Es ist ja so einfach
Angus, daß er sich mit einer Dame treffen wollte, mit der er korrespondiert habe, ohne sie zu kennen, beichtete ihm, daß er nun die Nerven verliere und ob Angus nicht zu seiner Unterstützung mitkommen würde? Kannst dir ja denken, daß Angus beinah platzte, als er sehen mußte, wie Leonard gleich auf mich zusteuerte!« Trina brach in ein so tolles Gelächter aus, daß eine affektiert aussehende Frau, die mit ihrem Mann durch den Park schritt, deutlich hörbar sagte: »Meinst du nicht, daß das Mädchen da drüben etwas geistesgestört ist? Oder vielleicht ist sie betrunken?«
Damit hatten wir genug und beeilten uns, zum nächsten Restaurant zu kommen — aber nicht zur Silver Urn wo wir uns eine stattliche Mahlzeit gönnten. Auf einmal sagte Trina: »Möchte wissen, ob Iris und Leonard sich gut verstanden haben. Hatte die schon ganz vergessen.«
»Also, du — nach dem Anblick, den sie mir zuletzt boten, wirst du, glaube ich, Iris bald als glückliche, in diesem Städtchen ansässige Ehefrau erleben. Etwas merkwürdig hat sie das freilich gemacht.«
»Schrecklich. Kein bißchen Romantik dabei.«
»Ich, ich weiß nicht recht. Ich glaube, es wird eine gute Ehe. Sie wußten ja beide, was sie wollten, und sind alt genug, um sich keine übertriebenen Illusionen zu machen.« Ich fühlte mich verpflichtet, das zu sagen — in Gedanken an meine Bemerkungen zu John Muir. Als ich an das Gesicht von Angus dachte, als er abfuhr, fand ich es wiederum dumm von mir.
Auf der Rückfahrt sprach Trina wenig, und ich war froh, still sein zu können. Wir hatten einen strapaziösen Tag hinter uns, und es machte mich nicht gerade glücklich, Peter erzählen zu müssen, daß Angus wieder erschienen war und wir Trina verlieren werden. Er kam an den Wagen und merkte schon, daß etwas Besonderes geschehen war, ehe Trina heraushüpfte und rief: »Oh, Peter, wir haben eine Menge reizende Sachen für das Camp gefunden — und auch Angus gefunden.«
Wir veranstalteten ganz korrekt eine kleine Feier, holten eine Flasche Sherry herbei und tranken aufs Wohl des Ehepaars Macleod und auf die neue Praxis. Es gab viel Gelächter über das komische Zusammentreffen im Teeraum, und Peter blieb ganz in seiner üblichen Form. Er sagte zuletzt mit enormer Nonchalance: »Tja, Karnickel, du wirst uns sehr fehlen. Mein Herz blutet für Angus, aber du kannst ihm mitteilen, daß Onkel Peter und Tante Maudie stets erbötig sind, ihm mit Rat und Tat beizustehen. Nun laßt uns den Tag beschließen. Ich werde mein brechendes Herz zu Bett tragen und freue mich auf morgen, wenn auch Bruce das Herz brechen wird.« Und erhobenen Hauptes schritt er flott hinaus.
Ich aber erwachte um zwei Uhr und hörte schleichende Bewegungen in der Küche. Als ich hinging, fand ich dort Peter, der sich Tee aufgoß. Er wurde verlegen und sagte: »Natürlich müßte es Whisky sein, kein anständiger Kerl würde unter diesen schmerzlichen Verhältnissen Tee trinken. Aber erstens haben wir keinen Whisky und zweitens mag ich ihn ja sowieso nicht. War doch fein, daß du heute zufällig in jenes Lokal geraten bist. Selbstverständlich ist dieser Bursche für Trina nicht gut genug, aber er scheint gegenteiliger Ansicht zu sein — also was hilft’s! Im Camp wird es öde sein ohne sie, nicht wahr? Auch eine Tasse Tee?« Er lächelte mich ganz tapfer an.
Ja, ja, vielleicht hatte es bei ihm doch etwas tiefer als >knöcheltief< gesessen — .
16
»Gewiß, jetzt ist nicht ganz soviel zu tun, meine Lieben«, sagte Trina, »aber wie wollt ihr später bloß fertig werden? Mich wird die Vorstellung, daß ihr euch überarbeitet, geradezu krank machen.«
»Das wird sie nicht«, gab Peter gereizt zurück. »Du wirst dein neues Pferd reiten und Angus umständlich hegen und pflegen, deinen Haushalt miserabel führen und an uns gar nicht denken. Höchstens mal sagen: >Die waren ja so goldig, hoffentlich geht’s ihnen weiter gut.<«
Ich griff rasch ein, denn schon bei leichten Anfällen von Liebeskummer wird der Leidende oft unangenehm. »Wir werden versuchen, eine Hilfskraft zu finden, vielleicht durch die Zeitung in Thurston. Es wäre ja nur für sechs Wochen.«
Schließlich wurde das Inserat unnötig. Ich mußte an dem Morgen nach Edgesea fahren und traf im Laden Mrs. Morris. Als ich sie fragte, wie ihre Ferien gewesen seien, antwortete sie apathisch: »Ach, Sie können sich wohl denken, wie es bei diesen Konferenzen zugeht.«
Glücklicherweise wußte ich das nicht, gab
Weitere Kostenlose Bücher