Es ist ja so einfach
mit Blumen vom Tisch.
Venedig war jetzt, da sie sich nicht mehr mit jungen Nachkommen zu beschäftigen brauchte, wieder schlank und schön. So imposant sah sie aus, daß Mr. Watson, der uns kürzlich unter irgendeinem Vorwand besucht hatte — tatsächlich aber, um zu prüfen, wie es um die Sicherheit seiner Klientin bestellt war — , sich erboten hatte, sie zu kaufen. Als die Möglichkeit einer solchen Transaktion auch nur erwähnt wurde, stelzte Andy, nicht gerade leise vor sich hin fluchend, in seine Wohnung hinüber, und Peter sah nicht nur erschrocken, sondern sogar beleidigt aus. Es blieb mir überlassen, zu erklären, das sei ganz ausgeschlossen und nur denkbar, wenn der reine Hunger nicht nur uns, sondern auch Venedig drohe.
»Wissen Sie, Mr. Watson«, sagte Trina, indem sie ihn gewinnend anlächelte, um ihm die Abfuhr leichter zu machen, »sie hat ja dem Camp soviel Glück gebracht! Alles hat so fein geklappt und soviel Spaß gemacht und so viele nette Leute sind hergekommen, denen das gar nicht eingefallen wäre, hätten sie nicht gewußt, daß sie ihre Tiere mitbringen durften. Nein, Venedig ist wirklich die Seele des Camps. Im übrigen würde Peter sie zu sehr vermissen und Andy bräche das Herz.«
»Aber — gedenkt denn der alte Mann sich hier häuslich niederzulassen? Ich dachte, er hätte Ihnen nur anfangs beim Aufbau geholfen?«
Wir wechselten unklare Blicke. Sicher überlegte der Rechtsanwalt, wie wir uns wohl leisten könnten, auch für die mageren Wintermonate eine Hilfskraft zu halten. So weit hatten wir allerdings noch gar nicht vorausgedacht. Alle waren wir gerade jetzt glücklich und zufrieden, obwohl das Camp noch ein Experiment blieb. Das hatte ich ihm auseinandergesetzt und hinzugefügt, wir müßten eben die Entwicklung abwarten.
Jetzt aber, als wir unser Plus und Minus richtig nachrechneten, das schon eingenommene und das noch ausstehende Geld zusammenzählten, sahen wir, daß wir es nicht nur geschafft, sondern einen beachtlichen Gewinn gemacht hatten. Also sollten jetzt erst mal Trina und Andy ihren sauer verdienten Lohn haben.
Beide sträubten sich mit Händen und Füßen, das Geld anzunehmen. Wo denn unser eigener Lohn bleibe? fragte Trina. Wir hätten es ja alle zusammen geschafft und es sei doch so gedacht gewesen, daß jeder das gleiche bekäme, nicht wahr? Wozu die Eile? fragte Andy. Ruhig noch warten, meinte er. Bei ihm habe das Zeit, denn er hätte sich ganz schön ‘was gespart. Aber wir bestanden darauf. Sie hatten es sehr schwer gehabt, und das konnten wir nicht noch länger annehmen, ohne ihnen einen Gegenwert anzubieten.
Die diversen Berechnungen dauerten fast den ganzen Vormittag, weil wir, wie üblich, immerzu unterbrochen wurden. >Miss Napier, der Hund von Mrs. Hicks schnappt immer durchs Gitter nach meinem!< — >Miss Napier, das Wasser in den Duschräumen ist ja kalt!< — >Miss Napier, ich habe meine Badekappe verloren, die hatte ich bestimmt in der Küche liegenlassen, und sie ist weg!< — >Miss Napier, beim Elektrotopf ist die Sicherung durchgebrannt!< — >Mrs. Macleod, haben Sie keine Zunge in Dosen mehr auf Lager? So ein Jammer, wo es doch das einzige ist, was mein Männi wirklich gern mag!< — >Miss Napier, der Milchmann hat für uns eine Flasche zuwenig hingestellt, und bestimmt hat Mrs. Smith meine gekriegt!< Und so fort.
Endlich aber waren wir fertig und unterhielten uns alle vier, außerordentlich zufrieden über das Ergebnis. Nur Trina war noch ein bißchen nervös. »Liebe Helen«, sagte sie, »bist du sicher, daß du alles richtig addiert und das Subtrahieren nicht vergessen hast? Wie ist’s mit den Nullen? Ich weiß noch, daß ich mal einen ganz schlimmen Fehler mit bloß einer einzigen blöden Null gemacht habe und Angus gesagt hat... Aber ist es nicht herrlich, so aufatmen zu können? Ich hatte ja entsetzliche Angst, daß die Sache schief gehen würde, daß was Furchtbares passierte — etwa, daß jemand ertrank oder Leute abreisten, ohne zu bezahlen. Aber jetzt steht’s ja direkt glänzend. Entsinnst du dich, wie ich dir sagte, es würde ganz einfach sein?«
Ich entsann mich, o ja, machte ihr jedoch keinen Vorwurf und erwiderte nur: »Ja, wir haben ungeheures Glück gehabt. Melly und Alf haben uns mit den Waren gut und verläßlich bedient, und ihr zwei habt gewaltig gearbeitet. Sogar das Wetter hat für uns sein Bestes getan. Mir scheint, daß nun wirklich nichts mehr schief gehen kann.«
Trina schüttelte den Kopf. »Mußt an Holz
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