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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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arbeiten?«
    »Nein, damit ist es aus. Gott sei Dank«, sagte
ich. Ich begann zu kichern.
    »Was ist?« sagte sie und kicherte auch.
    »Na ja, an meinem letzten Arbeitstag rief Martin
mich rein und fragte, ob es mir was ausmachen würde, Mittagessen für die Jungs
im Händlersaal zu holen, weil sie einen Wahnsinnsansturm erwarteten, wenn New
York eröffnete und er nicht wollte, daß sie zum Essen aus dem Haus gingen. Also
ging ich raus und besorgte bei Marks and Spencer tonnenweise Sandwiches und
verbrachte den Vormittag damit, aus Zahnstochern und bunten Haftnotizen kleine
Fähnchen zu machen, auf denen »Käse und Sellerie«, »Curryhuhn mit Joghurt und
Minze« und so weiter draufstand. Die Jungs fanden das ganz toll, so toll
genaugenommen, daß für mich nichts mehr übrig blieb. Ich konnte mich nicht mal
eben kurz verdrücken, weil es allmählich hektisch wurde, aber ich hatte einen
Mordshunger. Dann fielen mir die Tütchen Instant-Suppe in meiner
Schreibtischschublade wieder ein.
    Ich sah mir das Pulver nicht wirklich an, bis
ich das kochende Wasser drübergoß, aber dann bemerkte ich, daß es nicht
hellgrün mit Croutons drin war, wie die Schachtel behauptete, sondern
schneeweiß... Ich hatte gerade heißes Wasser über Koks im Wert von ungefähr 1
000 Pfund geschüttet. Jools und ihr Team hatten sich geirrt. Der Koks kam nicht
vom >Garten Eden< in die Bank; es war genau andersrum. Denise, oder
wahrscheinlich ihr Freund, hatte im großen Stil gedealt. Kein Wunder, daß sie
so beliebt gewesen war. Das Lustige daran war, daß ich Stoff für ungefähr fünf
Riesen weggeworfen hatte, bloß weil ich Tomatensuppe mit Rindfleischgeschmack
nicht abkann...«
    »Ist das ein Witz?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wenn Sie das in einem Buch schreiben würden,
würde Ihnen kein Mensch glauben«, sagte Charlotte.
     
    Sie ging den ganzen Weg bis zum Fluß neben mir
her.
    »Sie werden also in Paris bleiben?« fragte sie.
    »Ich glaube schon, eine Zeitlang. Ich bin wieder
mit meinem umhervagabundierenden Vater vereint, und sehr zu unserer
Überraschung kommen wir großartig miteinander aus. Und Frangois mag ich
wirklich.«
    »Francois?«
    »Die große Liebe meines Vaters. Yeah, für mich
war es erst auch ein ziemlicher Schock. Mein Vater sagt, er hat immer gewußt,
daß er bisexuell ist, und er glaubt, daß er deswegen nie eine wirklich tiefe
Beziehung mit einer Frau aufrechterhalten konnte... Schon seltsam; ich bin
hierhergekommen und habe eine Art ältlicher Romanze erwartet, sowas wie Sartre
und de Beauvoir, und dann finde ich mich im >Käfig voller Narren<
wieder.«
    Wir umarmten uns wie alte Freundinnen, und dann
schlenderte sie davon, zurück zur Bibliothek.
     
    Ich begann, die Brücke zu überqueren, in
Richtung auf die Dachwohnung meines Vaters auf der Ile St-Louis. Es wurde
kälter, und ein Nebel senkte sich herab. Die Flutlichter verliehen Notre-Dame
einen verschmierten Heiligenschein. Es sah zu sehr wie ein Monet aus, um wahr
zu sein. Ich zog meinen Dufflecoat enger um mich. Ich würde zu spät zum
Abendessen kommen.

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