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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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das sogar … fünfzehn oder zwanzig Minuten lang. Richies Problem war, dass er anscheinend nicht still sitzen konnte, und noch weniger konnte er seinen Mund halten. Hier unten in den Barrens brachte ihn das nicht in Schwierigkeiten, aber die Barrens waren nicht Nimmerland und sie konnten nur für ein paar Stunden am Stück die wilden Jungs sein (bei der Vorstellung von einem verlorenen Jungen mit Asthma-Spray in der Hosentasche musste Eddie grinsen). Der Nachteil der Barrens war, dass man sie irgendwann wieder verlassen musste. Da draußen in der größeren Welt von Derry hatte er dadurch jede Menge Probleme – sowohl mit Erwachsenen, was schlimm war, als auch mit Burschen wie Henry Bowers, was noch viel schlimmer war.
    Sein heutiger Auftritt war dafür ein perfektes Beispiel gewesen. Als Richie Ben Hanscom gesehen hatte, war er auf die Knie gefallen und hatte eine Reihe tiefer Verbeugungen gemacht, mit ausgestreckten Armen, die jedes Mal im Schmutz landeten. Gleichzeitig hatte er mit einer seiner Stimmen geredet.
    Richie hatte etwa ein Dutzend verschiedener Stimmen. An einem regnerischen Nachmittag, als sie über der Garage der Kaspbraks Comics gelesen hatten, hatte er Eddie anvertraut, dass er der größte Bauchredner der Welt werden wollte, besser noch als Edgar Bergen. Und er würde jede Woche in der Ed Sullivan Show auftreten. Eddie bewunderte seinen Ehrgeiz, befürchtete allerdings, dass er Probleme mit der Verwirklichung dieses Wunschtraums haben würde. Erstens klangen sämtliche Stimmen Richies nämlich sehr nach Richie Tozier – was nicht ausschloss, dass Richie manchmal wirklich komisch sein konnte. In Bezug auf geistreiche Bemerkungen und laute Fürze benutzte Richie ein und dieselbe Phrase: »einen Kracher ablassen«, und beides praktizierte er sehr häufig … nur leider häufig in der falschen Gesellschaft. Zweitens bewegte er beim Bauchreden die Lippen. Nicht nur ein bisschen bei den Ps und Bs, sondern sehr stark und bei allen lauten Lauten. Und drittens, wenn Richie erklärte, er werde jetzt seine Stimme verlagern, so kam sie danach doch immer noch aus seinem Mund und nirgendwo sonst her. Die meisten von Richies Freunden waren zu taktvoll – oder zu verwirrt von Richies manchmal bezauberndem, oft aber anstrengendem Charme -, um ihn auf diese kleinen Mängel hinzuweisen.
    Während er sich wie wahnsinnig vor dem total verwirrten und verlegenen Ben verbeugte, redete Richie mit seiner – wie er das nannte – »Nigger-Jim-Stimme«.
    »Pest und Hölle, es ist Haystack Calhoun!«, schrie Richie. »Fallense nich auf mich drauf, Mistah Haystack, Sir! Sie machen mich gewiss zu Brei! Pest und Hölle, Pest und Hölle! Dreihunnert Pund Lebendgewicht, hundertsiebzig Zentimeter von Titte zu Titte, Haystack riecht sicher wie’ne ganze Ladung Pantherkacke!’n enormer Brocken isser schon, Mistah Haystack, Sir!’n gewaltiger Brocken. Und fallense nich auf den armen schwarzen Jungen hier!«
    »M-M-Mach dir nichts d-d-draus«, sagte Bill zu Ben. »So ist R-R-R-Richie nun mal. Er ist v-v-verrückt.«
    Richie sprang auf. »Das hab ich gehört, Denbrough. Du solltest lieber abhauen, sonst schmeiß’ ich Haystack auf dich drauf.«
    »Der b-b-beste Teil von dir ist am B-B-Bein deines V-Va-Vaters runtergelaufen«, sagte Bill.
    »Stimmt«, sagte Richie, »aber sieh mal, wie viel Gutes noch übrig geblieben ist. Wie geht’s, Haystack? Richie Tozier ist der Mann, der Stimmen imitieren kann.« Er streckte seine Hand aus. Total verwirrt wollte Ben ihm die Hand schütteln, aber Richie zog sie im letzten Moment zurück. Ben errötete. Richie ließ sich davon nun doch erweichen und reichte ihm die Hand.
    »Ich heiße Ben Hanscom, falls es dich interessiert«, sagte Ben.
    »Ich hab dich in der Schule schon gesehen«, sagte Richie. Er deutete auf den gestauten Teich. »Das muss deine Idee gewesen sein. Diese Trottel da könnten nicht mal einen Feuerwerkskörper mit einem Flammenwerfer anzünden!«
    »Schließ nicht von dir auf andere, Richie«, sagte Eddie.
    »Oh, dann war das deine Idee, Eds? Jesus, ich bitte tausendmal um Verzeihung.«
    Er fiel vor Eddie auf die Knie und fing wieder an, sich überschwänglich zu verbeugen.
    »Hör auf damit und steh auf, du spritzt mich mich Schlamm voll!«, rief Eddie.
    Richie sprang zum zweiten Mal auf die Füße und kniff Eddie in die Wange »Du bist sooooo süß!«
    »Lass das, ich hasse das!«
    »Ach, komm, du stehst doch drauf, Eds! Also, wer hat den Damm denn jetzt

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