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Es ist ja so einfach

Es ist ja so einfach

Titel: Es ist ja so einfach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Begegnung reiner Zufall. Ich vertiefte mich in die Speisekarte und in den Vorgeschmack eines köstlichen Mahles.
    »Was wollen wir uns bestellen, Liebes?« fragte Trina. In dem Moment betraten mehrere Herren das Restaurant. Der eine schaute einen Augenblick rundum, dann kam er rasch an unseren Tisch. »Mrs. Macleod?« sagte er. »Ich habe Ihr Kleid an der Farbe sofort erkannt. Mein Name ist Leonard West.«
     
     
     

15
     
    Trina war völlig verdutzt. Sie starrte den neuen Gast an, kicherte jäh und wandte sich ratsuchend an mich. Aber ich schwieg kaltherzig. Ein bißchen stotternd sagte sie: »Be-bedaure... ich bin nicht... nicht...«
    Doch sie kam nicht dazu, ihre Entschuldigungen zu Ende zu stottern, denn hinter West war noch ein Mann in den Teeraum getreten, der kurz stehenblieb, um mit der Inhaberin zu sprechen, sich aber beim Klang von Trinas Stimme mit einem Ruck herumdrehte und nach drei Riesenschritten an unserem Tisch stand. »Trina!« sagte er nur. »Trina!«
    Und Trina sprang auf und rief mit vor Aufregung fast brechender Stimme: »Angus!«
    Ich glaube bestimmt, sie hätten im nächsten Moment einander in den Armen gelegen, wäre ich nicht eingeschritten, brutal, aber prompt. Eine öffentliche Szene sollte es keinesfalls geben, denn alle Anwesenden — glücklicherweise waren es nicht viele — beobachteten uns schon. Ich faßte Trina beim Arm und zog sie auf ihren Stuhl zurück. »Um Himmels willen, nicht hier!« raunte ich ergrimmt.
    Doch damit hatte ich einen Fehler gemacht. Es wäre für die Zuschauer weniger erheiternd gewesen, Trina von den Armen ihres Gatten umschlungen zu sehen, als ihn plötzlich und sehr zornig sagen zu hören: »Aber — aber, was bedeutet das eigentlich?« Und dann zu sehen, wie er sich mit erschreckendem Jähzorn dem unseligen West zuwandte. »Ist dies — ist dies der Mensch, an den du geschrieben hattest?«
    Mir tat Leonard West leid. Er war ein gutmütiger netter Mensch, und sogar mitten in dieser kritischen Situation fand ich Zeit, ihn mir im Geist sehr glücklich mit Iris Macleod verheiratet vorzustellen. Er murmelte: »Aber ich hatte doch keine Ahnung! Nicht die mindeste.« Er wandte sich empört Trina zu: »Soll das heißen, daß Sie mich getäuscht haben? Daß Sie längst verheiratet waren?«
    Trina bot ein klägliches Bild. Der Anblick ihres Angus hatte ihr anscheinend den Verstand vollends geraubt. Anstatt es mit einer Erklärung zu versuchen, sagte sie: »Na ja, das bin ich wohl gewesen, aber genaugenommen nicht richtig. Ich meine — nicht so ganz.«
    Das gab Angus den Rest. Er brüllte förmlich: »Nicht ganz!? Nicht ganz verheiratet? Zum Henker, was heißt das?«
    Atemlose Stille herrschte in dem Lokal, die Inhaberin erhob sich von ihrem Platz hinter dem Verkaufstisch. »Um Gottes willen, sprechen Sie leiser«, zischte ich die drei an. »Jeder hört hier zu. Trina, bitte, gib eine Erklärung.«
    Sie schüttelte hilflos den Kopf. »Sag du es ihnen bitte, Helen, ich bin so durcheinander.«
    Ein Blick in ihr Gesicht machte mich weich. Dafür, daß sie mich in diese Situation gelotst hatte, war sie schon genug bestraft. Ich zwang mich, zu lächeln, und sagte: »Setzen Sie sich bitte, meine Herren. Die Sache verhält sich ganz anders, als Sie glauben. Trina hat niemandem geschrieben. Ich will versuchen, es zu erklären, aber ersparen Sie uns eine Szene.« Damit wandte ich mein starres Lächeln der Kellnerin zu, die unschlüssig in der Nähe wartete: »Ja, wir essen dann, danke schön. Irgend etwas Kaltes mit Salat.« Ich unterdrückte einen Seufzer des Bedauerns, doch es war nicht der geeignete Moment, sich eine Mahlzeit auszuwählen. »Die Herren nehmen dasselbe. Je kälter, um so besser.«
    Nie im Leben hatte ich in einem solchen Kommandoton gesprochen. >Tante Maudie<, die jeden auf seinen Platz verwies. Immerhin hatte ich sie geduckt. Und nun, da das Gefährlichste überstanden war, hatte ich ein unbändiges Verlangen, zu lachen, doch ich verkniff es mir und nahm erst jetzt die beiden Männer richtig aufs Korn. Leonard West hatte ein sympathisches Gesicht, im Moment aber glotzten seine Augen, und sein Mund stand etwas offen. Ich glaube, er hatte Angst, geistesgestört zu sein. Angus war bleich, sein Mund ein harter schmaler Strich. Im Grunde ein ruhiger Mensch, der gut aussah. Nicht auffallend gut, aber ganz attraktiv. Er hatte Augen von tiefem Blau. Ich war angenehm überrascht, in seinen Augenwinkeln und um den Mund die Fältchen zu sehen, die von Humor

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