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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hättest um ein Haar deine Finger verloren!«
    Bill schüttelte ihn ab. Er blätterte die Seiten um. Sein Gesicht war bleicher denn je, hatte aber einen grimmig entschlossenen Ausdruck, der Richie mehr ängstigte als alles andere. Bills Augen sahen fast wie die eines Wahnsinnigen aus. Seine verletzten Finger beschmierten Georgies Album mit Blut – jetzt sah es nicht nach Ketchup aus, aber wenn es getrocknet war, dann schon. Ja, dann schon.
    Und da war wieder die Innenstadt von Derry.
    Der Ford T stand mitten auf der Kreuzung. Die anderen Autos waren ebenfalls an ihren ursprünglichen Positionen erstarrt. Der auf die Kreuzung zugehende Mann hielt die Krempe seines Filzhutes fest, und sein Mantel war vom Wind gebläht.
    Die beiden Jungen waren verschwunden.
    Nirgends auf dem Foto waren Jungen zu sehen. Aber …
    »Schau«, flüsterte Richie und deutete auf eine Stelle des Bildes, wobei er sorgfältig darauf achtete, der Oberfläche nicht zu nahe zu kommen. Direkt über der niedrigen Betonmauer am Kanalrand war ein Bogen zu sehen – der obere Teil von etwas Rundem.
    Etwas wie einem Luftballon.

5
     
    Sie verließen das Zimmer und konnten gerade noch rechtzeitig die Tür schließen. Bills Mutter rief die Treppe hinauf: »Habt ihr gerauft?«, fragte sie scharf. »Ich habe ein Poltern gehört …«
    »N-N-ur ein b-bisschen, Mama«, sagte Bill und warf Richie einen warnenden Blick zu: Sei still.
    »Nun, ich möchte, dass ihr sofort damit aufhört. Es hat sich so angehört, als würde mir gleich die Decke auf den Kopf fallen.«
    »O-Okay, M-Mama.«
    Sie hörten, wie sich ihre Schritte von der Treppe entfernten. Bill hatte sein Taschentuch um die blutende Hand gewickelt; es sog sich allerdings schnell voll und würde bald anfangen zu tropfen. Sie gingen ins Bad am Korridorende, und er hielt die Hand unter kaltes Wasser, bis sie nicht mehr blutete. Nachdem die Schnittwunden gesäubert waren, sah man erst, dass sie dünn, aber entsetzlich tief waren. Beim Anblick der weißen Ränder und des roten Fleisches im Innern wurde Richie fast übel. Rasch verband er jeden Finger einzeln mit Pflaster.
    »B-B-Brennt höllisch!«, flüsterte Bill.
    »Warum musstest du aber auch deine Hand dort hineinstecken, du Volltrottel?«
    Bill betrachtete ernst seine verpflasterten Finger und schaute dann Richie an. »E-E-Es war der Cl-Cl-Clown«, sagte er. »E-E-Es war der Cl-Cl-Clown, der v-v-vorgab, Ge-Ge-Georgie zu sein.«
    »Das stimmt«, sagte Richie. »Wie es ein Clown war, der so getan hat, als wäre er eine Mumie, als Ben ihn gesehen hat. Und ein Clown, der sich für den kranken Landstreicher ausgegeben hat, den Eddie sah.«
    »Der Au-Au-Aussätzige.«
    »Richtig.«
    »Aber ist er wi-wi-wirklich ein Klau-Klau-Clown?«
    »Es ist ein Monster«, sagte Richie nüchtern. »Irgendein Monster. Irgendein Monster hier in Derry. Und es bringt Kinder um.«

6
     
    An einem Samstag, nicht lange nach dem Dammbau und -abriss in den Barrens, Mr. Nell und dem Vorfall mit dem Foto, sahen sich Richie, Ben und Beverly Marsh nicht einem, sondern zwei Monstern gegenüber – und dafür bezahlten sie auch noch. Diese Monster waren gruselig, aber nicht weiter gefährlich; sie jagten ihre Opfer nämlich auf der Leinwand des Aladdin-Kinos, während Richie, Ben und Bev auf dem Balkon im Zuschauerraum saßen und ihnen dabei zusahen.
    Eines der Monster war ein Werwolf (gespielt von Michael Landon), sogar ein sehr cooler Werwolf, denn selbst wenn er sich verwandelte, hatte er eine Elvis-Tolle. Das andere Monster war eine von einem Nachkommen Victor Frankensteins geschaffene Kreatur (gespielt von Gary Conway). Dieser Nachkomme verfütterte alle Leichenteile, die er für die Kreatur nicht brauchte, an Alligatoren in seinem Keller. Außerdem wurde noch gezeigt: eine Wochenschau mit der neuesten Pariser Mode und den letzten Vanguard-Raketenstarts in Cape Canaveral, zwei Cartoons der Warner Brothers, ein Cartoon mit Popeye, ein Cartoon mit dem kleinen Pinguin Chilly Willy (aus irgendeinem Grund lachte Richie sich jedes Mal über Chilly Willys Mütze kaputt) und Vorschauen, unter denen zumindest zwei Filme waren, die Richie unbedingt sehen wollte: I Married a Monster from Outer Space und Blob, Schrecken ohne Namen.
    Ben war während der ganzen Vorstellung sehr still. Er wäre vor dem Kino fast Henry, Belch und Victor in die Arme gelaufen, und Richie nahm an, dass das der Grund für seine Schweigsamkeit war. Ben aber hatte die Raufbolde, die unten im Zuschauerraum dicht vor

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