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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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später tauchte eine lange Gestalt in Ölzeug und Gummistiefeln aus der Dunkelheit auf und tippte an meinen Arm. »War Pech, aber der Schaden ist nicht schwer. Durch einen Erdrutsch war der Bach blockiert, ist jedoch wieder frei. Gut, daß Ihre Gebäude höher liegen. Nur das Flachland wurde überschwemmt.«
    »Auch die Tierställe sind ja, Gott sei Dank, oben«, keuchte ich, während ich mit knapper Not einen Badeanzug barg, der in den Pazifik hinausschwimmen wollte, und ihn aufs Dach eines Autos warf. »Wäre wohl ein schöner Wirrwarr entstanden, wenn wir sämtliche Tiere hätten freilassen müssen«, sagte ich und merkte, daß ich nun wieder zu lachen vermochte.
    Zu meinem Erstaunen klopfte er mir kurz auf den Rücken. »Braves Mädchen, so packt man die Sache an, ja. Keine Sorge mehr, wir kriegen gleich alles in Schuß. Bruce ist auch hier, und meine Tante läßt bestellen, Sie möchten alle, die obdachlos geworden sind, zu ihr hinüberschicken.«
    »Alle? Das sind aber eine Menge Menschen. Die meisten Zelte schwanken bedenklich, soweit sie nicht schon umgefallen sind. Ach, wenn bloß der Regen erst mal aufhört und wir wieder Tageslicht haben!«
    Der Regen fiel zwar dünner, aber stetig. Ich war trotz meines Mantels patschnaß, und mein Kopftuch glich einem Schwamm, aus dem die Haare wie scheußliche, kleine Rattenschwänze hervorlugten. Ich sah richtig wüst aus und war froh, daß man bei dem schwachen grauen Licht kaum etwas davon erkennen konnte. John war von meiner Seite verschwunden, er half Andy, ein Zelt hochzuheben, unter dem unerklärlicherweise zwei Bewohner wie in einer Falle lagen. Trina plagte sich mit einer riesigen, durchnäßten Matratze, und Bruce hatte eine kleine blecherne Geldkassette, die, mit dem Scharnier nach unten, munter auf dem Wasser umhergewirbelt war, gerade noch packen können.
    Aber das Wasser stand schon niedriger. John und Andy hatten die Lösung gefunden, der befreite Bach ergoß sich wieder ins Meer. Es war jetzt nur schwierig zu verhüten, daß er die Kleidung, Schuhe und Lebensmittel der Gäste mit sich riß. Auf einmal hörte ich Trina hell auflachen. »Sieh mal — sicher gelandet!« rief sie, und wahrhaftig, da grinste mich von einem kleinen Erdhügel, wo es zur Ruhe gekommen war, Mr. Buxtons vermißtes Gebiß an. Daß die beiden Hälften bei ihrer Irrfahrt durchs Wasser zusammenblieben, war ein Rätsel, das zu lösen uns nicht kümmerte. Unsere Pflicht gebot, es sofort zu bergen.
    Wir wechselten Blicke, und Trina sagte: »Ich hol’s«, doch mein Anstandsgefühl zwang mich, sie beiseite zu schieben. »Das ist meine Aufgabe«, sagte ich, auf ihren Widerspruch geradezu hoffend. »Wenn ich nur etwas hätte, um das Ding einzuhüllen.«
    »Hier«, sagte Johns Stimme, und ein Taschentuch, naß, aber sauber, wurde mir in die Hand gedrückt. »Ihre schönste Stunde heute... Und mein Taschentuch will ich nicht wiederhaben.«
    Ich hob behutsam das Gebiß aus dem Sand und machte mich auf die Suche nach Mr. Buxton. Als ich ihn fand, gab es ein ganz rührendes Wiedersehen. Ohne zu bedenken, auf was alles die Zähne bei ihrer >Seereise< gestoßen sein mochten, schob Buxton sie in den Mund und nun erst wurden seine Dankesworte verständlich.
    Inzwischen stand das Wasser nur noch einen Fuß hoch und fiel schnell weiter. Eine Art verzweifelte Ruhe hatte sich über das Camp gesenkt; die Menschen arbeiteten still und tatkräftig. Wie die Boyds es fertigbrachten, die vielen Kinder stillzuhalten, wußten wir nicht. Jedenfalls herrschte Frieden in ihrer Kabine. John und Peter besprachen sich ein Weilchen, dann brüllte Peter: »Das Wasser ist fast abgezogen! Keine Angst, daß jetzt noch etwas wegschwimmt! Sammeln Sie lieber die restlichen Sachen morgen früh ein, wenn’s hell wird. Jeder, der kein Dach über dem Kopf hat, kann in unser Haus kommen oder in Mr. Muirs nebenan. Wir halten heiße Getränke bereit, dann werden Sie sich bald wieder warm und gemütlich fühlen.« Eine Pause trat ein, Mr. Muir sagte etwas und Peter ergänzte: »Mr. Muir läßt mitteilen, daß er ein Loch in seinen Zaun geschnitten hat, so daß Sie direkt auf sein Grundstück gehen können.«
    Ein Loch in seinen kostbaren Zaun geschnitten... Ich sperrte den Mund auf, und Trina sagte: »Meine Güte, ist das nicht einfach süß von dem Mann?«
    Und, wahrhaftig, ich lachte nicht, sondern gab ihr aus vollem Herzen recht.
    Gerade als alles wieder ein bißchen freundlicher werden wollte, ertönte lautes Jammergeschrei, und

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