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Es ist niemals vorbei

Es ist niemals vorbei

Titel: Es ist niemals vorbei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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ihrer Wiederverheiratung in Ng ändern lassen.
    Mac tupfte sich den Rasierschaum mit einem Handtuch ab und gab mir einen Kuss. Seine Haut roch nach dem würzigen Duft, den ich ihm am Vatertag mehr als Scherz überreicht hatte. Vielleicht würde ich ihm im nächsten Jahr eine Krawatte aussuchen? Und im Jahr darauf einen Golfball als Briefbeschwerer. Mac dagegen hatte den Muttertag ernst genommen. Statt irgendeiner Albernheit hatte er mir wundervolle Ohrringe und einen duftigen Seidenschal geschenkt.
    «Hast du noch Zeit zu frühstücken?», fragte ich.
    «Habe ich.»
    Das Telefon klingelte. Auf dem Weg zum Kleiderschrank im Schlafzimmer nahm Mac den Hörer ab. Zweimal sagte er «Hallo?». Dann legte er wieder auf.
    «Wer war das?»
    «Unbekannt.»
    «Den kann ich nicht leiden.»
    Wir lachten.
    Eine Minute später ging das Telefon erneut. Auf dem Display stand
NYPD
 – New York Police Department
. Ich ging ran.
    «Hallo, Karin, hier ist Billy. Mac ist berühmt geworden, ich habe es eben gelesen.» Detective Billy Staples gehörte zu unserem alten Revier, dem 84. von Brooklyn. Inzwischen war er Macs engster Freund geworden. Billy hatte miterlebt, wie Mac die Polizei von Mapleton verließ, hierherzog, mich heiratete und ein neues Leben begann. «Wie fühlt man sich denn, wenn man mit einem Obermufti zusammenlebt?»
    «Mach du ihm erst mal klar, dass er das ist.» Ich reichte Mac den Hörer. Er klemmte sich ihn zwischen Schulter und Ohr und schnallte dabei seinen Gürtel zu.
    Sesamstraße
war inzwischen zu Ende, und ein Zeichentrickfilm lief. Ich stellte den Fernseher aus und machte Ben zum Frühstück fertig.
    «Heute Abend kann ich nicht», hörte ich Mac sagen. «Karin hat einen Kurs.» Er lauschte, warf mir einen Blick zu und fragte: «Kannst du Freitag? An allen anderen Abenden hat er etwas vor.»
    «Für Freitag haben wir doch unser Dinner im Union Square Café geplant!» Der Termin war mir wichtig, und das hörte man an meinem Tonfall. Unser zweiter Hochzeitstag würde zwar erst Samstag sein, aber für den Tag hatten wir keinen Tisch mehr bekommen und unser Dinner stattdessen auf Freitag vorgezogen. Solche Verschiebungen waren wir zwar gewohnt, schließlich hatten wir erst geheiratet, als ich im fünften Monat schwanger war, aber diesen Tisch hatten wir nun schon vor über einem Monat gebucht.
    Mac hatte das offenbar vergessen, und es war ihm sichtlich unangenehm. «Billy möchte mich zu einem Drink einladen», flüsterte er. «Um auf die Beförderung anzustoßen.»
    «Geh heute Abend», erwiderte ich. «Ich werde Mom bitten, auf Ben aufzupassen.»
    «Bist du sicher?»
    «Ganz sicher.»
    Mac und Billy verabredeten, sich nach der Arbeit in einer Bar namens Boat an der Smith Street zu treffen.
    Ich reichte Ben an Mac weiter. Mac sah jetzt aus wie aus dem Ei gepellt, in flottem grauem Anzug, weißem Hemd und blauem Schlips mit Paisleymuster. Er nahm Ben hoch und trug ihn nach oben. Ich zog die Jalousien hoch. Helles Sonnenlicht durchflutete das Schlafzimmer.
    Ich hatte in der Armee gedient, war Polizistin und anschließend Detective gewesen. Ein Wahnsinniger und seine Muse hatten mir Leben, Herz, Seele und Geist zerstört. Und jetzt stand ich da, an einem hellen Sommermorgen, lebte und fühlte mich gut. Wenn man nach alldem glücklich sein konnte, dann war ich es in diesem Augenblick.
     
    Es war schon nach elf Uhr abends, als ich aus der U-Bahn stieg. Hinter mir lagen die ersten Stunden des neuen Seminars zum Thema
Der Psychopath in Kriminologie und Kunst
. Der Kurs gehörte zu einem interdisziplinären Studienprogramm, das sich Psychologie- ISP nannte. Ich fand es etwas merkwürdig, die Psychopathologie im Kontext von Fernsehserien und Filmen zu studieren, denn darum ging es vorrangig. Meistens lagen die Macher dieser Produktionen doch daneben. Ich konnte es kaum fassen, wie man die Fälle dermaßen schlampig darstellen und sogar verklären konnte, denn im wahren Leben waren sie nie etwas anderes als schrecklich und kannten keinerlei Erlösung, weder für die Aufklärer noch für die Opfer. Die Idee einer höheren Gerechtigkeit war doch ein Witz! Trotzdem musste ich zugeben, dass der Professor seine Sache gut machte. Abgesehen davon war es ein Pflichtkurs.
    Ich gähnte, als ich in unsere Straße einbog. Hoffentlich hatte sich meine Mutter schon ins Gästezimmer zurückgezogen und wartete nicht mehr auf mich. Elf Uhr abends war spät für sie; daran hatte ich nicht gedacht, als ich sie bat, auf Ben aufzupassen. Der

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