Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
auch daran.«
    »Na ja, eine große Tragödie ist es nicht. Und Ihr Bruder? Geht’s dem wieder gut?«
    »Ja, sehr. Er hat sich so rasch erholt. Ich glaube, er wird hier neue Kraft schöpfen.«
    »Schön. Und dann werden Sie vermutlich die ganze Schau verkaufen und sich mit Ihrem enormen Gewinn zur Ruhe setzen?«
    »Das glaube ich kaum. Peter will das Land, weil er’s von Mrs. Cato bekommen hat, nicht verkaufen.«
    John fragte brüsk: »Weshalb denn nicht? Ihm kann es doch nicht viel bedeuten, denn er ist ja kein Farmer.«
    Das ärgerte mich. »Ach, ihr Farmer könnt euch ja selber nicht leiden!« erwiderte ich. »Denkt der Farmer eigentlich, daß nur er allein fähig ist, für ein Stück Land etwas zu fühlen? Peter baut auf dem seinen zwar keine Rüben an, aber er liebt es doch. Er mochte Ihre Tante so gern und hat gestaunt und sich ungeheuer gefreut, als sie es ihm schenkte. Ist in Ihren Augen natürlich albern. Ein erdverwachsener Farmer bezeichnet das gewiß als Gefühlsduselei. Jedenfalls gefällt es Peter, und er wünscht, es zu behalten.«
    Warum mußte ich mich über diesen Mann immer erbittern? Ich nahm mich zusammen, ein bißchen beschämt, und sah John Muir lächeln. »Das klang eher so, wie ich’s von Ihnen gewöhnt bin«, sagte er. »Nicht wie von der kleinlauten Dame am Strand oder der seitdem freundlicher gewordenen, sondern wie von der...«
    Unsicher werdend hielt er inne. »Von der typischen Großstadtpflanze mit langen Hosen und Zigarette«, fiel ich ironisch ein. »Und über mein Make-up hatten Sie ja auch gespottet, ich weiß allerdings nicht mehr genau, in welcher Form.«
    Für einen Moment sah er verdutzt aus, dann lachten wir beide. »Ich muß ja förmlich gebrüllt haben damals«, sagte er. »Tut mir leid.«
    »Und ich hatte gehorcht. Tut mir auch leid. An dem Abend am Strand, als ich mich so läppisch benahm, waren Sie gut zu mir. Und wie scheußlich ich aussah — mit ganz verschmiertem Gesicht!«
    »Wissen Sie — mir gefielen Sie so«, sagte er überraschend, und ganz schnell hinterher »es wird schon Platz zum Tanzen gemacht.« Und da ergab sich wie von selbst, daß ich den ersten Tanz mit John Muir absolvierte. Übrigens später weit mehr als einen. Seine Wandlungsfähigkeit erstaunte mich. Ich hatte nämlich seine furchterregend groben Schmierstiefel noch im Gedächtnis und erwartete nun, daß er mir auf die Füße treten würde. Er tanzte jedoch vorzüglich, beinahe so gut wie Luigi unseligen Angedenkens. Auf einmal war ich dabei, ihm zu erzählen, wie ich zu Venedig kam. Da sagte er langsam »Also ist es Ihr Freund Luigi gewesen, durch den sich in Wirklichkeit Ihre Existenz veränderte. Er und Venedig. Eine schöne Hündin übrigens...«
    »Der Meinung waren Sie damals auf der Landstraße aber nicht. Sie sagten >tapsiges Riesenluder<.« Wir lachten wieder und — waren Freunde.
    Die Platzschnorrer am nächsten Tage abfahren zu sehen, war betrüblich, denn sie waren uns, obwohl wir sie nur drei Wochen bei uns hatten, lieb geworden. Trotzdem hielt auch nach der Party meine gute Stimmung an, wenn ich meine Näharbeiten auch eine Woche später noch nicht beendet hatte. Ich fand es schön, mit John Muir auf gutem Fuß zu stehen und zu wissen, daß wir in ihm einen uns wohlwollenden Nachbarn hatten. Sicher war er enttäuscht gewesen, als er erfahren hatte, daß er Peters Land nicht kaufen konnte, doch ich glaube, er schätzte uns gerade, weil wir uns davon nicht trennen wollten, noch mehr. Daß jemand sein Herz an ein Stück Land hängte, verstand anscheinend gerade dieser Mann sehr gut. Vielleicht versteht er überhaupt nur das, dachte ich, noch entschlossen, zumindest bei diesem Thema weiterhin mit Spott zu reagieren.
    Meine Stimmung hob sich noch mehr, als ich mit Peter unsere Ausgaben und Einnahmen durchrechnete. Wir saßen uns, sobald das Frühstücksgeschirr abgeräumt war, am Tisch gegenüber und hatten einen ganzen Stapel Rechnungen und Quittungen vor uns liegen. Zwischen uns lag Venedig, die, während sie sich im Camp nicht zeigen durfte — höchstens ganz früh am Morgen — viel bei Peter im Hause war, den sie neben Andy am meisten liebte. Sie verfolgte unseren Dialog, während wir addierten und subtrahierten, indem sie ihren Blick von einem zum andern wandern ließ, und als wir zu einem befriedigenden Abschluß gekommen waren, klopfte sie kräftig mit ihrer großen Rute auf den Fußboden, erhob sich und fegte mit einer einzigen Schwanzbewegung sämtliche Papiere samt Vase

Weitere Kostenlose Bücher