja?«
    Ich sicherte sie ihnen zu, und Philip erbot sich, sogleich eine Anzahlung zu machen.
    »Nein«, protestierte ich. »Erst mal abwarten und hier sein. Es könnte ja etwas passieren — eine der Katastrophen, gegen die Peter uns auf Drängen des Anwalts versichert hat. Alle möglichen lächerlichen Dinge wie Überschwemmungen und Feuer oder furchtbare Stürme. Kostet übrigens ein Vermögen, die Versicherung. Wir könnten auch Bankerott machen, und dagegen sind wir nicht versichert.«
    »Ich glaube eher, daß Sie heiraten werden — der Mann darf sich glücklich preisen — und uns alle im Stich lassen«, meinte Beale.
    »Nur keine Angst. Sie werden mich, wenn Sie wiederkommen, noch als tüchtige Geschäftsfrau vorfinden.«
    »Heute abend sehen Sie aber gar nicht wie eine Geschäftsfrau aus, und ich möchte mit Ihnen tanzen, sooft Sie es mir erlauben.«
    Es war schön, wieder diese müßigen Komplimente zu hören. Schön, alle Sorgen und Verpflichtungen abzuwerfen und sich bloß zu amüsieren. Schön auch, zu wissen, daß ich gut aussah, und zu vergessen, daß Aschenputtel, wenn es morgen früh fünf schlug, wieder mit Wischtuch und Eimer bereit sein mußte.
    John Muir war als Gastgeber erfreulich. Ich sah ihn in einem neuen Licht — alles machte er nett mit und konnte ebenso leichtsinnig sein wie wir andern. Aber immer nahm er Rücksicht auf seine Tante und paßte auf, daß sie nicht Mauerblümchen wurde. Und daß Bruce sich Trina genügend widmen konnte und jeder nach seinem Geschmack mit Getränken und Zigaretten versorgt war. Plötzlich wurde mir bewußt, was mir fehlte. Es war das Leben von früher, das ich geliebt hatte, doch jetzt mit neuem Zweck und Ziel, und Peter und Trina bei allem dabei. Wie schade, daß es nicht öfter so sein konnte.
    »Heimweh?« fragte John Muir wie scherzend, und da merkte ich, daß ich eine Weile ganz still gesessen hatte und mit meinen Gedanken von der allgemeinen Konversation weit entfernt gewesen war — ein Verhalten, das ich bei Parties sonst als sündhaft betrachtet hatte.
    »Nein, das eigentlich nicht, aber es macht Spaß, wieder auf einer Gesellschaft zu sein mit... mit — «
    »Mit der richtigen Stimmung?« meinte er, indem er einen Blick auf Philip und Trix warf, die eine lebhafte Debatte mit Peter führten.
    »Mit Freunden«, ergänzte ich meinen Satz. Vielleicht habe ich’s mir eingebildet — mir schien jedenfalls, als sähe er auf einmal froher aus.
    »Nicht nur mit Freunden, sondern auch mit dem befreienden Gefühl, etwas geleistet, geschafft zu haben, wie dieser Knabe in dem bekannten Gedicht. War zuerst gewiß mächtig anstrengend, aber nun klappt es doch fein, nicht wahr?«
    »Ich denke, ja. Ist das für Sie nicht ein Schlag?« entgegnete ich. »Nehmen Sie übel, daß die Sache wahrscheinlich von Dauer sein wird? Ich vermute, es ist Ihnen zuwider, wenn dieses Lagerleben Jahr um Jahr weitergeht? Wie sehr müssen Sie anfangs gehofft haben, daß es schief gehen möge!«
    Er zögerte, dann blickte er mich voll an und sagte offen: »Mir gefiel die Idee absolut nicht. Farmer sind eben so, sie wollen das Land produktiv sehen, wie man zu sagen pflegt. Aber im Grunde bin ich jetzt froh, daß es sich für Sie so gut entwickelt hat. Kann nicht behaupten, daß der Lärm mir behagt, aber schließlich ist es ein fröhlicher Spektakel.«
    »Nicht immer. Und die Tiergehege — was sagen Sie dazu?«
    »Die liegen weit genug ab, so daß sie uns nicht stören. Abgesehen von dem verflixten Zwerghähnchen. Wer hat denn das bloß mitgebracht?«
    Ich lachte. »Ein kleines Mädel; sie trägt es stets auf den Armen spazieren.«
    »Wie lange bleibt sie hier?«
    »Bis zum Ende des Monats. Es ist schon eine Nervenprobe, das gebe ich zu. Anfangs hat das ohrenbetäubende Krähen mich jedesmal geweckt, doch dann gewöhnte ich mich

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