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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gebaut?«
    »B-B-Ben hat uns ge-ge-gezeigt, w-wie’s g-g-geht«, sagte Bill.
    »Gute Arbeit.« Richie drehte sich um und entdeckte Stan, der immer noch hinter ihm stand und schweigend seine Vorstellung beobachtete. »Das da ist Stan Uris«, erklärte Richie Ben. »Stan ist Jude. Er hat Christus umgebracht – zumindest hat mir Victor Criss das mal erzählt. Seitdem halte ich mich immer an Stan. Wenn er nämlich so alt ist, sollte er uns eigentlich ein paar Bierchen spendieren können. Stimmt’s, Stan?«
    »Ich nehm an, dass das mein Vater getan haben muss«, sagte Stan ruhig, und über diese Bemerkung mussten sie alle – einschließlich Ben – schallend lachen. Eddie lachte, bis er keine Luft mehr bekam und Tränen über seine Wangen liefen.
    »Ein Kracher!«, schrie Richie und stolzierte mit ausgebreiteten Armen umher. »Stan Uris lässt einen Kracher ab! Ein historischer Augenblick! Potzblitz-und-zugenäht!«
    »Hi«, sagte Stan zu Ben und schien Richie nicht weiter zu beachten.
    »Hallo«, erwiderte Ben. »Wir waren zusammen in der zweiten Klasse. Du warst doch der, der…«
    »…nie einen Ton gesagt hat«, beendet Stan den Satz lächelnd.
    »Richtig.«
    »Stan würde auch nichts sagen, wenn er den Mund voll Scheiße hätte«, sagte Richie. »Und das hat er oft, sehr oft. Potzblitz-und…«
    »Ha-Ha-Halt die K-Klappe, Richie«, sagte Bill.
    »Okay, aber zuerst muss ich euch leider sagen, dass es aussieht, als würdet ihr euren Damm verlieren. Das Tal wird bald überflutet sein. Frauen und Kinder zuerst!«
    Und ohne sich die Mühe zu machen, seine Turnschuhe auszuziehen oder seine Jeans hochzukrempeln, sprang er ins Wasser und begann, Grasstücke seitlich des Damms festzudrücken, wo die beharrliche Strömung die Füllung erneut auszuwaschen begann. Ein Stück Pflaster, das um einen Bügel seines Brillengestells gewickelt war, hatte sich etwas gelöst und das Ende flatterte gegen seine Wange, während er arbeitete. Bill fing Eddies Blick auf, lächelte ein wenig und zuckte die Achseln. Es war eben Richie. Er konnte einen zur Verzweiflung bringen … aber es war trotzdem schön, wenn er mit von der Partie war.
    Die nächste Stunde war mit Arbeiten am Damm schnell verstrichen. Richie befolgte Bens schüchterne Kommandos mit überraschender Bereitwilligkeit, führte seine Aufgaben mit irrsinniger Geschwindigkeit aus und meldete sich sofort wieder zur Stelle, um neue Befehle entgegenzunehmen. Diese bestätigte er dann mit einem militärischen Salut und dem Zusammenschlagen seiner durchnässten Hacken. Von Zeit zu Zeit nervte er die anderen mit einer seiner Stimmen: der deutsche Kommandant, Toodles, der englische Butler, der Senator aus den Südstaaten (der sich ein wenig wie Foghorn Leghorn von den Looney Tunes anhörte und später den Namen Buford Kissdrivel bekommen sollte), der Wochenschausprecher im Kino.
    Die Arbeit ging nicht nur gut voran, sondern auch rasend schnell. Und nun, während sie gegen kurz vor fünf am Ufer saßen, schien Richie recht zu behalten: Der Bach war völlig eingedämmt. Die Autotür, die Wellblechverkleidung und die alten Reifen bildeten den zweiten Dammabschnitt, der durch einen Riesenwall aus Lehm und Steinen abgestützt wurde. Bill, Ben und Richie rauchten; Stan lag auf dem Rücken. Ein Fremder hätte vermutet, dass er sich einfach den Himmel ansah, aber Eddie wusste es besser. Stan sah in die Bäume auf der anderen Seiten des Baches und hielt nach Vögeln Ausschau, die er abends in sein Vogelbuch eintragen könnte. Eddie selbst saß im Schneidersitz da; er fühlte sich angenehm müde und lethargisch und zufrieden. Er hatte die tollsten Freunde, die ein Junge sich nur wünschen konnte. Sie fühlten sich zusammen wohl. Besser konnte er die allgemeine Stimmung nicht beschreiben, und es bedurfte eigentlich auch keiner Beschreibung.
    Er schaute zu Ben hinüber, der seine halb gerauchte Zigarette linkisch hielt und häufig ausspuckte, als mochte er den Geschmack nicht besonders. Dann drückte er sie verstohlen aus und vergrub sie.
    Als er bemerkte, dass Eddie ihn beobachtet hatte, schaute er verlegen zur Seite.
    Eddies Blick schweifte weiter, und etwas in Bills Gesicht weckte sein Unbehagen. Bill blickte mit nachdenklichen blauen Augen über das Wasser hinweg auf die Bäume und Büsche am anderen Ufer. Sein Gesicht hatte einen grübelnden Ausdruck, und Eddie dachte, dass Bill richtig gequält aussah.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, blickte Bill plötzlich zu ihm hinüber. Eddie

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