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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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niederträchtige kleine Vogel bewies seine Dankbarkeit, indem er schon um drei Uhr früh, als wir allmählich in einen sowieso unruhigen Schlaf sanken, sich aufreckte und noch schriller krähte als sonst.
    Wir hatten es ermöglicht, daß jeder Zeltbewohner einen Platz zugeteilt bekam, einige bei uns, ein paar in Andys Junggesellenwohnung und die übrigen im Farmhaus. Die Wohnwagenleute brauchten zwar kein Ersatzlogis, aber es war bei ihnen gerammelt voll. Gelitten hatten nur die Leute in den Zelten, denen wir für diese Nacht Wärme und ein trockenes Lager boten. Wie es mit ihnen weitergehen sollte, wollten wir am nächsten Morgen überlegen.
    Begreiflicherweise schliefen Peter und ich nicht viel. Für uns war das Vergangene eine regelrechte Katastrophe. Es war zu befürchten, daß uns sämtliche Gäste verließen und die Nachricht verbreiteten, daß man in unserem Camp mit Überschwemmungen rechnen müsse. So sah ich unsere Hoffnungen schwinden, und nur eine Lösung schien mir möglich — Verkauf des Besitzes, um das Darlehen abzudecken.
    Eine sehr >erfreuliche< Aussicht! Ich fühlte mich miserabel und sah auch so aus, als endlich Tageslicht einsickerte und mir die ungewöhnliche Szenerie in ihrem ganzen Ausmaß zeigte. Überall lagen Leute in seltsamer Kleidung, einem bunten Sortiment von Sachen, die sie noch trocken genug gerettet oder von uns entliehen hatten. Trotz ihrer Erschöpfung nur zeitweise schlafend, scherten sie sich nicht darum, wo sie waren oder wie sie aussahen. Ich sah Mrs. Miles behaglich ruhen, ihr Haupt an die Schulter von Jim Parsons gelegt, mit dem sie tags zuvor einen erbitterten Streit gehabt hatte, und sah Miss Hooker, eine starrsinnige alte Jungfer von großer Sittenstrenge, die sich ergrimmt über den >Betrieb< bei ihren Nachbarn, den Töchtern der Ancreds, beklagt hatte, friedlich mit der jüngeren und leichtsinnigsten dieser Töchter zusammengekuschelt auf dem Sofa liegen. Was die Überschwemmung auch ruiniert haben mochte — bestimmt hatte sie zu friedlicher Verbrüderung im Camp geführt. Schade, daß es damit nun zu spät war — .
    Ich verließ auf Zehenspitzen das Haus. Der Himmel war vollkommen klar, die Sonne stieg soeben über den Horizont und begann, die Umwelt mit weichem rosa Licht zu überstrahlen. Das Camp bot einen ganz wüsten Anblick. Das Gras war plattgewalzt, jedoch, wie ich erfreut feststellte, nicht versandet. Also war das Wasser offenbar kaum schmutzig gewesen. Viele von den Zelten lagen noch flach, andere standen schief, als taumelten sie, und zeugten auf groteske Weise von einer Nacht voll aufregender Erlebnisse. Ringsum lagen überall Blechdosen, zerknickte Kartons, Kleidungsstücke, Papier und alle denkbaren Gegenstände, die ihre Besitzer noch nicht hatten bergen können. Das Camp wirkte schmutzig und ein bißchen unanständig.
    Alle schliefen noch; es war ja auch erst halb fünf. Ich ging nicht ins Haus zurück, sondern begann so wie ich war, in schmutzigen Strandhosen und fleckiger Hemdbluse, ungekämmt und ungewaschen, mit Aufräumungsarbeiten. Schrecklich intime Sachen lagen offen zutage. Ich versuchte, wenigstens ein paar davon in Sicherheit zu bringen, um die Gäste, bevor sie wieder herumliefen, vor Peinlichkeiten zu bewahren.
    Eben hatte ich Miss Hookers intimstes Kleidungsstück entdeckt, das an einem kleinen Busch gestrandet war, da sah ich John Muir den nun bezwungenen und wieder sanft fließenden Bach überqueren. Hastig schob ich einen Kindernachttopf ins erstbeste Zelt — aus dem ihn später das dort logierende moderne junge Ehepaar entrüstet wieder hinauswarf — und drehte mich zu John um.
    »Na, wie war die Nacht für Sie? fragte er, »Eine Hölle vermutlich.«
    »Oh — nun, von der Nacht war ja nicht mehr viel übrig, bis schließlich alle zur Ruhe kamen«, erwiderte ich. »Und Ihr Freund, der Zwerghahn, erwachte um drei zu neuem Leben und krähte in meinem Bett.«
    »In Ihrem Bett? Warum denn da, um Himmels willen?«
    Ich mußte über sein angewidertes Gesicht lachen und berichtete ihm von Venedigs ritterlichem Benehmen und dem, was darauf folgte. »Und wie sind Sie zurechtgekommen?« fragte ich dann. »Ich fand es großartig von Ihnen, so viele Obdachlose aufzunehmen, aber für Mrs. Warren war es doch gewiß eine Strapaze?«
    »I wo. Der hat’s sogar Spaß gemacht. In jedem Winkel haben wir Leute verstaut, und die schlafen alle noch.«
    »Gott sei Dank. Wenn wir bloß einigermaßen Ordnung schaffen könnten, ehe sie wieder

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