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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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sagte Charlotte.
    »Ja, aber das hilft auch nicht weiter, wenn man
den Vornamen nicht kennt, oder?« erwiderte ich.
    »Sorry«, sagte sie.
    Nachdem ich diverse Mittagspausen damit
zugebracht hatte, über den Namen zu brüten und zu hoffen, daß mir aus den
Seiten eine Inspiration entgegenspringen würde, fragte ich den Archivar, welche
Bedeutung das Datum der Eintragung ins Register hatte. Er sagte mir, es liege
gewöhnlich zwischen zwei Tagen und sechs Wochen nach der gerichtlichen Anhörung
— das heißt, der eigentlichen Adoption.
    »Na ja, ich kannte Ihren Geburtstag.«
    Charlotte wirkte perplex.
    »Ich brauchte mich bloß zu erinnern, an welchem
Tag die Geburtstagskarte in der Bank angekommen war.«
    »Oh, natürlich, die Karte. Ihre Mutter hatte
also recht damit, daß sie wichtig war«, sagte sie.
    »Also schrieb ich einfach die Namen aller
Mädchen heraus, die in einen Zeitraum von rund sechs Wochen nach diesem Tag
fielen. Da Sie im Juli Geburtstag haben, notierte ich mir alle Namen vom Juli,
August und September, weil Liz mir erzählt hatte, Sie seien mehr oder weniger
sofort adoptiert worden.«
    »Wahnsinn. Wann haben Sie das alles denn
gemacht?« fragte Charlotte.
    »Größtenteils in meinen Mittagspausen. Es wurde
ein bißchen zur Obsession. Ich hasse es, vom System geschlagen zu werden. Ich
meine, warum machen sie das so schwierig, um Himmelswillen? Warum sollte diese
Frau, deren ganzes Leben durch die Tatsache versaut worden ist, daß sie in der
Pubertät schwanger wurde, keinen Zugang zu Informationen haben, die sie dazu
bringen könnten, ihr Leben zu ändern? Sorry...« Ich unterbrach mich. »Ich
fürchte, das ist für mich ein wenig zum moralischen Kreuzzug geworden.«
    »Nein, entschuldigen Sie sich nicht. Sie haben
recht. Ich habe die Sache einfach noch nie so gesehen. Meine Mutter war für
mich immer die Person, die mich zurückgewiesen hatte, mich nicht wollte...
Reden Sie weiter. Das interessiert mich.«
     
    Nachdem ich ungefähr vier Wochen lang jede
Mittagspause in dem belebten Archiv zugebracht hatte, besaß ich eine Liste von
rund 400 Namen. Ich hing fest. Der einzige andere Informationsschnipsel, den
ich hatte, war, daß die Adoptiveltern des Kindes Ärzte gewesen waren. Es wäre
möglich gewesen, nehme ich an, Kopien der Adoptionszertifikate aller 400 Kinder
zu kaufen. Die vollen Zertifikate, entdeckte ich, geben den Ort der Adoption
an. Es konnte in East Anglia nicht gar so viele Leute gegeben haben, die zum
fraglichen Zeitpunkt ein Kind adoptiert hatten, also hätte mich das einen
Schritt weitergebracht. Ich war mir sicher, daß es Ärzteregister geben mußte,
die ich mir beschaffen und mit denen ich die Nachnamen vergleichen konnte,
sobald ich die Liste auf ein paar Namen in dieser Region eingeschränkt hatte.
Das Problem war, daß die vollen Zertifikate fünfeinhalb Pfund pro Stück kosten,
und ich keine 2 000 Pfund übrig hatte. Außerdem dachte ich, die Beamten im St.
Catherine’s House könnten mich ein bißchen seltsam finden.
    Ich sah keine Möglichkeit weiterzukommen. Ich
starrte und starrte auf die Namen. Es schien Dutzende von Patricias und Karens
und Lorraines zu geben. Sehr wenige Leute schienen damals ungewöhnliche
Vornamen gewählt zu haben. Selbst Sophia, bemerkte ich, war keineswegs
verbreitet. In der Tat gab es nur zwei davon in meiner Liste. Beides zweite
Vornamen.
    Ich erinnerte mich, daß Liz mir schon früh
erzählt hatte, daß Sophia der Name auf dem Geburtsschein ihrer Tochter sei.
Vielleicht, dachte ich verzweifelt, hatten die Adoptiveltern ja die Wünsche der
Mutter respektiert.
    »Also beschloß ich aus einer plötzlichen
Eingebung heraus, die Adoptionszertifikate beider Sophias zu kaufen, und eine
davon hat sich dann als Sie herausgestellt. Ich kann Ihnen nicht sagen, welch
ein Triumphgefühl mich packte, als ich das zweite Adoptionszertifikat ansah und
mir klar wurde, Charlotte Sophia, daß ich Sie gefunden hatte.«
    »Aber Sie hatten mich nicht gefunden. Sie hatten
mein Adoptionszertifikat gefunden.«
    »Ja, aber es ist unglaublich einfach, jemand
anhand dessen ausfindig zu machen — vor allem wenn die Eltern praktische Ärzte
und seit der Geburt des Kindes nur einmal umgezogen sind. Es gab allerdings ein
kleines Problem.
    Die Rathäuser haben Ärztelisten, also fuhr ich
nach Norwich, um mir die Archive anzusehen. Der Nachname war nicht drin. Das
war ein echter Schlag für mich. Ich versuchte es auch mit den Krankenhausakten.
Kein Glück. Ich dachte, ich

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