Es ist ja so einfach
was anderes denke. Aber bei euch bin ich doch nützlich, sag?«
»Selbstverständlich bist du das. Ohne dich hätten wir die erste Saison gar nicht durchgehalten, doch trotzdem ist es nicht das für dich bestimmte Leben, und früher oder später mußt du dein richtiges beginnen.«
»Wenn du schon davon sprichst, Helen — ist es denn für dich das wahre Leben?« fragte sie, indem sie mich listig ansah. Darauf gab es nur eine Antwort. Ich hatte es selbst so haben wollen und wollte einen Erfolg erzielen. Außerdem war es einstweilen Peters Leben und daher auch meins. »Eines Tages, wenn wir die Hypothek abgezahlt haben werden, können wir uns das Leben bequemer machen«, sagte ich ohne bestimmte Vorstellungen, wohl wissend, daß der Tag noch sehr fern war und wahrscheinlich fern bleiben würde.
Elscombe erreichten wir knapp fünf Minuten vor Beginn der Versteigerung, und wir beeilten uns, zu den Auktionsräumen zu kommen. Es waren nicht viele Leute dort; die wenigen aber waren entschlossene Käufer, so daß die folgende Stunde sehr aufregend wurde. Es boten vorwiegend Männer, die genau wußten, was sie wollten und wieviel sie anlegen durften. Das hysterische Hochtreiben der Preise wie bei mancher bekannten Auktion, auf der für gebrauchte Gegenstände mehr erzielt wird als für das gleiche in neu, blieb aus. Es ging sehr gemessen und sachlich zu, und ich war froh, daß Peter und ich vorher alles gründlich überlegt hatten.
Schließlich hatte ich eine ganze Menge beisammen: Zwei Waschbecken für Toiletten, eine weitere Duscheinrichtung und zwei Elektrokochtöpfe. Da alle gebrauchten elektrischen Geräte äußerst billig waren, kaufte ich auch noch eine altmodische, aber zuverlässige Waschmaschine für unsere Gäste und einen großen Kühlschrank, den kein anderer haben wollte. Diese Geräte wurden natürlich durch die Transportkosten teurer, aber ich dachte daran, wie sehr sie uns nächstes Jahr das Leben erleichtern würden, wobei ich mir vorstellte, wie die Gäste sich wieder ständig um die Benutzung zanken würden.
Da sowieso ein Lastauto für den Kram nötig war, kaufte ich noch einige Partien Rohre, die Andy für den Anschluß der neuen Geräte brauchte, und zwölf Tafeln Eisenblech. Ich hatte das Glück, mir Gegenstände ersteigern zu können, die kaum von anderen verlangt wurden; ich gab daher noch weniger aus, als wir auszugeben beschlossen hatten, so daß ich mich zuletzt über das gute Geschäft mächtig freute.
Trina hatte, vor Erregung siedend, neben mir gesessen. Sie zwang sich, ihre Begeisterung zu unterdrücken, was ihr nur zeitweise gelang. Manchmal konnte sie es nicht lassen, mich laut zu drängen: »Nun biete doch ein Pfund — das hatten wir doch ausgemacht, nicht wahr?« Oder: »Das müssen wir unbedingt haben, Helen. Biete weiter! Der Mann da drüben gibt’s bald auf.« Sie ertrug das Stirnrunzeln fremder Leute und die Vorwürfe so schön, daß ich, als die Sache vorbei war und es mir gelungen war, einen Lastwagen aufzutreiben, zu ihr sagte: »Nun komm, jetzt hauen wir einmal richtig auf die Pauke. Ein erstklassiges Mittagessen, das ich nicht selbst zu kochen brauche.«
»Ach, Süße, wie wunderbar! Ich bin gerade am Verhungern und möchte auch mit meinem neuen Kleid protzen. Darf ich aussuchen, wohin wir gehen?«
»Gewiß«, sagte ich, ohne an das Lokal Silver Urn zu denken.
Es kam mir aber schnell wieder ins Gedächtnis, als ich den freundlichen Teeraum betrat und als mich eine übergroße silberne Urne vom Serviertisch her anglänzte. Trina hatte also ihren Willen durchsetzen können und war entschlossen, sich den unbekannten Leonard West anzusehen. Sosehr ich hoffte, daß sein Brief Iris noch erreicht hatte — noch inniger hoffte ich, daß sie nicht käme und uns ertappte.
Ich versuchte, Trina in ein anderes Restaurant zu locken, doch sie hielt mir mein Versprechen vor und wählte Plätze in einem dunklen Winkel aus. »Iris wird ja sowieso bloß Augen für ihren Galan haben und uns hier bestimmt nicht bemerken«, sagte sie. »Und falls Leonard allein kommt, kann er ja nicht wissen, wer wir sind. Ja, danke schön, jetzt werden wir essen«, wandte sie sich mit reizendem Lächeln an die Kellnerin, die ihr die Speisekarte anbot.
Ich Schwächling fügte mich in die Situation. Es wäre schwierig gewesen, jetzt noch hinauszugehen, und Leonard West kannte uns ja wirklich nicht. Ich war auch überzeugt, daß Iris nicht kommen würde — und wenn, dann mußten wir eben so tun, als sei die
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