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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Goooott, sie verlegen das Schwimmbad in die Barrens!«
    Eddie drehte sich um, wobei er bemerkte, wie Ben sich beim Klang der fremden Stimme sofort wieder versteifte, wie seine Lippen zu einer dünnen Linie wurden. Über ihnen, ein Stückchen bachaufwärts, auf dem Pfad, den Ben am Vortag gekreuzt hatte, standen Richie Tozier und Stanley Uris.
    Richie kam den Bach entlanggewatet, sah Ben interessiert an und kniff Eddie dann in die Wange.
    » Lass das! Es stinkt mir, wenn du das machst, Richie.«
    »Im Gegenteil, es gefällt dir, Eds«, sagte Richie und strahlte ihn an. »Und? Heute schon einen Kracher abgelassen?«

5
     
    Die fünf Jungen arbeiteten bis fünf Uhr an dem Damm. Sie saßen jetzt viel höher auf der Uferböschung – die Stelle, wo Bill, Ben und Eddie ihr Mittagessen gegessen hatten, stand jetzt komplett unter Wasser – und betrachteten von dort ihr Werk. Sogar Ben konnte es kaum glauben. Er verspürte bei aller Müdigkeit eine tiefe Befriedigung, die aber mit leichtem Unbehagen vermischt war. Er musste unwillkürlich an Fantasia denken, wo Micky Maus zwar gewusst hatte, mit welchen Zauberworten er den Besen in Bewegung setzen konnte … wo sein Wissen jedoch nicht ausgereicht hatte, um diesen wieder stillstehen zu lassen.
    »Gottverdammt unglaublich«, sagte Richie Tozier leise und schob sich die Brille hoch.
    Eddie warf einen Blick zu ihm hinüber, aber diesmal zog Richie keine seiner Nummern ab; sein Gesicht wirkte nachdenklich, fast feierlich.
    Auf der anderen Seite des Baches, wo das Gelände erst anstieg und dann seicht abfiel, hatten sie eine neue Marschlandschaft geschaffen. Dornenbüsche und Farne standen fußtief unter Wasser, und sogar während sie hier saßen, konnten sie beobachten, wie die Marsch sich nach Westen hin ausbreitete. Hinter dem Damm sah der Bach, der an diesem Morgen noch seicht und harmlos gewesen war, wie ein geschwollenes Band aus Wasser aus.
    Gegen zwei Uhr hatte das gestaute Wasser hinter dem Damm so viel Uferland vereinnahmt, dass die Abflüsse fast so groß geworden waren wie der Bach selbst. Alle außer Ben waren zu einer Expedition zur Müllhalde aufgebrochen, um weitere Materialien zu organisieren. Ben hatte unterdessen methodisch Lecke an den Seiten mit Rasenstücken gestopft. Die vier Müllmänner waren nicht nur mit Brettern zurückgekehrt, sondern auch mit vier abgefahrenen Reifen, der rostigen Tür eines 1949er Hudson Hornet und einer Wellblechverkleidung. Unter Bens Anleitung hatten sie die Seiten des Damms verlängert und so gegen den Wasserlauf eingesetzt, dass das Wasser sich nicht mehr daran vorbeidrängen konnte und der Damm besser als zuvor funktionierte.
    »Den Pisser hast du kaltgestellt«, sagte Richie. »Du bist ein Genie, Mann.«
    Ben lächelte. »So schwer war’s nun auch wieder nicht.«
    »Ich hab ein paar Winstons«, verkündete Richie. »Wer möchte eine?«
    Er holte eine zerknitterte rot-weiße Packung aus der Hosentasche und bot reihum Zigaretten an. Eddie dachte an sein Asthma und lehnte ab. Stan ebenfalls. Bill nahm eine, und auch Ben griff nach kurzem Zögern zu. Richie zog ein Streichholzheftchen mit der Aufschrift ROI-TAN heraus und zündete zuerst Bens, dann Bills Zigarette an. Als er gerade auch seine eigene anzünden wollte, blies Bill das Streichholz aus.
    »Danke vielmals, Denbrough, du Trottel!«, rief Richie.
    Bill lächelte entschuldigend. »D-D-Drei mit einem Streichholz b-b-bringt U-Unglück.«
    »Ein Unglück war für deine Leute der Tag deiner Geburt«, sagte Richie liebenswürdig und zündete seine Zigarette mit einem neuen Streichholz an. Er legte sich hin und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, die Zigarette klemmte zwischen seinen Zähnen und zeigte steil nach oben. »Winstons schmecken gut, so müssen Zigaretten schmecken.« Er drehte den Kopf und blinzelte Eddie zu. »Hab ich recht oder hab ich recht, Eds?«
    Eddie sah, dass Ben Richie mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Vorsicht betrachtete. Eddie konnte das gut verstehen. Er kannte Richie nun schon seit vier Jahren, konnte aber immer noch nicht sagen, woran man bei ihm war. Er wusste, dass Richie in allen Schulfächern gute Noten hatte – hauptsächlich Einser und Zweier -, aber im Betragen regelmäßig eine Drei oder Vier bekam. Von seinem Vater bekam er deshalb regelmäßig Prügel und seine Mutter brach jedes Mal in Tränen aus, wenn er schlechte Noten in Betragen nach Hause brachte. Richie schwor dann immer, dass er sich bessern würde, und vielleicht tat er

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