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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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habe.«
    »Hast du ja gar nicht«, bestritt Peter. »Hast einfach Bruce und mich geopfert.«
    Ich las gerade den dritten Brief und unterbrach ihr Gehechel. »Oh, das ist ja glänzend! Hört zu. Brief von Mrs. Ingram über Jane: >Sie entsinnen sich gewiß, wie ich mit Ihnen über die kecke Jane und Mr. Boyds Post lachte? Sie waren zu mir so nett, daß ich meine, Ihnen erzählen zu müssen, was weiter geschah. Wie Sie wissen, wollte Jane ja so liebend gern Tänzerin werden — sie tanzt zwar sehr gut, aber daß sie ein Star wird, glaube ich kaum. Jedenfalls waren wir nicht in der Lage, Ballettstunden zu bezahlen. Gestern nun bekamen wir einen Brief vom alten Mr. Boyd, der einen großartigen Scheck enthielt und folgende Nachricht: >Sagen Sie Jane, daß ich, weil sie mir das Tanzen beigebracht hat, nun ihre Ausbildung zur Tänzerin bezahlen möchte. Ich weiß nicht, wieviel so etwas kostet, aber schicken Sie mir eine Rechnung für den nächsten Kursus oder wie sich das nennt, und sagen Sie Jane, daß ich einen Fandango tanzen werde, sobald sie eintrifft!< Nun, ist das nicht wunderbar, und alles, weil wir in Ihr Camp gekommen sind! Es sollte >Das Glückscamp< genannt werden.<«
    »Ist doch nett von ihr, uns das mitzuteilen. Und es zeigt, daß der alte Knaster kuriert ist.«
    »Glückscamp?« wiederholte Trina nachdenklich. »Den dreien jedenfalls hat’s Glück gebracht.«
    Peter warf einen Blick in ihr jetzt melancholisches Gesicht und sagte grob: »Ich persönlich habe stets eine Abneigung gegen die Leute gehabt, die sich vornehmen, jedem was Gutes zu tun. Wenn ich an den Fall Melly und Alf denke, und nun diese drei Briefe — scheint Helen sich wieder als >Tante Maudie< niedergelassen zu haben. Sei nicht betrübt, sonst geht deine Sache schief.«
    In diesem Augenblick erschien Jean Beale. »Also, Helen, keine Absage bitte. Sie müssen unbedingt zu dem Abschiedsfest kommen, das Mrs. Warren heute abend für uns gibt!« sagte sie. »Es ist unser allerletzter Abend. Seien Sie nicht engherzig.« Sie wollten wirklich fort, die Platzschnorrer, am nächsten Tage. Zu unserem großen Bedauern.
    Mir schien es der richtige Moment, gnädigst nachzugeben, und so warf ich nach der Tagesarbeit das Nähzeug in einen Schrank und zog mich für die erste Party nach sechs Monaten sorgfältig an. Es war geradezu aufregend, ein elegantes Kleid anzuziehen und das Gesicht wieder zu pflegen, wie ich es neuerdings aus Zeitmangel nur selten tun konnte. Peter, lässig in makellosen Flanell gekleidet, lächelte, als er hereinkam.
    »Beim Zeus, Schwesterherz, habe dich ungefähr seit einem Jahr nicht mehr in voller Kriegsbemalung gesehen! Und wie du dich darauf verstehst, alle Achtung. Das wird die Leutchen umschmeißen.« Und Trina, bildhübsch in einem Baumwollkleid mit Rüschen, drehte mich rundum und behauptete, ein so schönes Kleid wie meins noch niemals gesehen zu haben. »Und es steht dir ganz prächtig! Sag mir, Liebes, wie bringst du es nur fertig, immer so vollendet auszusehen?«
    Das war erfreulich zu hören, doch traurige Tatsache blieb, daß Trina weit hübscher war als ich, und zwar ohne sich darum zu bemühen. Und das sagte ich ihr. Aber Philip Beales Komplimente und Trinas Verständnis für mein Kleid erfreuten mich. Das Kleid brachte mich nämlich in Gewissensnot, denn ich hatte es erst, wenige Tage bevor Peters Brief kam, der unser Leben so veränderte, gekauft, und zwar zu einem saftigen Preis. Und letzthin hatte ich oft gedacht, daß mir nun, weil ich vermutlich nie Gelegenheit bekäme, es zu tragen, das bare Geld entschieden lieber wäre. Jedoch, wozu die Reue? Ich war im Begriff, auf eine Party zu gehen, und lustige Gesellschaften haben mich — wie ich schon erwähnte — immer angelockt.
    Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Ich war ja bis dahin noch nicht in John Muirs Haus gewesen und fand die großen, altmodisch eingerichteten Räume und die allgemeine Atmosphäre eines lässigen, sogar etwas schäbigen Komforts entzückend. Es war klug von Mrs. Warren, daß sie es nicht umgemodelt hatte — ein ideales Junggesellenheim.
    Alle waren wohlgelaunt; nur etwas Wehmut, den solche Abschiede mit sich zu bringen pflegen, schwang in der Stimmung mit. »Aber wir kommen nächstes Jahr wieder«, sagte Philip Beale. »Wir können also wohl die zwei Kabinen schon jetzt für uns reservieren, ja?«
    Es kam mir unerhört vor, ihnen sagen zu müssen, daß die Boyds und Colonel Ross schon um Reservierung der Kabinen für nächste

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