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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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beide das nur unter sich ab. Ich will jedenfalls Ruhe haben, um die aufregende Mahlzeit zu verdauen.«
    Zu meinem Erstaunen lachte er. »Bitter für Sie, aber Sie fahren mit. Ich muß von Ihnen hören, was dieses junge Weib im letzten halben Jahr getrieben hat; denn sie ist jetzt taubstumm.«
    Das brachte Trina wieder zum Leben. »Ich weiß nicht, was du damit meinst, Angus Macleod. Wenn du >stumm< meinst, weil ich zu verblüfft bin, um Worte zu finden, dann stimmt’s. Aber falls du etwa meinst, ich...«
    Er klopfte ihr in einer Art auf die Schulter, die mich wild gemacht hätte, Trina jedoch zu gefallen schien. »Bist sprachlos, meine Kleine, zum erstenmal in deinem Leben. Nun vorwärts, beide. Jessas« — er drehte sich zu mir um und sah aus wie ein verlegener Knabe — »ich weiß nicht mal Ihren Namen! Vorgestellt hat uns ja keiner, ich habe bloß gehört, daß die andere Dame — eigentlich unglaublich, daß da zwei Macleodfrauen zusammenkamen — Sie Helen nannte.«
    »Na, haben Sie etwas dagegen? Ich bin Helen Napier, und Sie sind Angus Macleod, doch ich beabsichtige nicht, Sie mit >Doktor< anzureden. Ist mir zu spießig. Weshalb soll ich eigentlich mitfahren? Trina wird schon wieder zur Besinnung kommen, sie kann selbst berichten, was sie erlebt hat.«
    »Kommen Sie doch mit«, sagte er, jetzt demütig bittend. »Wir fahren an einen stillen und kühlen Platz. Besonders gut kenne ich diese Stadt nicht, aber ziemlich in der Nähe muß ein Park sein.« Und jetzt erst fiel mir ein, ihn zu fragen, wie es gekommen sei, daß er hier auftauchte, während er angeblich auf der Südinsel tätig war.
    »Dort hatte ich einen Kollegen vertreten, wissen Sie«, antwortete er, während er den Wagen startete. »Zu der Zeit hatte ich noch keine eigene Praxis, aber jetzt habe ich eine, dank der Erbschaft, die mir ein Onkel in Schottland hinterlassen hat.«
    Aus seiner Stimme sprach so viel jugendlicher Stolz, daß er mir sympathisch wurde. »Aber an welchem Ort denn?« fragte ich.
    Tatsächlich stellte nur ich jetzt Fragen. Trina schien gänzlich stumm zu sein, doch ihr Gesicht war so von Glück belebt, wie ich es noch nicht gesehen hatte.
    »Nur ungefähr zwanzig Meilen von hier«, gab Angus Auskunft. »Habe eine Landpraxis übernommen, weil ich glaubte, Trina würde auf dem Lande glücklicher sein — falls ich sie wiederfände.«
    »Oh, Angus, auf dem Lande!« Trina brachte die fünf Worte mit tiefer, vor Freude bebender Stimme hervor, und das schien ihm zu genügen. Er nahm, an einer besonders ekligen Kurve, eine Hand vom Lenkrad und tätschelte ihre Linke. Der Wagen schwenkte unangenehm weit aus, und ich hoffte, daß wir den Park recht bald erreichten.
    »Nun erzähle mir sofort, weshalb ich dich in einer Kleinstadt auffinde, anstatt in Sydney«, sagte Angus streng, als wir schließlich in dem glücklicherweise leeren Park unter einem dicken Baum im Gras saßen.
    »Ach, das war ein ganzes Kapitel von Zufällen«, fing Trina an und erzählte die betrübliche Mär von ihren Wettverlusten beim Rennen und ihrem Job bei der alten Dame in Thurston. Als sie den aufdringlichen Enkel erwähnte, furchte Angus bedrohlich die Stirn. »Verrückt, so eine Stellung anzunehmen. Hattest du nicht genug Geld, um nach Hause zu fahren?«
    »Nicht für die ganze Strecke. Ich wäre irgendwo hängengeblieben und hätte dir dann telegrafieren müssen, und ich wollte doch so gern das, was ich verloren hatte, wieder verdienen und mich in irgendeiner Weise nützlich machen! Ich schämte mich doch, so dumm gehandelt zu haben, und konnte den Gedanken, klein und häßlich als Versager heimzukommen, nicht ertragen — und überhaupt, Angus — es machte dir ja gar nichts aus, ob ich fortblieb oder nicht.«
    »Es machte mir nichts aus!? Also da...« An dieser Stelle erhob ich mich rasch und erklärte, ich wolle ein bißchen spazierengehen. Es fiel dem Paar gar nicht mehr auf, doch das erlebte ich schon zum zweiten Male an diesem Tage.
    Als ich, taktvoll, nach einer halben Stunde zurückkam, war offenbar alles so verlaufen, wie man erwarten durfte. Trina sah ein bißchen zerzaust, aber ganz lieblich aus, und ich hatte jetzt Zeit, festzustellen, daß Doktor Macleod ein angenehmer und >attraktiver< Mann war. Er hatte einen geraden, offenen Blick, und aus seinem Gesicht sprach deutlich die schottische Zuverlässigkeit, die eine Frau wie Trina brauchte. Einen Moment wunderte ich mich, wie zwei so nette Menschen auf so unbegreifliche Weise auseinanderkommen

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