Es ist ja so einfach
Großhändler! Armes Altchen — und verschweigt das alles, während sie mich so frech über die Straße weg verhöhnt... Einen tollen Nerv hat sie ja immer gehabt. Und albern ist sie gewesen, ja, albern.«
Aber das konnte ich, die ich auf der Seite seines Weibes stand, nicht gelten lassen. »Nicht alberner als Sie mit Ihren vielen Bildern von feixenden Filmstars. Massen von Frühstückspackungen einzukaufen, bloß um sich solche Bilder hinhängen zu können und sie anzuglotzen! Und dann Mellys Worte wegen des Geldes ernst zu nehmen und sie auszuzahlen wie eine Bediente! Reden Sie mir bloß nicht von Albernheit bei Melly.«
Das steckte er kleinlaut ein. »Aber das mit den Bildern war doch bloß ein kleiner Scherz, nur um sie wild zu machen. Den Kunden gefielen die Bilder, sie lachten meistens und sagten, wir seien beide unverbesserlich, sie mit ihren Kakteen und ich mit meinen Filmstars. Darüber konnten die sich wer weiß wie amüsieren.«
»Ich wette, sie haben hinter Ihrem Rücken gelacht und waren sich darüber einig, daß Sie ein kindischer alter Mann sind, der sich in Filmschauspielerinnen vernarrt, wo er doch eine so nette und fleißige Frau wie Melly hat.« Und sanft ergänzte ich, weil ich glaubte, daß ich zu weit gegangen war: »Oh, Alf, es ist ja so traurig, Melly weinen zu sehen!«
»Weinen!? Melly weint nicht. Sogar an dem Tag, als sie wegging, hat sie nicht geweint.«
»Heute jedenfalls. Ihre Blume kaputt, der schmerzhafte Sturz, und die fast leeren Regale... Finden Sie nicht, daß es an der Zeit wäre, sich mit ihr zu vertragen und wieder gemeinsam zu arbeiten?« Und jetzt wurde sogar >Tante Maudie< weich. Ich hatte wohl verlernt, die Affären anderer Leute zu regeln?
Alf antwortete nicht direkt. Er sagte, mehr zu sich selbst: »Na ja, es gibt auch noch andere Fabrikate von Frühstückskost, und die Bilder sind, glaube ich, zum Teil schon etwas fleckig, bei dieser Fliegenplage. Und diese verflixte Platte, die ist erledigt — hat ‘n Sprung, genau in der Mitte.« Dann öffnete er die Wagentür und sagte: »Hat keinen Zweck, Sie hier noch mit langem Gerede aufzuhalten. Fahren Sie lieber jetzt in Ihr Camp, und ich werde nach Hause gehen. Morgen gibt’s vielleicht ein Feuerwerk.«
»Gut, aber bleiben Sie sitzen, ich fahre Sie hin, bloß nicht ganz, damit Melly den Wagen nicht hört. Und, Alf — die Geschichte bleibt unter uns, ja?«
»Darauf können Sie Gift nehmen«, gab er zurück.
Schweigend fuhren wir bis dicht vors Dorf, dann bremste ich, wünschte ihm viel Glück, und Alf hatte es eilig, fortzukommen. Er antwortete nur noch grimmig: »Danke, kann’s brauchen, so wie Melly gebaut ist.«
Ich nahm zu Hause gleich die Plättwäsche in Angriff. Als Peter und Trina hereinkamen, erwähnte ich bloß, ich hätte mir bei Melly die Kaktusblüte angesehen, und diese taktvolle Zurückhaltung beruhigte teilweise mein Gewissen, denn jetzt, nachdem die Selbstzufriedenheit über die geleistete gute Tat sich verflüchtigt hatte, schämte ich mich, weil ich Mellys Vertrauen in so empörender Weise mißbraucht hatte. Die >Tante Maudie< mußte unbedingt begraben werden, ein für allemal.
Zwei Tage später erfuhr ich dann zu meiner größten Erleichterung von Peter, als er von ein paar Besorgungen aus dem Dorf zurückkam, daß Mellys Laden geschlossen sei und an der Tür ein Zettel hinge mit dem Hinweis >Bitte sich an den Laden von M. & A. Hennessy, gegenüber, zu wenden<.
»Muß eine ausgiebige Versöhnung stattgefunden haben«, berichtete er mir. »Die beiden lächelten immerfort, sehr zufrieden mit sich und dem Ehepartner. Ich versuchte, sie auszuhorchen, was denn inzwischen geschehen sei, doch Melly lächelte nur geziert und verwies mich an dich. Schließlich sagte sie immerhin: >Ein Kaktus hat uns getrennt und ein anderer uns wieder zusammengebracht.< Ob du’s glaubst oder nicht: Kein einziges Filmstarbild war mehr an den Wänden. >Habe die Dinger satt<, sagte Alf. >Kann Bilder mit Flecken sowieso nicht leiden und Grammophonplatten mit Sprung auch nicht.< Nun ‘raus mit der Sprache, Helen — was ist mit denen vorgegangen?«
Ich erzählte es ihm jedoch nicht sofort. Letzten Endes sei doch sein Wirken entscheidend gewesen, nicht meins, erklärte ich. »Das ist schön von Alf und ich hoffe, daß Melly nachgibt und nicht soviel Menkenke um diese elenden Pflanzen macht. Ja, gewiß, die eine Blüte, die ich sah, war schön, doch davon abgesehen hat sich das bei Melly zur Manie gesteigert.«
»Paß
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